Schrift 94 Paper 94
Die Lehren Melchisedeks im Orient The Melchizedek Teachings in the Orient
94:0.1 (1027.1) DIE frühen Lehrer der Religion von Salem drangen bis zu den abgelegensten Stämmen Afrikas und Eurasiens vor und predigten unablässig Machiventas Evangelium vom Glauben des Menschen an den einen universalen Gott und von seinem Vertrauen in ihn als einzigem zu bezahlenden Preis, um göttliche Gunst zu erlangen. Melchisedeks Bund mit Abraham war der Leitfaden der gesamten frühen Propaganda, die von Salem und anderen Zentren ausging. Keine Religion Urantias hat je enthusiastischere und dynamischere Missionare gehabt als diese edlen Männer und Frauen, die die Lehren Melchisedeks in die ganze östliche Hemisphäre hinaustrugen. Die Missionare stammten aus vielen Völkern und Rassen, und sie verbreiteten ihre Lehren großenteils durch einheimische Bekehrte. Sie errichteten an verschiedenen Orten der Welt Schulungszentren, wo sie die Einheimischen die Religion von Salem lehrten und dann den Schülern den Auftrag erteilten, unter ihren eigenen Leuten als Lehrer zu wirken. 94:0.1 (1027.1) THE early teachers of the Salem religion penetrated to the remotest tribes of Africa and Eurasia, ever preaching Machiventa’s gospel of man’s faith and trust in the one universal God as the only price of obtaining divine favor. Melchizedek’s covenant with Abraham was the pattern for all the early propaganda that went out from Salem and other centers. Urantia has never had more enthusiastic and aggressive missionaries of any religion than these noble men and women who carried the teachings of Melchizedek over the entire Eastern Hemisphere. These missionaries were recruited from many peoples and races, and they largely spread their teachings through the medium of native converts. They established training centers in different parts of the world where they taught the natives the Salem religion and then commissioned these pupils to function as teachers among their own people.
1. Die Lehren von Salem im vedischen Indien ^top 1. The Salem Teachings in Vedic India ^top
94:1.1 (1027.2) In den Tagen Melchisedeks war Indien ein kosmopolitisches Land, das kurz zuvor unter die politische und religiöse Herrschaft der aus Norden und Westen einfallenden arisch-anditischen Eroberer geraten war. Zu diesem Zeitpunkt waren nur die nördlichen und westlichen Teile der Halbinsel stark von Ariern durchdrungen. Die vedischen Neuankömmlinge hatten ihre vielen Stammesgottheiten mit sich gebracht. Ihre religiösen Formen der Verehrung hielten sich eng an die zeremoniellen Praktiken ihrer anditischen Vorfahren, indem der Vater immer noch als Priester und die Mutter als Priesterin wirkten und der Familienherd als Altar diente. 94:1.1 (1027.2) In the days of Melchizedek, India was a cosmopolitan country which had recently come under the political and religious dominance of the Aryan-Andite invaders from the north and west. At this time only the northern and western portions of the peninsula had been extensively permeated by the Aryans. These Vedic newcomers had brought along with them their many tribal deities. Their religious forms of worship followed closely the ceremonial practices of their earlier Andite forebears in that the father still functioned as a priest and the mother as a priestess, and the family hearth was still utilized as an altar.
94:1.2 (1027.3) Der vedische Kult befand sich damals in einem Wachstums- und Umwandlungsprozess unter der Leitung der brahmanischen Kaste der Lehrer-Priester, die allmählich die Kontrolle über das wachsende Anbetungsritual übernahm. Die Durchmischung der einst dreiunddreißig arischen Gottheiten war in vollem Gang, als die Missionare aus Salem den Norden Indiens betraten. 94:1.2 (1027.3) The Vedic cult was then in process of growth and metamorphosis under the direction of the Brahman caste of teacher-priests, who were gradually assuming control over the expanding ritual of worship. The amalgamation of the onetime thirty-three Aryan deities was well under way when the Salem missionaries penetrated the north of India.
94:1.3 (1027.4) Der Polytheismus dieser Arier stellte eine Degeneration ihres früheren Monotheismus dar, der durch ihre Aufsplitterung in Stammeseinheiten verursacht worden war, wobei jeder Stamm seinen eigenen Gott verehrte. Dieser entartete ursprüngliche Monotheismus und Trinitarismus des anditischen Mesopotamien durchlief in den ersten Jahrhunderten des zweiten Millenniums vor Christus einen Prozess neuer Synthese. Die vielen Götter wurden zu einem Pantheon organisiert unter der dreieinigen Führung von Dyaus Pitar, dem Herrn des Himmels, Indra, dem Sturmherrn der Atmosphäre und Agni, dem dreiköpfigen Feuergott und Herrn der Erde und Restsymbol eines früheren Trinitätskonzepts. 94:1.3 (1027.4) The polytheism of these Aryans represented a degeneration of their earlier monotheism occasioned by their separation into tribal units, each tribe having its venerated god. This devolution of the original monotheism and trinitarianism of Andite Mesopotamia was in process of resynthesis in the early centuries of the second millennium before Christ. The many gods were organized into a pantheon under the triune leadership of Dyaus pitar, the lord of heaven; Indra, the tempestuous lord of the atmosphere; and Agni, the three-headed fire god, lord of the earth and the vestigial symbol of an earlier Trinity concept.
94:1.4 (1027.5) Ausgesprochen henotheistische Tendenzen ebneten den Weg für einen entwickelten Monotheismus. Agni, die älteste Gottheit, wurde oft als väterliches Oberhaupt des gesamten Pantheons gefeiert. Das Gottheit-Vater-Prinzip, manchmal Prajapati genannt, manchmal als Brahma bezeichnet, ging in der theologischen Schlacht unter, welche die brahmanischen Priester später den Lehrern aus Salem lieferten. Das Brahman wurde als das göttliche Energieprinzip begriffen, welches das ganze vedische Pantheon aktivierte. 94:1.4 (1027.5) Definite henotheistic developments were paving the way for an evolved monotheism. Agni, the most ancient deity, was often exalted as the father-head of the entire pantheon. The deity-father principle, sometimes called Prajapati, sometimes termed Brahma, was submerged in the theologic battle which the Brahman priests later fought with the Salem teachers. The Brahman was conceived as the energy-divinity principle activating the entire Vedic pantheon.
94:1.5 (1028.1) Die Missionare aus Salem predigten den einen Gott Melchisedeks, den Allerhöchsten des Himmels. Dieses Gottesbild war nicht völlig unvereinbar mit dem im Entstehen begriffenen Vater-Brahma-Konzept als dem Ursprung aller Götter, aber die Salem-Doktrin kannte keine Rituale und lief deshalb den Dogmen, Traditionen und Lehren der brahmanischen Priesterschaft direkt zuwider. Nie wollten die brahmanischen Priester die Lehre aus Salem annehmen, wonach der Glaube allein rettet und Gottes Gunst ohne rituelle Praktiken und Opferzeremonien erlangt werden kann. 94:1.5 (1028.1) The Salem missionaries preached the one God of Melchizedek, the Most High of heaven. This portrayal was not altogether disharmonious with the emerging concept of the Father-Brahma as the source of all gods, but the Salem doctrine was nonritualistic and hence ran directly counter to the dogmas, traditions, and teachings of the Brahman priesthood. Never would the Brahman priests accept the Salem teaching of salvation through faith, favor with God apart from ritualistic observances and sacrificial ceremonials.
