Schrift 85 Paper 85
Die Ursprünge der Anbetung The Origins of Worship
85:0.1 (944.1) DIE primitive Religion hatte einen biologischen Ursprung und nahm eine natürliche evolutionäre Entwicklung, wenn man von moralischen Verbänden und allen geistigen Einflüssen absieht. Die höheren Tiere haben Ängste, aber keine Einbildungen, folglich auch keine Religion. Der Mensch schafft seine primitive Religion aus seinen Ängsten und mit seinen Einbildungen. 85:0.1 (944.1) PRIMITIVE religion had a biologic origin, a natural evolutionary development, aside from moral associations and apart from all spiritual influences. The higher animals have fears but no illusions, hence no religion. Man creates his primitive religions out of his fears and by means of his illusions.
85:0.2 (944.2) In der Evolution der menschlichen Gattung erscheint die Anbetung in ihren primitiven Äußerungen, lange bevor der menschliche Verstand fähig ist, die komplexeren Vorstellungen vom hiesigen und jenseitigen Leben zu formulieren, die es verdienen, als Religion bezeichnet zu werden. Die frühe Religion war ihrem Wesen nach völlig intellektuell und fußte einzig auf den durch die Umstände geweckten Gedankenassoziationen. Die Gegenstände der Verehrung waren ganz und gar suggestiver Art; sie bestanden aus den Dingen der Natur, welche sich gerade in Reichweite befanden oder die den einfachen Gemütern der primitiven Urantianer in ihrer alltäglichen Erfahrung bedeutungsvoll erschienen. 85:0.2 (944.2) In the evolution of the human species, worship in its primitive manifestations appears long before the mind of man is capable of formulating the more complex concepts of life now and in the hereafter which deserve to be called religion. Early religion was wholly intellectual in nature and was entirely predicated on associational circumstances. The objects of worship were altogether suggestive; they consisted of the things of nature which were close at hand, or which loomed large in the commonplace experience of the simple-minded primitive Urantians.
85:0.3 (944.3) Als die Religion sich über die Anbetung der Natur hinausentwickelte, gewann sie Wurzeln geistigen Ursprungs, war aber trotzdem immer noch durch das soziale Umfeld bedingt. Mit fortschreitender Naturanbetung ersann sich die menschliche Vorstellungskraft eine Arbeitsteilung in der überirdischen Welt; es gab Naturgeister für Seen, Bäume, Wasserfälle, Regen und hundert andere gewöhnliche irdische Phänomene. 85:0.3 (944.3) When religion once evolved beyond nature worship, it acquired roots of spirit origin but was nevertheless always conditioned by the social environment. As nature worship developed, man’s concepts envisioned a division of labor in the supermortal world; there were nature spirits for lakes, trees, waterfalls, rain, and hundreds of other ordinary terrestrial phenomena.
85:0.4 (944.4) Zu irgendeinem Zeitpunkt hat der Mensch alles angebetet, was es auf der Erdoberfläche gibt, sich selber mit eingeschlossen. Er hat auch so ziemlich alles verehrt, was sich im Himmel und unter dem Erdboden nur ausdenken lässt. Der primitive Mensch fürchtete alle Äußerungen von Gewalt; er verehrte jedes Naturphänomen, das er nicht verstehen konnte. Die Beobachtung mächtiger Naturgewalten wie Stürme, Überschwemmungen, Erdbeben, Erdrutsche, Vulkane, Feuer, Hitze und Kälte beeindruckte den wachsenden Verstand des Menschen gewaltig. Immer noch werden die unerklärlichen Dinge des Lebens als „Handlungen Gottes“ und „geheimnisvolles Walten der Vorsehung“ bezeichnet. 85:0.4 (944.4) At one time or another mortal man has worshiped everything on the face of the earth, including himself. He has also worshiped about everything imaginable in the sky and beneath the surface of the earth. Primitive man feared all manifestations of power; he worshiped every natural phenomenon he could not comprehend. The observation of powerful natural forces, such as storms, floods, earthquakes, landslides, volcanoes, fire, heat, and cold, greatly impressed the expanding mind of man. The inexplicable things of life are still termed “acts of God” and “mysterious dispensations of Providence.”
1. Verehrung von Steinen und Bergen ^top 1. Worship of Stones and Hills ^top
85:1.1 (944.5) Der erste Gegenstand, den der sich entickelnde Mensch verehrte, war ein Stein. Noch heute verehrt das Volk der Kateri in Südindien einen Stein, und zahlreiche nordindische Stämme tun desgleichen. Jakob schlief auf einem Stein, weil er ihn verehrte; er salbte ihn sogar. Rahel verbarg eine Anzahl heiliger Steine in ihrem Zelt. 85:1.1 (944.5) The first object to be worshiped by evolving man was a stone. Today the Kateri people of southern India still worship a stone, as do numerous tribes in northern India. Jacob slept on a stone because he venerated it; he even anointed it. Rachel concealed a number of sacred stones in her tent.