94:1.6 (1028.2) Die Zurückweisung des Evangeliums Melchisedeks vom Vertrauen in Gott und von der Errettung durch den Glauben stellte für Indien einen entscheidenden Wendepunkt dar. Die Missionare aus Salem hatten viel zum Verschwinden des Glaubens an all die vedischen Götter beigetragen, aber die führenden vedischen Priester weigerten sich, die Lehre von einem einzigen Gott und einem einfachen Glauben anzunehmen. 94:1.6 (1028.2) The rejection of the Melchizedek gospel of trust in God and salvation through faith marked a vital turning point for India. The Salem missionaries had contributed much to the loss of faith in all the ancient Vedic gods, but the leaders, the priests of Vedism, refused to accept the Melchizedek teaching of one God and one simple faith.
94:1.7 (1028.3) In dem Bemühen, die Lehrer aus Salem zu bekämpfen, trafen die Brahmanen unter den heiligen Schriften jener Tage eine Auswahl, und diese Zusammenstellung, die später noch überarbeitet wurde, hat sich als Rigveda, als eines der ältesten heiligen Bücher, bis in die heutige Zeit erhalten. Ihm folgten die zweite, dritte und vierte Veda, mit denen die Bramanen versuchten, ihre Anbetungs- und Opferrituale für die Völker jener Tage zwingend zu kristallisieren, zu formalisieren und zu fixieren. Im Besten, was sie enthalten, kommen diese Schriften an Schönheit des Konzepts und an Wahrheit der Erkenntnis jeder anderen Sammlung ähnlichen Charakters gleich. Aber immer mehr wurde diese hoch stehende Religion durch die Tausende und Abertausende von abergläubischen Vorstellungen, Kulten und Ritualen Südindiens infiziert und verwandelte sich allmählich in das buntscheckigste aller jemals von Sterblichen entwickelten theologischen Systeme. Beim Durchgehen der Veden wird man einige der höchsten und einige der allerniedrigsten jemals konzipierten Gottesvorstellungen entdecken. 94:1.7 (1028.3) The Brahmans culled the sacred writings of their day in an effort to combat the Salem teachers, and this compilation, as later revised, has come on down to modern times as the Rig-Veda, one of the most ancient of sacred books. The second, third, and fourth Vedas followed as the Brahmans sought to crystallize, formalize, and fix their rituals of worship and sacrifice upon the peoples of those days. Taken at their best, these writings are the equal of any other body of similar character in beauty of concept and truth of discernment. But as this superior religion became contaminated with the thousands upon thousands of superstitions, cults, and rituals of southern India, it progressively metamorphosed into the most variegated system of theology ever developed by mortal man. An examination of the Vedas will disclose some of the highest and some of the most debased concepts of Deity ever to be conceived.
2. Brahmanismus ^top 2. Brahmanism ^top
94:2.1 (1028.4) Als die Missionare aus Salem nach Süden in den drawidischen Dekhan vorstießen, begegneten sie einem zunehmenden Kastensystem, jener von den Ariern getroffenen Maßnahme, die den Verlust der rassischen Identität angesichts der anschwellenden Flut sekundärer Sangikvölker verhindern sollte. Da die brahmanische Priesterkaste die Essenz dieses Systems war, verzögerte diese gesellschaftliche Ordnung den Fortschritt der Lehrer aus Salem beträchtlich. Das Kastensystem vermochte die arische Rasse nicht zu retten, hingegen gelang es ihm, die Brahmanen fortbestehen zu lassen, die ihre religiöse Hegemonie in Indien bis auf den heutigen Tag aufrechterhalten haben. 94:2.1 (1028.4) As the Salem missionaries penetrated southward into the Dravidian Deccan, they encountered an increasing caste system, the scheme of the Aryans to prevent loss of racial identity in the face of a rising tide of the secondary Sangik peoples. Since the Brahman priest caste was the very essence of this system, this social order greatly retarded the progress of the Salem teachers. This caste system failed to save the Aryan race, but it did succeed in perpetuating the Brahmans, who, in turn, have maintained their religious hegemony in India to the present time.
94:2.2 (1028.5) Jetzt wurde mit der Schwächung des Vedismus durch die Ablehnung höherer Wahrheit der Kult der Arier anfälliger für die immer mächtigeren Einflüsse aus dem Dekhan. In ihrem verzweifelten Bemühen, sich der Woge entgegenzustemmen, die sie mit rassischem Verlöschen und religiöser Ausradierung bedrohte, versuchte die Kaste der Brahmanen, sich über alles andere zu erheben. Sie lehrten, dass das der Gottheit dargebrachte Opfer in sich selbst allwirksam sei, dass seine Macht allbezwingend sei. Sie verkündeten, dass von den beiden wesentlichen göttlichen Prinzipien des Universums das eine die Gottheit Brahman und das andere die Priesterschaft Brahmans sei. In keinen anderen urantianischen Völkern maßten die Priester sich an, sich sogar über ihre Götter zu stellen, die ihren Göttern zustehenden Ehren an sich selber weiterzuleiten. Aber sie trieben ihre anmaßenden Ansprüche in so absurder Weise auf die Spitze, dass das ganze zweifelhafte System bei der Begegnung mit den verderblichen Kulten, die von den weniger fortgeschrittenen Zivilisationen der Umgebung hereinströmten, zusammenbrach. Die riesige vedische Priesterschaft wusste nicht mehr weiter und versank in den schwarzen Fluten der Trägheit und des Pessimismus, den ihre eigene selbstsüchtige und unweise Anmaßung über ganz Indien gebracht hatte. 94:2.2 (1028.5) And now, with the weakening of Vedism through the rejection of higher truth, the cult of the Aryans became subject to increasing inroads from the Deccan. In a desperate effort to stem the tide of racial extinction and religious obliteration, the Brahman caste sought to exalt themselves above all else. They taught that the sacrifice to deity in itself was all-efficacious, that it was all-compelling in its potency. They proclaimed that, of the two essential divine principles of the universe, one was Brahman the deity, and the other was the Brahman priesthood. Among no other Urantia peoples did the priests presume to exalt themselves above even their gods, to relegate to themselves the honors due their gods. But they went so absurdly far with these presumptuous claims that the whole precarious system collapsed before the debasing cults which poured in from the surrounding and less advanced civilizations. The vast Vedic priesthood itself floundered and sank beneath the black flood of inertia and pessimism which their own selfish and unwise presumption had brought upon all India.
94:2.3 (1029.1) Die ungebührliche Selbstbezogenheit führte zwangsläufig zu der Furcht vor einem nichtevolutionären Fortdauern des Selbst in einem endlosen Kreis aufeinanderfolgender Inkarnationen als Mensch, Tier oder Unkraut. Und von allen verseuchenden Glaubensvorstellungen, die sich dem anhefteten, was vielleicht ein erwachender Monotheismus war, war keine verdummender als der Glaube an Seelenwanderung — die Lehre von der Reinkarnation der Seelen — die aus dem drawidischen Dekhan kam. Dieser Glaube an den müden und monotonen Kreislauf wiederholter Seelenwanderungen beraubte die kämpfenden Sterblichen ihrer lange gehegten Hoffnung, im Tod jene Erlösung und geistige Beförderung zu finden, die ein Teil des früheren vedischen Glaubens gewesen war. 94:2.3 (1029.1) The undue concentration on self led certainly to a fear of the nonevolutionary perpetuation of self in an endless round of successive incarnations as man, beast, or weeds. And of all the contaminating beliefs which could have become fastened upon what may have been an emerging monotheism, none was so stultifying as this belief in transmigration—the doctrine of the reincarnation of souls—which came from the Dravidian Deccan. This belief in the weary and monotonous round of repeated transmigrations robbed struggling mortals of their long-cherished hope of finding that deliverance and spiritual advancement in death which had been a part of the earlier Vedic faith.
94:2.4 (1029.2) Auf diese philosophisch entkräftende Lehre folgte bald die Erfindung der Doktrin, nach welcher man dem Selbst auf ewig entrinnen kann, indem man in die universale Ruhe und den universalen Frieden der absoluten Einheit mit Brahman, der Überseele der gesamten Schöpfung, eintaucht. Irdisches Wünschen und menschlicher Ehrgeiz wurden wirkungsvoll erdrosselt und praktisch zerstört. Über zweitausend Jahre lang haben die besseren Geister Indiens danach getrachtet, jeglichem Wünschen zu entrinnen, und so wurden die Türen für den Eintritt jener späteren Kulte und Lehren weit geöffnet, welche die Seelen vieler Hinduvölker praktisch in die Ketten geistiger Hoffnungslosigkeit gelegt haben. Von allen Zivilisationen bezahlte die vedisch-arische den schrecklichsten Preis für ihre Zurückweisung des Evangeliums von Salem. 94:2.4 (1029.2) This philosophically debilitating teaching was soon followed by the invention of the doctrine of the eternal escape from self by submergence in the universal rest and peace of absolute union with Brahman, the oversoul of all creation. Mortal desire and human ambition were effectually ravished and virtually destroyed. For more than two thousand years the better minds of India have sought to escape from all desire, and thus was opened wide the door for the entrance of those later cults and teachings which have virtually shackled the souls of many Hindu peoples in the chains of spiritual hopelessness. Of all civilizations, the Vedic-Aryan paid the most terrible price for its rejection of the Salem gospel.
94:2.5 (1029.3) Die Kaste allein konnte das arische religiös-kulturelle System nicht am Leben erhalten, und mit dem Vordringen der tieferstehenden Religionen des Dekhans in den Norden entwickelte sich dort ein Zeitalter der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. In diesen dunklen Tagen entstand der Kult, kein Leben zu vernichten, und er hat sich seit damals immer gehalten. Viele der neuen Kulte waren klar atheistisch, indem sie erklärten, dass die einzige dem Menschen mögliche Rettung in seinen eigenen, durch nichts unterstützten Anstrengungen läge. Aber in einem Großteil all dieser unglückseligen Philosophie kann man verzerrte Überreste der Lehren Melchisedeks und sogar Adams nachweisen. 94:2.5 (1029.3) Caste alone could not perpetuate the Aryan religio-cultural system, and as the inferior religions of the Deccan permeated the north, there developed an age of despair and hopelessness. It was during these dark days that the cult of taking no life arose, and it has ever since persisted. Many of the new cults were frankly atheistic, claiming that such salvation as was attainable could come only by man’s own unaided efforts. But throughout a great deal of all this unfortunate philosophy, distorted remnants of the Melchizedek and even the Adamic teachings can be traced.
94:2.6 (1029.4) Das waren die Zeiten, in denen die späteren Schriften des Hinduglaubens, die Brahmanas und Upanischaden, zusammengestellt wurden. Nachdem die brahmanische Priesterschaft die Lehren einer persönlichen Religion durch die persönliche Glaubenserfahrung mit dem einen Gott zurückgewiesen hatte und nachdem sie mit der Flut erniedrigender und entkräftender Kulte und Kredos aus dem Dekhan mit ihren Anthropomorphismen und Reinkarnationen infiziert worden war, reagierte sie auf einmal mit Heftigkeit gegen diese verderblichen Glaubensvorstellungen; es gab eine entschiedene Anstrengung, wahre Wirklichkeit zu finden. Die Brahmanen gingen daran, das indische Gottheitskonzept von der Vermenschlichung zu befreien, aber dabei stolperten sie in den schweren Fehler, die Gottesvorstellung zu entpersönlichen, und kamen schließlich nicht auf ein erhabenes und geistiges Ideal vom Paradies-Vater, sondern auf eine distanzierte und metaphysische Idee eines allumfassenden Absoluten. 94:2.6 (1029.4) These were the times of the compilation of the later scriptures of the Hindu faith, the Brahmanas and the Upanishads. Having rejected the teachings of personal religion through the personal faith experience with the one God, and having become contaminated with the flood of debasing and debilitating cults and creeds from the Deccan, with their anthropomorphisms and reincarnations, the Brahmanic priesthood experienced a violent reaction against these vitiating beliefs; there was a definite effort to seek and to find true reality. The Brahmans set out to deanthropomorphize the Indian concept of deity, but in so doing they stumbled into the grievous error of depersonalizing the concept of God, and they emerged, not with a lofty and spiritual ideal of the Paradise Father, but with a distant and metaphysical idea of an all-encompassing Absolute.
94:2.7 (1029.5) In ihren Bemühungen um Selbsterhaltung hatten die Brahmanen den einen Gott Melchisedeks zurückgewiesen, und jetzt fanden sie sich der Hypothese vom Brahman gegenüber, jenem unbestimmten und illusorischen philosophischen Selbst, jenem unpersönlichen und ohnmächtigen Es, das das geistige Leben Indiens von jenem unglücklichen Tag an bis ins zwanzigste Jahrhundert in einem hilflos darniederliegenden Zustand belassen hat. 94:2.7 (1029.5) In their efforts at self-preservation the Brahmans had rejected the one God of Melchizedek, and now they found themselves with the hypothesis of Brahman, that indefinite and illusive philosophic self, that impersonal and impotent it which has left the spiritual life of India helpless and prostrate from that unfortunate day to the twentieth century.
94:2.8 (1029.6) Zur Zeit der Niederschrift der Upanischaden blühte in Indien der Buddhismus auf. Aber trotz seiner tausend Jahre währenden Erfolge konnte er gegen den späteren Hinduismus nicht aufkommen; trotz seiner höheren Sittlichkeit war sein Gottesbild noch weniger scharf gezeichnet als das des Hinduismus, der geringere und persönliche Gottheiten anbot. Der Buddhismus musste in Nordindien schließlich dem Ansturm eines militanten Islam mit seiner klaren Vorstellung von Allah als höchstem Gott des Universums weichen. 94:2.8 (1029.6) It was during the times of the writing of the Upanishads that Buddhism arose in India. But despite its successes of a thousand years, it could not compete with later Hinduism; despite a higher morality, its early portrayal of God was even less well-defined than was that of Hinduism, which provided for lesser and personal deities. Buddhism finally gave way in northern India before the onslaught of a militant Islam with its clear-cut concept of Allah as the supreme God of the universe.