85:1.2 (944.6) Die Steine waren es, die die frühen Menschen zuerst als etwas Außerordentliches beeindruckten wegen ihrer Art, sich so plötzlich an der Oberfläche eines bebauten Feldes oder einer Weide zu zeigen. Die Menschen unterließen es, die Erosion oder die Folgen des Umwendens der Erde zu berücksichtigen. Steine beeindruckten frühe Völker auch so sehr, weil sie häufig Tieren glichen. In den Bergen lenken zahlreiche Gesteinsformationen die Aufmerksamkeit des zivilisierten Menschen auf sich, weil sie so stark Tier- oder sogar Menschenköpfen ähnlich sehen. Aber den tiefsten Eindruck übten Meteorsteine aus, die die primitiven Menschen in flammender Großartigkeit durch die Atmosphäre sausen sahen. Sternschnuppen erfüllten die frühen Menschen mit heiligem Schrecken, und sie glaubten mühelos, dass solche leuchtenden Spuren das Vorübergehen eines Geistes auf seinem Weg zur Erde anzeigten. Kein Wunder, dass die Menschen dazu kamen, solche Phänomene anzubeten, ganz besonders wenn sie danach die Meteore entdeckten. Und das führte zu noch größerer Verehrung aller übrigen Steine. In Bengalen verehren viele einen Meteoren, der im Jahr 1880 zur Erde fiel. 85:1.2 (944.6) Stones first impressed early man as being out of the ordinary because of the manner in which they would so suddenly appear on the surface of a cultivated field or pasture. Men failed to take into account either erosion or the results of the overturning of soil. Stones also greatly impressed early peoples because of their frequent resemblance to animals. The attention of civilized man is arrested by numerous stone formations in the mountains which so much resemble the faces of animals and even men. But the most profound influence was exerted by meteoric stones which primitive humans beheld hurtling through the atmosphere in flaming grandeur. The shooting star was awesome to early man, and he easily believed that such blazing streaks marked the passage of a spirit on its way to earth. No wonder men were led to worship such phenomena, especially when they subsequently discovered the meteors. And this led to greater reverence for all other stones. In Bengal many worship a meteor which fell to earth in a.d. 1880.
85:1.3 (945.1) Alle alten Klans und Stämme hatten ihre heiligen Steine, und die meisten modernen Völker bringen bestimmten Steinarten — ihren Juwelen — eine gewisse Verehrung entgegen. In Indien wurde eine Gruppe von fünf Steinen verehrt; in Griechenland war es eine Sammlung von deren dreißig; bei den roten Menschen war es gewöhnlich ein Kreis aus Steinen. Die Römer warfen immer einen Stein in die Luft, wenn sie Jupiter anriefen. In Indien kann sogar bis auf den heutigen Tag ein Stein als Zeuge benutzt werden. In einigen Gegenden kann man einen Stein als Talisman des Gesetzes verwenden und aufgrund seines Prestiges einen Übeltäter vor Gericht ziehen. Aber gewöhnliche Sterbliche identifizieren die Gottheit nicht immer mit einem verehrungswürdigen Kultobjekt. Solche Fetische sind oft nur Symbole des wirklichen Gegenstands der Anbetung. 85:1.3 (945.1) All ancient clans and tribes had their sacred stones, and most modern peoples manifest a degree of veneration for certain types of stones—their jewels. A group of five stones was reverenced in India; in Greece it was a cluster of thirty; among the red men it was usually a circle of stones. The Romans always threw a stone into the air when invoking Jupiter. In India even to this day a stone can be used as a witness. In some regions a stone may be employed as a talisman of the law, and by its prestige an offender can be haled into court. But simple mortals do not always identify Deity with an object of reverent ceremony. Such fetishes are many times mere symbols of the real object of worship.