3. Brahmanische Philosophie ^top 3. Brahmanic Philosophy ^top
94:3.1 (1030.1) Obwohl kaum eine Religion, war die höchste Form des Brahmanismus wahrhaft einer der edelsten Vorstöße menschlichen Denkens in die Bereiche von Philosophie und Metaphysik. Nachdem sich indisches Denken einmal zu der Entdeckung letztendlicher Realität aufgemacht hatte, hielt es nicht mehr inne, bis es über fast jeden Aspekt der Theologie nachgesonnen hatte, außer über das wesentliche doppelte Konzept der Religion: die Existenz des Universalen Vaters aller Universumsgeschöpfe und die Tatsache der aufsteigenden Universumserfahrung ebendieser Geschöpfe auf der Suche nach dem ewigen Vater, der ihnen geboten hat, ebenso vollkommen zu sein, wie er selber vollkommen ist. 94:3.1 (1030.1) While the highest phase of Brahmanism was hardly a religion, it was truly one of the most noble reaches of the mortal mind into the domains of philosophy and metaphysics. Having started out to discover final reality, the Indian mind did not stop until it had speculated about almost every phase of theology excepting the essential dual concept of religion: the existence of the Universal Father of all universe creatures and the fact of the ascending experience in the universe of these very creatures as they seek to attain the eternal Father, who has commanded them to be perfect, even as he is perfect.
94:3.2 (1030.2) Mit dem Konzept des Brahman strebten die Denker jener Tage aufrichtig nach der Idee eines alles durchdringenden Absoluten, da dieses Postulat zugleich mit der schöpferischen Energie und mit der kosmischen Reaktion identifiziert wurde. Sie stellten sich Brahman als jenseits jeglicher Definition vor, erfassbar einzig durch die sukzessive Negation aller endlichen Eigenschaften. Es war eindeutig ein Glaube an ein absolutes, sogar an ein unendliches Wesen, aber dieses Konzept entbehrte weitgehend persönlicher Attribute und war deshalb durch individuelle Gläubige nicht erfahrbar. 94:3.2 (1030.2) In the concept of Brahman the minds of those days truly grasped at the idea of some all-pervading Absolute, for this postulate was at one and the same time identified as creative energy and cosmic reaction. Brahman was conceived to be beyond all definition, capable of being comprehended only by the successive negation of all finite qualities. It was definitely a belief in an absolute, even an infinite, being, but this concept was largely devoid of personality attributes and was therefore not experiencible by individual religionists.
94:3.3 (1030.3) Brahman-Narayana war gedacht als das Absolute, als das unendliche ES IST, als anfängliches schöpferisches Urvermögen des potentiellen Kosmos, als das Universelle Selbst, das statisch und potentiell in aller Ewigkeit existiert. Wären die Philosophen jener Tage fähig gewesen, den nächsten Durchbruch in der Gottheitsvorstellung zu vollziehen, wären sie fähig gewesen, sich das Brahman als assoziativ und schöpferisch vorzustellen, als eine Persönlichkeit, der sich erschaffene und sich entwickelnde Wesen nähern können, dann wäre eine solche Lehre wohl zur fortgeschrittensten Darstellung der Gottheit auf Urantia geworden, da sie die fünf ersten Ebenen der gesamten Gottheitsfunktion in sich geschlossen und möglicherweise die restlichen zwei ins Auge gefasst hätte. 94:3.3 (1030.3) Brahman-Narayana was conceived as the Absolute, the infinite IT IS, the primordial creative potency of the potential cosmos, the Universal Self existing static and potential throughout all eternity. Had the philosophers of those days been able to make the next advance in deity conception, had they been able to conceive of the Brahman as associative and creative, as a personality approachable by created and evolving beings, then might such a teaching have become the most advanced portraiture of Deity on Urantia since it would have encompassed the first five levels of total deity function and might possibly have envisioned the remaining two.
94:3.4 (1030.4) In gewissen Phasen führte das Konzept der Einen Universalen Überseele als der Gesamtheit oder Summe aller Geschöpfesexistenz die indischen Philosophen sehr nahe an die Wahrheit des Supremen Wesens heran, aber diese Wahrheit half ihnen nicht weiter, weil es ihnen nicht gelang, irgendeinen gangbaren oder vernünftigen Weg zu entwickeln, auf dem ihr theoretisches monotheistisches Ziel des Brahman-Narayana hätte erreicht werden können. 94:3.4 (1030.4) In certain phases the concept of the One Universal Oversoul as the totality of the summation of all creature existence led the Indian philosophers very close to the truth of the Supreme Being, but this truth availed them naught because they failed to evolve any reasonable or rational personal approach to the attainment of their theoretic monotheistic goal of Brahman-Narayana.
94:3.5 (1030.5) Auch das Karma-Prinzip der Kontinuität in der Kausalität kommt der sich in der Gottheitsgegenwart des Supremen vollziehenden Synthese aller sich in Zeit und Raum abspielenden und aufeinander einwirkenden Handlungen sehr nahe; aber dieses Postulat sah nie ein koordiniertes persönliches Erreichen der Gottheit durch den einzelnen Gläubigen vor, nur ein letztendliches Aufgehen aller Persönlichkeit in der Universalen Überseele. 94:3.5 (1030.5) The karma principle of causality continuity is, again, very close to the truth of the repercussional synthesis of all time-space actions in the Deity presence of the Supreme; but this postulate never provided for the co-ordinate personal attainment of Deity by the individual religionist, only for the ultimate engulfment of all personality by the Universal Oversoul.
94:3.6 (1030.6) Die Philosophie des Brahmanismus kam der Einsicht in die innewohnende Gegenwart der Gedankenjustierer ebenfalls sehr nahe; nur wurde diese durch das falsche Verständnis der Wahrheit entstellt. Die Lehre, dass die Seele das Innewohnen des Brahman ist, hätte einer fortgeschrittenen Religion den Weg geebnet, wäre diese Vorstellung nicht durch den Glauben, dass es außer dieser innewohnenden Gegenwart des Universalen Einen keine menschliche Individualität gebe, so vollständig verdorben worden. 94:3.6 (1030.6) The philosophy of Brahmanism also came very near to the realization of the indwelling of the Thought Adjusters, only to become perverted through the misconception of truth. The teaching that the soul is the indwelling of the Brahman would have paved the way for an advanced religion had not this concept been completely vitiated by the belief that there is no human individuality apart from this indwelling of the Universal One.