85:1.4 (945.2) Die Alten hatten eine besondere Ehrfurcht vor in Steinen enthaltenen Hohlräumen. Man nahm an, dass solch poröses Gestein bei der Heilung von Krankheiten außerordentlich wirkungsvoll sei. Die Ohren wurden nicht durchbohrt, um Steine zu tragen, aber man legte Steine in sie, um die Ohrhöhlen offen zu halten. Auch heutzutage noch machen abergläubische Menschen Löcher in Münzen. In Afrika machen die Eingeborenen viel Aufheben um ihre Fetischsteine. Es ist eine Tatsache, dass bei allen zurückgebliebenen Stämmen und Völkern die Steine immer noch von abergläubischer Verehrung umgeben sind. Auch heute noch ist der Steinkult auf der ganzen Welt weit verbreitet. Der Grabstein ist ein symbolisches Überbleibsel der in Stein gemeißelten Stand- und Götzenbilder im Zusammenhang mit dem Glauben an Geistwesen und an die Geister verstorbener Gefährten. 85:1.4 (945.2) The ancients had a peculiar regard for holes in stones. Such porous rocks were supposed to be unusually efficacious in curing diseases. Ears were not perforated to carry stones, but the stones were put in to keep the ear holes open. Even in modern times superstitious persons make holes in coins. In Africa the natives make much ado over their fetish stones. In fact, among all backward tribes and peoples stones are still held in superstitious veneration. Stone worship is even now widespread over the world. The tombstone is a surviving symbol of images and idols which were carved in stone in connection with beliefs in ghosts and the spirits of departed fellow beings.
85:1.5 (945.3) Auf die Anbetung der Steine folgte die Anbetung der Berge, und die ersten verehrten Berge waren große Gesteinsformationen. Rasch stellte sich der Glaube ein, dass die Götter auf den Bergen wohnten, so dass hohe Landerhebungen aus diesem zusätzlichen Grund verehrt wurden. Mit der Zeit verknüpfte man bestimmte Berge mit bestimmten Göttern, und sie wurden deshalb heilig. Die unwissenden und abergläubischen Ureinwohner glaubten, dass die Höhlen zur Unterwelt mit ihren bösen Geistern und Dämonen führten, im Gegensatz zu den Bergen, die mit den sich später herausbildenden Vorstellungen von guten Geistern und Gottheiten identifiziert wurden. 85:1.5 (945.3) Hill worship followed stone worship, and the first hills to be venerated were large stone formations. It presently became the custom to believe that the gods inhabited the mountains, so that high elevations of land were worshiped for this additional reason. As time passed, certain mountains were associated with certain gods and therefore became holy. The ignorant and superstitious aborigines believed that caves led to the underworld, with its evil spirits and demons, in contrast with the mountains, which were identified with the later evolving concepts of good spirits and deities.
2. Verehrung von Pflanzen und Bäumen ^top 2. Worship of Plants and Trees ^top
85:2.1 (945.4) Die Pflanzen wurden wegen der berauschenden Flüssigkeiten, die man aus ihnen gewann, zuerst gefürchtet und dann angebetet. Die primitiven Menschen glaubten, dass man durch den Rausch göttlich wurde. Man nahm an, dass in einer solchen Erfahrung etwas Ungewöhnliches und Heiliges liege. Auch heutzutage noch bezeichnet man den Alkohol als „Geist“. 85:2.1 (945.4) Plants were first feared and then worshiped because of the intoxicating liquors which were derived therefrom. Primitive man believed that intoxication rendered one divine. There was supposed to be something unusual and sacred about such an experience. Even in modern times alcohol is known as “spirits.”
85:2.2 (945.5) Die frühen Menschen betrachteten keimende Samen mit abergläubischem und heiligem Schrecken. Der Apostel Paulus war nicht der erste, der aus dem Keimen von Samen tiefen geistigen Anschauungsunterricht zog und darauf religiöse Glaubensvorstellungen gründete. 85:2.2 (945.5) Early man looked upon sprouting grain with dread and superstitious awe. The Apostle Paul was not the first to draw profound spiritual lessons from, and predicate religious beliefs on, the sprouting grain.
85:2.3 (945.6) Die Kulte der Baumverehrung finden sich bei den ältesten religiösen Gruppen. Alle frühen Heiraten wurden unter Bäumen abgehalten, und wenn Frauen Kinder wünschten, fand man sie manchmal draußen im Wald, wo sie liebevoll eine starke Eiche umarmten. Viele Pflanzen und Bäume wurden wegen ihrer wirklichen oder eingebildeten Heilkräfte verehrt. Die Wilden glaubten, dass alle chemischen Vorgänge auf direkte Einwirkung übernatürlicher Kräfte zurückgingen. 85:2.3 (945.6) The cults of tree worship are among the oldest religious groups. All early marriages were held under the trees, and when women desired children, they would sometimes be found out in the forest affectionately embracing a sturdy oak. Many plants and trees were venerated because of their real or fancied medicinal powers. The savage believed that all chemical effects were due to the direct activity of supernatural forces.
85:2.4 (945.7) Die Vorstellungen von Baumgeistern waren bei den verschiedenen Stämmen und Rassen sehr verschieden. Einige Bäume wurden von freundlichen Geistern bewohnt, andere beherbergten irreführende und grausame Geister. Die Finnen glaubten, dass in den meisten Bäumen freundliche Geister hausten. Die Schweizer misstrauten den Bäumen lange Zeit, weil sie überzeugt waren, dass verschlagene Geister in ihnen lebten. Die Bewohner Indiens und Ostrusslands empfinden die Baumgeister als grausam. Die Patagonier verehren die Bäume immer noch, so wie einst die frühen Semiten. Lange nachdem die Hebräer mit der Anbetung der Bäume aufgehört hatten, fuhren sie fort, ihre verschiedenen Gottheiten in Hainen zu verehren. Mit Ausnahme Chinas gab es einst einen weltweiten Kult des Baums des Lebens. 85:2.4 (945.7) Ideas about tree spirits varied greatly among different tribes and races. Some trees were indwelt by kindly spirits; others harbored the deceptive and cruel. The Finns believed that most trees were occupied by kind spirits. The Swiss long mistrusted the trees, believing they contained tricky spirits. The inhabitants of India and eastern Russia regard the tree spirits as being cruel. The Patagonians still worship trees, as did the early Semites. Long after the Hebrews ceased tree worship, they continued to venerate their various deities in the groves. Except in China, there once existed a universal cult of the tree of life.
85:2.5 (946.1) Der Glaube, dass Wasser oder kostbare Metalle unter der Erdoberfläche mittels einer hölzernen Wünschelrute ausgemacht werden können, ist ein Überrest der alten Baumkulte. Im Maibaum, im Weihnachtsbaum und in der abergläubischen Gewohnheit, Holz zu berühren, leben die einstigen Bräuche der Baumanbetung und der späteren Baumkulte fort. 85:2.5 (946.1) The belief that water or precious metals beneath the earth’s surface can be detected by a wooden divining rod is a relic of the ancient tree cults. The Maypole, the Christmas tree, and the superstitious practice of rapping on wood perpetuate certain of the ancient customs of tree worship and the later-day tree cults.
85:2.6 (946.2) Viele dieser frühesten Formen der Naturverehrung vermengten sich mit sich später entwickelnden Techniken der Anbetung, aber die ersten durch die mentalen Hilfsgeiste aktivierten Arten der Anbetung funktionierten lange bevor die neu erwachende religiöse Natur der Menschheit für den Stimulus geistiger Einwirkungen voll empfänglich wurde. 85:2.6 (946.2) Many of these earliest forms of nature veneration became blended with the later evolving techniques of worship, but the earliest mind-adjutant-activated types of worship were functioning long before the newly awakening religious nature of mankind became fully responsive to the stimulus of spiritual influences.
3. Die Verehrung von Tieren ^top 3. The Worship of Animals ^top
85:3.1 (946.3) Der primitive Mensch besaß ein ganz besonderes und kameradschaftliches Gefühl für die höheren Tiere. Seine Ahnen hatten unter ihnen gelebt und sich sogar mit ihnen gepaart. In Südasien glaubte man schon früh, dass die menschliche Seele in Tierform auf die Erde zurückkehre. Dieser Glaube war ein Nachhall der noch früheren Praxis der Tierverehrung. 85:3.1 (946.3) Primitive man had a peculiar and fellow feeling for the higher animals. His ancestors had lived with them and even mated with them. In southern Asia it was early believed that the souls of men came back to earth in animal form. This belief was a survival of the still earlier practice of worshiping animals.
85:3.2 (946.4) Die frühen Menschen verehrten die Tiere wegen ihrer Kraft und Schlauheit. Sie dachten, der scharfe Geruchsinn und das in große Ferne reichende Auge gewisser Geschöpfe bewiesen die Lenkung durch Geister. Alle Tiere sind zu irgendeiner Zeit durch die eine oder andere Rasse angebetet worden. Objekte der Verehrung waren ebenfalls Kreaturen, die als halb menschlich und halb tierisch galten, wie Zentauren und Meerjungfrauen. 85:3.2 (946.4) Early men revered the animals for their power and their cunning. They thought the keen scent and the farseeing eyes of certain creatures betokened spirit guidance. The animals have all been worshiped by one race or another at one time or another. Among such objects of worship were creatures that were regarded as half human and half animal, such as centaurs and mermaids.
85:3.3 (946.5) Die Hebräer verehrten die Schlangen bis in die Tage des Königs Hiskija, und die Hindus unterhalten immer noch freundliche Beziehungen zu ihren Hausschlangen. Die chinesische Drachenverehrung ist ein Überbleibsel des Schlangenkults. Die Weisheit der Schlange war ein Symbol der griechischen Medizin, und die moderne Ärzteschaft verwendet die Schlange immer noch als Emblem. Die Kunst der Schlangenbeschwörung geht auf die Tage der weiblichen Schamanen des Schlangenliebeskults zurück, die infolge täglicher Schlangenbisse immun, tatsächlich aber nach diesem Gift süchtig wurden und nicht mehr ohne es leben konnten. 85:3.3 (946.5) The Hebrews worshiped serpents down to the days of King Hezekiah, and the Hindus still maintain friendly relations with their house snakes. The Chinese worship of the dragon is a survival of the snake cults. The wisdom of the serpent was a symbol of Greek medicine and is still employed as an emblem by modern physicians. The art of snake charming has been handed down from the days of the female shamans of the snake love cult, who, as the result of daily snake bites, became immune, in fact, became genuine venom addicts and could not get along without this poison.