94:3.7 (1030.7) Die Doktrin der Auflösung der Eigenseele in der Überseele hinderte die Theologen Indiens daran, das Fortleben von etwas Menschlichem, etwas Neuem und Einzigem, von etwas aus der Vereinigung des menschlichen Willens mit dem Willen Gottes Hervorgegangenem, ins Auge zu fassen. Die Lehre von der Rückkehr der Seele in das Brahman steht in enger Parallele zu der Wahrheit der Rückkehr des Justierers in den Schoß des Universalen Vaters, aber es gibt noch etwas vom Justierer Verschiedenes, das ebenfalls fortlebt: das morontielle Gegenstück zur sterblichen Persönlichkeit. Diese entscheidende Vorstellung fehlte aber verhängnisvollerweise in der brahmanischen Philosophie. 94:3.7 (1030.7) In the doctrine of the merging of the self-soul with the Oversoul, the theologians of India failed to provide for the survival of something human, something new and unique, something born of the union of the will of man and the will of God. The teaching of the soul’s return to the Brahman is closely parallel to the truth of the Adjuster’s return to the bosom of the Universal Father, but there is something distinct from the Adjuster which also survives, the morontial counterpart of mortal personality. And this vital concept was fatally absent from Brahmanic philosophy.
94:3.8 (1031.1) Die brahmanische Philosophie ist zu einer Approximation von vielen Universumstatsachen gelangt und zahlreichen kosmischen Wahrheiten nahe gekommen, aber sie wurde allzu oft Opfer des Irrtums, zwischen den verschiedenen Realitätsebenen wie der absoluten, der transzendenten und der endlichen nicht unterscheiden zu können. Es misslang ihr zu berücksichtigen, dass etwas, was auf der absoluten Ebene als endliche Illusion erscheinen mag, auf der endlichen Ebene ganz und gar wirklich sein kann. Und ebenso wenig hat sie die wesentliche Persönlichkeit des Universalen Vaters erkannt, mit dem auf allen Ebenen persönlicher Kontakt aufgenommen werden kann, von der begrenzten Erfahrung des evolutionären Geschöpfes mit Gott an bis zu der grenzenlosen Erfahrung des Ewigen Sohnes mit dem Paradies-Vater. 94:3.8 (1031.1) Brahmanic philosophy has approximated many of the facts of the universe and has approached numerous cosmic truths, but it has all too often fallen victim to the error of failing to differentiate between the several levels of reality, such as absolute, transcendental, and finite. It has failed to take into account that what may be finite-illusory on the absolute level may be absolutely real on the finite level. And it has also taken no cognizance of the essential personality of the Universal Father, who is personally contactable on all levels from the evolutionary creature’s limited experience with God on up to the limitless experience of the Eternal Son with the Paradise Father.
4. Die Hindureligion ^top 4. The Hindu Religion ^top
94:4.1 (1031.2) Mit dem Vergehen der Jahrhunderte kehrte die Masse des indischen Volkes in einem gewissen Ausmaß zu den alten Ritualen der Veden zurück, wie sie durch die Lehren der Missionare Melchisedeks verändert und durch die spätere brahmanische Priesterschaft kristallisiert worden waren. Diese älteste und kosmopolitischste aller Weltreligionen hat als Reaktion auf Buddhismus und Jainismus und auf die späteren Einflüsse von Mohammedanismus und Christentum weitere Verwandlungen durchgemacht. Aber bis Jesu Lehren nach Indien gelangten, waren sie derart verwestlicht worden, dass sie als eine „Religion des weißen Mannes“ betrachtet wurden und dem Hindugeist als etwas Seltsames und Fremdes erschienen. 94:4.1 (1031.2) With the passing of the centuries in India, the populace returned in measure to the ancient rituals of the Vedas as they had been modified by the teachings of the Melchizedek missionaries and crystallized by the later Brahman priesthood. This, the oldest and most cosmopolitan of the world’s religions, has undergone further changes in response to Buddhism and Jainism and to the later appearing influences of Mohammedanism and Christianity. But by the time the teachings of Jesus arrived, they had already become so Occidentalized as to be a “white man’s religion,” hence strange and foreign to the Hindu mind.
94:4.2 (1031.3) Heute beschreibt die Hindutheologie vier absteigende Ebenen der Gottheit und Göttlichkeit: 94:4.2 (1031.3) Hindu theology, at present, depicts four descending levels of deity and divinity:
94:4.3 (1031.4) 1. Das Brahman, das Absolute, das Unendliche Eine, das ES IST. 94:4.3 (1031.4) 1. The Brahman, the Absolute, the Infinite One, the IT IS.
94:4.4 (1031.5) 2. Die Trimurti, die höchste Trinität des Hinduismus. Brahma, das erste Mitglied dieser Verbindung, wird gedacht als selbsterschaffen aus dem Brahman — aus der Unendlichkeit. Gäbe es da nicht die enge Identifizierung mit dem pantheistischen Unendlichen Einen, könnte Brahma die Grundlage für ein Konzept des Universalen Vaters bilden. Brahma wird auch mit dem Schicksal identifiziert. 94:4.4 (1031.5) 2. The Trimurti, the supreme trinity of Hinduism. In this association Brahma, the first member, is conceived as being self-created out of the Brahman—infinity. Were it not for close identification with the pantheistic Infinite One, Brahma could constitute the foundation for a concept of the Universal Father. Brahma is also identified with fate.
94:4.5 (1031.6) Die Verehrung des zweiten und des dritten Mitglieds, Shivas und Vishnus, entstand im ersten Jahrtausend nach Christus. Shiva ist Herr über Leben und Tod, Gott der Fruchtbarkeit und Meister der Zerstörung. Vishnu ist außerordentlich populär wegen des Glaubens, dass er sich periodisch in Menschengestalt inkarnierte. Dadurch wird Vishnu in der Vorstellung der Inder wirklich und lebendig. Sowohl Shiva als auch Vishnu werden von manchen als Höchste über allem gesehen. 94:4.5 (1031.6) The worship of the second and third members, Siva and Vishnu, arose in the first millennium after Christ. Siva is lord of life and death, god of fertility, and master of destruction. Vishnu is extremely popular due to the belief that he periodically incarnates in human form. In this way, Vishnu becomes real and living in the imaginations of the Indians. Siva and Vishnu are each regarded by some as supreme over all.
94:4.6 (1031.7) 3. Vedische und nachvedische Gottheiten. Viele der alten Götter der Arier wie Agni, Indra und Soma haben als sekundäre Götter neben der Trimurti weiterbestanden. Zahlreiche zusätzliche Götter sind seit den frühen Tagen des vedischen Indien erschienen, und sie sind alle dem Hindu-Pantheon einverleibt worden. 94:4.6 (1031.7) 3. Vedic and post-Vedic deities. Many of the ancient gods of the Aryans, such as Agni, Indra, and Soma, have persisted as secondary to the three members of the Trimurti. Numerous additional gods have arisen since the early days of Vedic India, and these have also been incorporated into the Hindu pantheon.
94:4.7 (1031.8) 4. Die Halbgötter : Übermenschen, Halbgötter, Helden, Dämonen, Phantome, böse Geister, Elfen, Monster, Kobolde und Heilige der Kulte jüngerer Zeit. 94:4.7 (1031.8) 4. The demigods: supermen, semigods, heroes, demons, ghosts, evil spirits, sprites, monsters, goblins, and saints of the later-day cults.