85:3.4 (946.6) Die Verehrung der Insekten und anderer Tiere verbreitete sich infolge einer späteren falschen Auslegung der Goldenen Regel — anderen (jeglicher Form des Lebens) zu tun, was man wünschte, sie täten es uns. Die Alten glaubten einst, dass alle Winde von den Vogelschwingen erzeugt würden, und deshalb fürchteten sie alle geflügelten Geschöpfe und beteten sie an. Die frühen Nordländer dachten, dass Sonnen- und Mondfinsternis durch einen Wolf, der einen Teil dieser Gestirne verzehrte, verursacht würden. Die Hindus stellen Vishnu oft mit einem Pferdekopf dar. Sehr oft steht ein Tiersymbol für irgendeinen vergessenen Gott oder einen verschwundenen Kult. Schon früh in der evolutionären Religion wurde das Lamm zum typischen Opfertier und die Taube zum Symbol für Frieden und Liebe. 85:3.4 (946.6) The worship of insects and other animals was promoted by a later misinterpretation of the golden rule—doing to others (every form of life) as you would be done by. The ancients once believed that all winds were produced by the wings of birds and therefore both feared and worshiped all winged creatures. The early Nordics thought that eclipses were caused by a wolf that devoured a portion of the sun or moon. The Hindus often show Vishnu with a horse’s head. Many times an animal symbol stands for a forgotten god or a vanished cult. Early in evolutionary religion the lamb became the typical sacrificial animal and the dove the symbol of peace and love.
85:3.5 (946.7) Symbolismus in der Religion ist in dem Maße gut oder schlecht, wie das Symbol die der Anbetung zugrunde liegende Idee bestehen lässt oder sich aber an ihre Stelle setzt. Und Symbolismus darf nicht mit offener Idolatrie verwechselt werden, welche tatsächlich den materiellen Gegenstand selber anbetet. 85:3.5 (946.7) In religion, symbolism may be either good or bad just to the extent that the symbol does or does not displace the original worshipful idea. And symbolism must not be confused with direct idolatry wherein the material object is directly and actually worshiped.
4. Verehrung der Elemente ^top 4. Worship of the Elements ^top
85:4.1 (946.8) Die Menschheit hat Erde, Luft, Wasser und Feuer angebetet. Die primitiven Rassen verehrten die Quellen und beteten die Flüsse an. Noch jetzt blüht in der Mongolei ein bedeutender Flusskult. Die Taufe wurde in Babylon zu einem religiösen Zeremoniell, und die Griechen praktizierten das jährliche rituelle Bad. Es fiel den Alten leicht sich vorzustellen, dass die Geister in sprudelnden Quellen, emporschießenden Fontänen, strömenden Flüssen und tosenden Wildbächen wohnten. Fließendes Wasser rief in diesen einfachen Gemütern den Glauben an eine Belebung durch Geister und übernatürliche Kräfte hervor. Manchmal wurde einem ertrinkenden Menschen aus Furcht, irgendeinen Flussgott zu beleidigen, die Hilfe verweigert. 85:4.1 (946.8) Mankind has worshiped earth, air, water, and fire. The primitive races venerated springs and worshiped rivers. Even now in Mongolia there flourishes an influential river cult. Baptism became a religious ceremonial in Babylon, and the Greeks practiced the annual ritual bath. It was easy for the ancients to imagine that the spirits dwelt in the bubbling springs, gushing fountains, flowing rivers, and raging torrents. Moving waters vividly impressed these simple minds with beliefs of spirit animation and supernatural power. Sometimes a drowning man would be refused succor for fear of offending some river god.