94:4.8 (1031.9) Obwohl es dem Hinduismus seit langem nicht gelingt, das indische Volk zu beleben, ist er zugleich meist eine tolerante Religion gewesen. Seine große Stärke liegt in der Tatsache, dass er sich als die anpassungsfähigste und amorphste Religion erwiesen hat, die je auf Urantia erschienenen ist. Er ist eines beinah unbeschränkten Wandels fähig und besitzt eine ungewöhnliche Breite flexibler Anpassungsmöglichkeiten von den hohen und halbmonotheistischen Spekulationen des intellektuellen Brahmanen bis zum ausgesprochenen Fetischismus und den primitiven Kultpraktiken der erniedrigten und unterdrückten Klassen unwissender Gläubiger. 94:4.8 (1031.9) While Hinduism has long failed to vivify the Indian people, at the same time it has usually been a tolerant religion. Its great strength lies in the fact that it has proved to be the most adaptive, amorphic religion to appear on Urantia. It is capable of almost unlimited change and possesses an unusual range of flexible adjustment from the high and semimonotheistic speculations of the intellectual Brahman to the arrant fetishism and primitive cult practices of the debased and depressed classes of ignorant believers.
94:4.9 (1032.1) Der Hinduismus hat überlebt, weil er seinem Wesen nach ein integrierender Bestandteil des grundlegenden gesellschaftlichen Gewebes Indiens ist. Er kennt keine große Hierarchie, die gestört oder vernichtet werden könnte; er ist in das Lebensmuster des Volkes eingewoben. Er besitzt eine Anpassungsfähigkeit an wechselnde Bedingungen, die alle anderen Kulte übertrifft, und er zeigt vielen anderen Religionen gegenüber eine tolerante und aufnahmebereite Haltung; von Gautama Buddha und sogar von Christus wird behauptet, sie seien Inkarnationen Vischnus gewesen. 94:4.9 (1032.1) Hinduism has survived because it is essentially an integral part of the basic social fabric of India. It has no great hierarchy which can be disturbed or destroyed; it is interwoven into the life pattern of the people. It has an adaptability to changing conditions that excels all other cults, and it displays a tolerant attitude of adoption toward many other religions, Gautama Buddha and even Christ himself being claimed as incarnations of Vishnu.
94:4.10 (1032.2) Was Indien heute nottut, ist eine Darstellung des Evangeliums Jesu — der Vaterschaft Gottes und der Sohnschaft mit der sich daraus ergebenden Bruderschaft aller Menschen, die persönlich durch liebende Zuwendung und sozialen Dienst verwirklicht werden. In Indien existiert das philosophische Gerüst, und die Strukturen des Kultes sind vorhanden; was allein fehlt, ist der vitalisierende Funke der dynamischen Liebe, wie sie uns im ursprünglichen Evangelium des Menschensohns entgegentritt, befreit von den westlichen Dogmen und Doktrinen, die dazu neigten, aus Michaels Lebenshingabe eine Religion des weißen Mannes zu machen. 94:4.10 (1032.2) Today, in India, the great need is for the portrayal of the Jesusonian gospel—the Fatherhood of God and the sonship and consequent brotherhood of all men, which is personally realized in loving ministry and social service. In India the philosophical framework is existent, the cult structure is present; all that is needed is the vitalizing spark of the dynamic love portrayed in the original gospel of the Son of Man, divested of the Occidental dogmas and doctrines which have tended to make Michael’s life bestowal a white man’s religion.
5. Das Ringen um Wahrheit in China ^top 5. The Struggle for Truth in China ^top
94:5.1 (1032.3) Während die Missionare aus Salem durch Asien zogen und die Lehre vom Allerhöchsten Gott und von der Errettung durch den Glauben verbreiteten, nahmen sie auch vieles vom philosophischen und religiösen Denken der verschiedenen Länder an, durch die sie kamen. Aber die von Melchisedek beauftragten Lehrer und ihre Nachfolger verrieten ihren Auftrag nicht; sie gingen tatsächlich zu allen Völkern des eurasischen Kontinents, und um die Mitte des zweiten vorchristlichen Jahrtausends gelangten sie nach China. Über hundert Jahre lang unterhielten die Salemiten ihr Hauptquartier in See Fuch und schulten dort chinesische Lehrer, die danach in allen von der gelben Rasse bewohnten Gebieten lehrten. 94:5.1 (1032.3) As the Salem missionaries passed through Asia, spreading the doctrine of the Most High God and salvation through faith, they absorbed much of the philosophy and religious thought of the various countries traversed. But the teachers commissioned by Melchizedek and his successors did not default in their trust; they did penetrate to all peoples of the Eurasian continent, and it was in the middle of the second millennium before Christ that they arrived in China. At See Fuch, for more than one hundred years, the Salemites maintained their headquarters, there training Chinese teachers who taught throughout all the domains of the yellow race.
94:5.2 (1032.4) Eine direkte Folge dieser Lehrtätigkeit war die früheste Form des in China entstehenden Taoismus, einer Religion, die von derjenigen, die heute diesen Namen trägt, sehr verschieden war. Der frühe oder Prototaoismus war eine Mischung aus folgenden Faktoren: 94:5.2 (1032.4) It was in direct consequence of this teaching that the earliest form of Taoism arose in China, a vastly different religion than the one which bears that name today. Early or proto-Taoism was a compound of the following factors:
94:5.3 (1032.5) 1. Die Überreste der Lehren Singlangtons, die im Konzept von Shangdi, dem Gott des Himmels, weiterlebten. Zu der Zeit Singlangtons wurde das chinesische Volk praktisch monotheistisch; es konzentrierte seine Anbetung auf die Eine Wahrheit, die man später den Geist des Himmels, den Herrscher des Universums, nannte. Und die gelbe Rasse verlor dieses frühe Gottheitskonzept nie ganz, obwohl sich in späteren Jahrhunderten viele untergeordnete Götter und Geister heimtückisch in ihre Religion einschlichen. 94:5.3 (1032.5) 1. The lingering teachings of Singlangton, which persisted in the concept of Shang-ti, the God of Heaven. In the times of Singlangton the Chinese people became virtually monotheistic; they concentrated their worship on the One Truth, later known as the Spirit of Heaven, the universe ruler. And the yellow race never fully lost this early concept of Deity, although in subsequent centuries many subordinate gods and spirits insidiously crept into their religion.
94:5.4 (1032.6) 2. Die Religion Salems von einer Allerhöchsten Schöpferischen Gottheit, die der Menschheit als Antwort auf den menschlichen Glauben ihre Gunst schenkt. Aber es ist nur allzu wahr, dass bis zu der Zeit, als die Missionare Melchisedeks ins Land der gelben Rasse vordrangen, sich ihre ursprüngliche Botschaft von den einfachen Lehren Salems der Tage Machiventas beträchtlich entfernt hatte. 94:5.4 (1032.6) 2. The Salem religion of a Most High Creator Deity who would bestow his favor upon mankind in response to man’s faith. But it is all too true that, by the time the Melchizedek missionaries had penetrated to the lands of the yellow race, their original message had become considerably changed from the simple doctrines of Salem in the days of Machiventa.
94:5.5 (1032.7) 3. Das Konzept eines Brahman-Absoluten der indischen Philosophen in Verbindung mit dem Wunsch, allem Übel zu entfliehen. Wohl den größten fremden Einfluss bei der Verbreitung der Religion von Salem im Osten übten die indischen Lehrer des vedischen Glaubens aus, die dem errettenden Denken der Salemiten ihre Vorstellung vom Brahman — dem Absoluten — einpflanzten. 94:5.5 (1032.7) 3. The Brahman-Absolute concept of the Indian philosophers, coupled with the desire to escape all evil. Perhaps the greatest extraneous influence in the eastward spread of the Salem religion was exerted by the Indian teachers of the Vedic faith, who injected their conception of the Brahman—the Absolute—into the salvationistic thought of the Salemites.
94:5.6 (1033.1) Dieser zusammengesetzte Glaube verbreitete sich in den von der gelben und braunen Rasse bewohnten Ländern als ein grundlegender Einfluss ihres religiös-philosophischen Denkens. In Japan hieß dieser Prototaoismus Schinto, und in diesem vom palästinensischen Salem weit entfernten Land erfuhren die Menschen von der Inkarnation Machiventa Melchisedeks, der auf Erden weilte, damit die Menschheit den Namen Gottes nicht vergäße. 94:5.6 (1033.1) This composite belief spread through the lands of the yellow and brown races as an underlying influence in religio-philosophic thought. In Japan this proto-Taoism was known as Shinto, and in this country, far-distant from Salem of Palestine, the peoples learned of the incarnation of Machiventa Melchizedek, who dwelt upon earth that the name of God might not be forgotten by mankind.
94:5.7 (1033.2) In China wurden später all diese Glaubensvorstellungen mit dem immer mehr überhand nehmenden Ahnenkult durcheinander gebracht und vermischt. Aber seit den Zeiten Singlangtons haben sich die Chinesen nie hilflos in die Sklaverei einer Priesterschaft begeben. Die gelbe Rasse war die erste, die sich aus barbarischer Hörigkeit erhob und zu einer geordneten Zivilisation fand, weil sie als erste zu einer gewissen Freiheit von der erbärmlichen Furcht vor den Göttern gelangte und sich nicht einmal wie andere Rassen vor den Phantomen der Toten fürchtete. China erlitt seine Niederlage, weil es ihm nicht gelang, in seiner Entwicklung über die frühe Emanzipation von den Priestern hinauszukommen; es fiel einem fast ebenso unheilvollen Irrtum, der Ahnenverehrung, zum Opfer. 94:5.7 (1033.2) In China all of these beliefs were later confused and compounded with the ever-growing cult of ancestor worship. But never since the time of Singlangton have the Chinese fallen into helpless slavery to priestcraft. The yellow race was the first to emerge from barbaric bondage into orderly civilization because it was the first to achieve some measure of freedom from the abject fear of the gods, not even fearing the ghosts of the dead as other races feared them. China met her defeat because she failed to progress beyond her early emancipation from priests; she fell into an almost equally calamitous error, the worship of ancestors.
94:5.8 (1033.3) Aber die Salemiten hatten sich nicht umsonst abgemüht. Denn auf den Grundlagen ihres Evangeliums bauten die großen chinesischen Philosophen des sechsten Jahrhunderts ihre Lehren auf. Sittliche Atmosphäre und geistige Gefühle der Zeit von Lao-tse und Konfuzius wuchsen aus den in einem früheren Zeitalter gesäten Lehren der Missionare Salems. 94:5.8 (1033.3) But the Salemites did not labor in vain. It was upon the foundations of their gospel that the great philosophers of sixth-century China built their teachings. The moral atmosphere and the spiritual sentiments of the times of Lao-tse and Confucius grew up out of the teachings of the Salem missionaries of an earlier age.
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94:6.1 (1033.4) Etwa sechshundert Jahre vor Michaels Ankunft schien es Melchisedek, der seinen sterblichen Körper längst abgelegt hatte, dass die Reinheit seiner Lehre auf Erden durch allgemeines Aufgehen in älteren urantianischen Glaubensvorstellungen stark bedroht sei. Es sah eine Zeitlang so aus, als laufe seine Sendung als eines Vorläufers von Michael Gefahr zu scheitern. Und durch eine außergewöhnliche Koordination geistiger Wirkkräfte, die nicht einmal von den planetarischen Überwachern in allem verstanden wurde, erlebte Urantia im sechsten vorchristlichen Jahrhundert eine einzigartige Verkündigung mannigfaltiger religiöser Wahrheit. Durch das Wirken mehrerer menschlicher Lehrer wurde das Evangelium Salems in neue Worte gefasst und mit neuem Leben erfüllt, und viel von dem, wie es damals dargestellt wurde, hat sich bis in die Zeit dieser Niederschrift zu halten vermocht. 94:6.1 (1033.4) About six hundred years before the arrival of Michael, it seemed to Melchizedek, long since departed from the flesh, that the purity of his teaching on earth was being unduly jeopardized by general absorption into the older Urantia beliefs. It appeared for a time that his mission as a forerunner of Michael might be in danger of failing. And in the sixth century before Christ, through an unusual co-ordination of spiritual agencies, not all of which are understood even by the planetary supervisors, Urantia witnessed a most unusual presentation of manifold religious truth. Through the agency of several human teachers the Salem gospel was restated and revitalized, and as it was then presented, much has persisted to the times of this writing.
94:6.2 (1033.5) Dieses einzigartige Jahrhundert geistigen Fortschritts war in der ganzen zivilisierten Welt charakterisiert durch große religiöse, sittliche und philosophische Lehrer. In China waren die beiden überragenden Lehrer Lao-tse und Konfuzius. 94:6.2 (1033.5) This unique century of spiritual progress was characterized by great religious, moral, and philosophic teachers all over the civilized world. In China, the two outstanding teachers were Lao-tse and Confucius.
94:6.3 (1033.6) Lao-tse stützte sich direkt auf die Konzepte der Überlieferungen Salems, wenn er erklärte, Tao sei die Einzige Erste Ursache der ganzen Schöpfung. Lao war ein Mann mit einer sehr großen geistigen Vision. Er lehrte, dass „des Menschen ewige Bestimmung die nie endende Vereinigung mit Tao, dem Höchsten Gott und Universalen König sei“. Sein Verständnis von der letzten Ursache war äußerst scharfsichtig, denn er schrieb: „Die Einheit geht aus dem Absoluten Tao hervor, und die Einheit gebiert die kosmische Dualität, und aus dieser Dualität springt die Trinität ins Dasein, und die Trinität ist die Urquelle aller Realität.“ „Alle Realität ist stets im Gleichgewicht zwischen den Potentialen und den Verwirklichungen des Kosmos, und diese werden ewig harmonisiert durch den Geist der Göttlichkeit.“ 94:6.3 (1033.6) Lao-tse built directly upon the concepts of the Salem traditions when he declared Tao to be the One First Cause of all creation. Lao was a man of great spiritual vision. He taught that man’s eternal destiny was “everlasting union with Tao, Supreme God and Universal King.” His comprehension of ultimate causation was most discerning, for he wrote: “Unity arises out of the Absolute Tao, and from Unity there appears cosmic Duality, and from such Duality, Trinity springs forth into existence, and Trinity is the primal source of all reality.” “All reality is ever in balance between the potentials and the actuals of the cosmos, and these are eternally harmonized by the spirit of divinity.”