85:4.2 (947.1) Viele Dinge und zahlreiche Ereignisse haben in verschiedenen Zeitaltern auf verschiedene Völker als religiöse Stimuli gewirkt. Manche der Bergstämme Indiens verehren den Regenbogen bis auf den heutigen Tag. Sowohl in Indien als auch in Afrika wird geglaubt, der Regenbogen sei eine gewaltige Himmelsschlange; Hebräer und Christen betrachten ihn als „den Bogen des Versprechens“. Ebenso können Einflüsse, die in einem Teil der Welt als wohltätig empfunden werden, in einer anderen Region als bösartig gelten. Der Ostwind ist in Südamerika ein Gott, weil er Regen verspricht; in Indien ist er ein Dämon, weil er Staub bringt und Dürre verursacht. Die alten Beduinen glaubten, ein Naturgeist bewirke die Sandwirbel, und sogar zu den Zeiten Mose war der Glaube an Naturgeister stark genug, um in der hebräischen Theologie ihr Fortleben als Engel des Feuers, des Wassers und der Luft sicherzustellen. 85:4.2 (947.1) Many things and numerous events have functioned as religious stimuli to different peoples in different ages. A rainbow is yet worshiped by many of the hill tribes of India. In both India and Africa the rainbow is thought to be a gigantic celestial snake; Hebrews and Christians regard it as “the bow of promise.” Likewise, influences regarded as beneficent in one part of the world may be looked upon as malignant in other regions. The east wind is a god in South America, for it brings rain; in India it is a devil because it brings dust and causes drought. The ancient Bedouins believed that a nature spirit produced the sand whirls, and even in the times of Moses belief in nature spirits was strong enough to insure their perpetuation in Hebrew theology as angels of fire, water, and air.
85:4.3 (947.2) Wolken, Regen und Hagel wurden von zahlreichen primitiven Stämmen und vielen frühen Naturkulten gefürchtet und angebetet. Von Donner und Blitz begleitete Stürme erschreckten die frühen Menschen bis ins Mark. Diese Störungen der Elemente beeindruckten sie dermaßen, dass man den Donner für die Stimme eines erzürnten Gottes hielt. Feueranbetung und Furcht vor dem Blitz gingen Hand in Hand und waren unter vielen frühen Gruppen sehr verbreitet. 85:4.3 (947.2) Clouds, rain, and hail have all been feared and worshiped by numerous primitive tribes and by many of the early nature cults. Windstorms with thunder and lightning overawed early man. He was so impressed with these elemental disturbances that thunder was regarded as the voice of an angry god. The worship of fire and the fear of lightning were linked together and were widespread among many early groups.
85:4.4 (947.3) In den Gemütern der durch die Furcht tyrannisierten Sterblichen verband sich das Feuer mit Magie. Ein Anhänger der Magie wird sich lebhaft eines einzigen zufällig positiven Resultats bei der Anwendung seiner magischen Formeln erinnern, während er unbekümmert Dutzende negativer Resultate, hundertprozentiger Misserfolge, vergisst. Die Feueranbetung erreichte ihren Höhepunkt in Persien, wo sie sich lange hielt. Einige Stämme verehrten das Feuer als eine wirkliche Gottheit; andere verehrten es als das flammende Symbol des reinigenden und läuternden Geistes der Gottheiten, denen sie huldigten. Jungfräulichen Vestalinnen wurde das Amt anvertraut, über heilige Feuer zu wachen, und im zwanzigsten Jahrhundert brennen immer noch überall Kerzen als Teil des Rituals vieler religiöser Dienste. 85:4.4 (947.3) Fire was mixed up with magic in the minds of primitive fear-ridden mortals. A devotee of magic will vividly remember one positive chance result in the practice of his magic formulas, while he nonchalantly forgets a score of negative results, out-and-out failures. Fire reverence reached its height in Persia, where it long persisted. Some tribes worshiped fire as a deity itself; others revered it as the flaming symbol of the purifying and purging spirit of their venerated deities. Vestal virgins were charged with the duty of watching sacred fires, and in the twentieth century candles still burn as a part of the ritual of many religious services.
5. Anbetung der Himmelskörper ^top 5. Worship of the Heavenly Bodies ^top
85:5.1 (947.4) Die Anbetung von Felsen, Bergen, Bäumen und Tieren entwickelte sich über die furchtsame Verehrung der Elemente ganz natürlich hinauf zur Vergöttlichung von Sonne, Mond und Sternen. In Indien und anderswo sah man die Sterne als die verherrlichten Seelen großer Menschen an, die das irdische Leben abgelegt hatten. Die Anhänger des chaldäischen Sternkultes betrachteten sich selber als die Kinder des Himmelsvaters und der Erdenmutter. 85:5.1 (947.4) The worship of rocks, hills, trees, and animals naturally developed up through fearful veneration of the elements to the deification of the sun, moon, and stars. In India and elsewhere the stars were regarded as the glorified souls of great men who had departed from the life in the flesh. The Chaldean star cultists considered themselves to be the children of the sky father and the earth mother.
85:5.2 (947.5) Die Mondanbetung ging der Sonnenanbetung voraus. Die Verehrung des Mondes erreichte ihren Höhepunkt in der Jagdära, während die Sonnenverehrung zur religiösen Hauptzeremonie des darauf folgenden landwirtschaftlichen Zeitalters wurde. Die Sonnenanbetung schlug zuerst in Indien tiefe Wurzeln und dauerte dort auch am längsten. In Persien ließ die Sonnenverehrung den späteren mithraischen Kult entstehen. Viele Völker betrachteten die Sonne als Ahnherrin ihrer Könige. Die Chaldäer setzten sie in den Mittelpunkt der „sieben Universumskreise“. Spätere Zivilisationen ehrten sie, indem sie den ersten Wochentag auf ihren Namen tauften. 85:5.2 (947.5) Moon worship preceded sun worship. Veneration of the moon was at its height during the hunting era, while sun worship became the chief religious ceremony of the subsequent agricultural ages. Solar worship first took extensive root in India, and there it persisted the longest. In Persia sun veneration gave rise to the later Mithraic cult. Among many peoples the sun was regarded as the ancestor of their kings. The Chaldeans put the sun in the center of “the seven circles of the universe.” Later civilizations honored the sun by giving its name to the first day of the week.
85:5.3 (947.6) Der Sonnengott galt als der mystische Vater der von Jungfrauen geborenen Söhne der Bestimmung, von denen man glaubte, sie würden von Zeit zu Zeit begünstigten Rassen als Retter geschenkt. Diese übernatürlichen Kinder wurden immer den Wellen irgendeines heiligen Flusses überantwortet, um dann auf außergewöhnliche Weise gerettet zu werden, worauf sie heranwuchsen und zu wunderbaren Persönlichkeiten und Befreiern ihrer Völker wurden. 85:5.3 (947.6) The sun god was supposed to be the mystic father of the virgin-born sons of destiny who ever and anon were thought to be bestowed as saviors upon favored races. These supernatural infants were always put adrift upon some sacred river to be rescued in an extraordinary manner, after which they would grow up to become miraculous personalities and the deliverers of their peoples.
6. Anbetung des Menschen ^top 6. Worship of Man ^top
85:6.1 (948.1) Nachdem der Mensch auf dem Erdboden und droben im Himmel alles angebetet hatte, zögerte er nicht, nun auch sich selber mit solcher Anbetung zu ehren. Das einfache Gemüt des Wilden macht keine klaren Unterschiede zwischen Tieren, Menschen und Göttern. 85:6.1 (948.1) Having worshiped everything else on the face of the earth and in the heavens above, man has not hesitated to honor himself with such adoration. The simple-minded savage makes no clear distinction between beasts, men, and gods.
85:6.2 (948.2) Der frühe Mensch betrachtete alle ungewöhnlichen Personen als übermenschlich, und er fürchtete sich vor solchen Wesen so sehr, dass er sie in heiliger Scheu verehrte; in gewissem Maße betete er sie buchstäblich an. Sogar Zwillinge zu bekommen, betrachtete man entweder als großes Glück oder aber als großes Unglück. Geisteskranke, Epileptiker und Schwachsinnige wurden von ihren normalen Gefährten oft angebetet, weil sie glaubten, dass in solchen abnormen Wesen Götter wohnten. Priester, Könige und Propheten wurden verehrt; die heiligen Menschen von einst galten als von den Gottheiten inspiriert. 85:6.2 (948.2) Early man regarded all unusual persons as superhuman, and he so feared such beings as to hold them in reverential awe; to some degree he literally worshiped them. Even having twins was regarded as being either very lucky or very unlucky. Lunatics, epileptics, and the feeble-minded were often worshiped by their normal-minded fellows, who believed that such abnormal beings were indwelt by the gods. Priests, kings, and prophets were worshiped; the holy men of old were looked upon as inspired by the deities.
85:6.3 (948.3) Die Stammeshäuptlinge wurden nach ihrem Tod deifiziert. Später wurden hervorragende Seelen nach ihrem Ableben geheiligt. Ohne Beihilfe hat die Evolution für Götter nie einen höheren Ursprung angenommen als den von verherrlichten, erhobenen und weiterentwickelten Geistern dahingegangener Menschen. In der frühen Evolution schafft die Religion ihre eigenen Götter; im Verlauf der Offenbarung formulieren die Götter die Religion. Die evolutionäre Religion erschafft sich ihre Götter nach dem Bilde und der Ähnlichkeit des sterblichen Menschen; die offenbarte Religion versucht, den sterblichen Menschen nach und nach in das Bild und die Ähnlichkeit Gottes zu verwandeln. 85:6.3 (948.3) Tribal chiefs died and were deified. Later, distinguished souls passed on and were sainted. Unaided evolution never originated gods higher than the glorified, exalted, and evolved spirits of deceased humans. In early evolution religion creates its own gods. In the course of revelation the Gods formulate religion. Evolutionary religion creates its gods in the image and likeness of mortal man; revelatory religion seeks to evolve and transform mortal man into the image and likeness of God.
85:6.4 (948.4) Man sollte Geistergötter angeblich menschlichen Ursprungs und Naturgötter auseinander halten, denn die Anbetung der Natur brachte ein ganzes Pantheon hervor — Naturgeister, die in die Stellung von Göttern emporgehoben wurden. Die Naturkulte fuhren fort, sich neben den später erscheinenden Geisterkulten zu entwickeln, und beide beeinflussten einander. Viele religiöse Systeme besaßen eine doppelte Vorstellung von Gottheit — Naturgötter neben Geistergöttern. In einigen Theologien sind beide Vorstellungen eng verschlungen, wie das Beispiel Thors, eines Geisterhelden, belegt, der zugleich auch Herr des Blitzes war. 85:6.4 (948.4) The ghost gods, who are of supposed human origin, should be distinguished from the nature gods, for nature worship did evolve a pantheon—nature spirits elevated to the position of gods. The nature cults continued to develop along with the later appearing ghost cults, and each exerted an influence upon the other. Many religious systems embraced a dual concept of deity, nature gods and ghost gods; in some theologies these concepts are confusingly intertwined, as is illustrated by Thor, a ghost hero who was also master of the lightning.
85:6.5 (948.5) Aber die Anbetung des Menschen durch den Menschen erreichte ihren Höhepunkt, als zeitliche Herrscher solche Verehrung von ihren Untertanen forderten und sich zur Unterstützung ihres Anspruchs auf ihre Abstammung von der Gottheit beriefen. 85:6.5 (948.5) But the worship of man by man reached its height when temporal rulers commanded such veneration from their subjects and, in substantiation of such demands, claimed to have descended from deity.
7. Die Hilfsgeiste der Anbetung und Weisheit ^top 7. The Adjutants of Worship and Wisdom ^top
85:7.1 (948.6) Es mag scheinen, als sei die Anbetung der Natur in den Gemütern der primitiven Männer und Frauen ganz natürlich und spontan entstanden, und dem war auch so; aber in denselben primitiven Gemütern war all diese Zeit über der sechste Hilfsgeist am Werk, der in dieser menschlichen Evolutionsphase als richtungweisender Einfluss an die Völker verschenkt worden war. Und dieser Geist stimulierte beständig den in der menschlichen Gattung vorhandenen Trieb zur Anbetung, wie primitiv auch dessen erste Äußerungen sein mochten. Der Geist der Anbetung legte den definitiven Grund zum menschlichen Anbetungsdrang, auch wenn tierische Angst den Anlass zur Äußerung der Anbetung gab, und auch wenn sich deren frühe Praxis auf Gegenstände der Natur festlegte. 85:7.1 (948.6) Nature worship may seem to have arisen naturally and spontaneously in the minds of primitive men and women, and so it did; but there was operating all this time in these same primitive minds the sixth adjutant spirit, which had been bestowed upon these peoples as a directing influence of this phase of human evolution. And this spirit was constantly stimulating the worship urge of the human species, no matter how primitive its first manifestations might be. The spirit of worship gave definite origin to the human impulse to worship, notwithstanding that animal fear motivated the expression of worshipfulness, and that its early practice became centered upon objects of nature.
85:7.2 (948.7) Ihr müsst euch daran erinnern, dass Fühlen, und nicht Denken, in der ganzen evolutionären Entwicklung der führende und bestimmende Einfluss war. Das primitive Gemüt macht kaum einen Unterschied zwischen Fürchten, Ausweichen, Ehren und Anbeten. 85:7.2 (948.7) You must remember that feeling, not thinking, was the guiding and controlling influence in all evolutionary development. To the primitive mind there is little difference between fearing, shunning, honoring, and worshiping.
85:7.3 (948.8) Wenn der Anbetungsdrang durch Weisheit — durch meditatives und sich auf Erfahrung stützendes Denken — zurechtgewiesen und geführt wird, beginnt er, in das Phänomen eigentlicher Religion überzugehen. Wenn der siebente Hilfsgeist, der Geist der Weisheit, wirksam in Aktion tritt, dann beginnt die Anbetung, sich von der Natur und den natürlichen Gegenständen weg- und dem Gott der Natur und dem ewigen Schöpfer aller natürlichen Dinge zuzuwenden. 85:7.3 (948.8) When the worship urge is admonished and directed by wisdom—meditative and experiential thinking—it then begins to develop into the phenomenon of real religion. When the seventh adjutant spirit, the spirit of wisdom, achieves effective ministration, then in worship man begins to turn away from nature and natural objects to the God of nature and to the eternal Creator of all things natural.
85:7.4 (949.1) [Dargeboten von einem Leuchtenden Abendstern Nebadons.] 85:7.4 (949.1) [Presented by a Brilliant Evening Star of Nebadon.]