94:6.4 (1033.7) Lao-tse verkündete auch als einer der ersten die Lehre, Böses mit Gutem zu vergelten: „Güte erzeugt wiederum Güte, aber im wahrhaft Gütigen erzeugt auch Böses Güte.“ 94:6.4 (1033.7) Lao-tse also made one of the earliest presentations of the doctrine of returning good for evil: “Goodness begets goodness, but to the one who is truly good, evil also begets goodness.”
94:6.5 (1033.8) Er lehrte die Rückkehr des Geschöpfes zum Schöpfer, und er stellte das Leben als das Erwachen der Persönlichkeit aus den kosmischen Potentialen dar, während der Tod wie die Heimkehr dieser Geschöpfespersönlichkeit war. Seine Vorstellung vom wahren Glauben war ungewöhnlich, und auch er verglich ihn mit dem „Verhalten eines kleinen Kindes“. 94:6.5 (1033.8) He taught the return of the creature to the Creator and pictured life as the emergence of a personality from the cosmic potentials, while death was like the returning home of this creature personality. His concept of true faith was unusual, and he too likened it to the “attitude of a little child.”
94:6.6 (1034.1) Sein Verständnis vom ewigen Vorhaben Gottes war klar, denn er sagte: „Die Absolute Gottheit kämpft nicht, sondern ist immer siegreich; sie zwingt die Menschheit nicht, sondern hält sich stets bereit, deren wahre Wünsche zu beantworten; Gottes Wille ist ewig geduldig und sein Ausdruck auf ewig unvermeidlich.“ Und damit die Wahrheit ausdrückend, dass es seliger ist zu geben als zu nehmen, sagte er vom wahrhaft religiösen Menschen: „Der gute Mensch versucht nicht, die Wahrheit für sich selber zu behalten, sondern trachtet vielmehr danach, solche Reichtümer seinen Gefährten weiterzugeben, denn das ist die Verwirklichung der Wahrheit. Der Wille des Absoluten Gottes ist immer wohltätig, nie zerstörerisch; der wahre Gläubige nimmt sich stets vor zu handeln, hingegen nie, Zwang auszuüben.“ 94:6.6 (1034.1) His understanding of the eternal purpose of God was clear, for he said: “The Absolute Deity does not strive but is always victorious; he does not coerce mankind but always stands ready to respond to their true desires; the will of God is eternal in patience and eternal in the inevitability of its expression.” And of the true religionist he said, in expressing the truth that it is more blessed to give than to receive: “The good man seeks not to retain truth for himself but rather attempts to bestow these riches upon his fellows, for that is the realization of truth. The will of the Absolute God always benefits, never destroys; the purpose of the true believer is always to act but never to coerce.”
94:6.7 (1034.2) Laos Lehre von der Widerstandslosigkeit und der Unterschied, den er zwischen Handeln und Zwingen machte, wurden später zum Glauben des „nichts sehen, nichts tun und nichts denken“ pervertiert. Aber Lao lehrte nie einen solchen Irrtum; seine Darlegung der Widerstandslosigkeit war vielmehr ein Faktor in der Weiterentwicklung der Vorliebe der chinesischen Völker für den Frieden. 94:6.7 (1034.2) Lao’s teaching of nonresistance and the distinction which he made between action and coercion became later perverted into the beliefs of “seeing, doing, and thinking nothing.” But Lao never taught such error, albeit his presentation of nonresistance has been a factor in the further development of the pacific predilections of the Chinese peoples.
94:6.8 (1034.3) Aber der volkstümliche Taoismus des zwanzigsten Jahrhunderts Urantias hat sehr wenig gemein mit den erhabenen Gefühlen und kosmischen Konzepten des alten Philosophen, der die Wahrheit lehrte, wie er sie wahrnahm, nämlich dass der Glaube an den Absoluten Gott die Quelle jener göttlichen Energie ist, die die Welt neu machen wird und durch welche der Mensch hinaufgelangt zur geistigen Vereinigung mit Tao, der Ewigen Gottheit und dem Absoluten Schöpfer der Universen. 94:6.8 (1034.3) But the popular Taoism of twentieth-century Urantia has very little in common with the lofty sentiments and the cosmic concepts of the old philosopher who taught the truth as he perceived it, which was: That faith in the Absolute God is the source of that divine energy which will remake the world, and by which man ascends to spiritual union with Tao, the Eternal Deity and Creator Absolute of the universes.
94:6.9 (1034.4) Konfuzius (Kung Fu-tze) war ein jüngerer Zeitgenosse Laos im China des sechsten Jahrhunderts. Konfuzius gründete seine Lehren auf die besseren sittlichen Traditionen der langen Geschichte der gelben Rasse, und er war auch etwas beeinflusst durch die Reste des von den Missionaren Salems Überlieferten. Seine Hauptarbeit bestand in der Sammlung der weisen Sprüche alter Philosophen. Er wurde zu seinen Lebzeiten als Lehrer abgelehnt, aber seine Schriften und Lehren haben seitdem in China und Japan immer einen großen Einfluss ausgeübt. Konfuzius gab den Schamanen ein neues Tempo an, indem er Magie durch Sittlichkeit ersetzte. Aber er baute zu solide; er machte aus der Ordnung einen neuen Fetisch und begründete einen Respekt vor althergebrachter Lebensweise, an dem die Chinesen zur Zeit dieser Niederschrift immer noch stark festhalten. 94:6.9 (1034.4) Confucius (Kung Fu-tze) was a younger contemporary of Lao in sixth-century China. Confucius based his doctrines upon the better moral traditions of the long history of the yellow race, and he was also somewhat influenced by the lingering traditions of the Salem missionaries. His chief work consisted in the compilation of the wise sayings of ancient philosophers. He was a rejected teacher during his lifetime, but his writings and teachings have ever since exerted a great influence in China and Japan. Confucius set a new pace for the shamans in that he put morality in the place of magic. But he built too well; he made a new fetish out of order and established a respect for ancestral conduct that is still venerated by the Chinese at the time of this writing.
94:6.10 (1034.5) Die konfuzianische Predigt der Sittlichkeit gründete auf der Theorie, dass der irdische Weg der verzerrte Schatten des himmlischen Weges ist; dass das wahre Modell einer zeitlichen Zivilisation die ewige Ordnung des Himmels widerspiegelt. Das im Konfuzianismus potentiell vorhandene Gotteskonzept trat fast vollständig hinter der starken Betonung zurück, die auf den Pfad des Himmels, auf das Urmuster des Kosmos, gelegt wurde. 94:6.10 (1034.5) The Confucian preachment of morality was predicated on the theory that the earthly way is the distorted shadow of the heavenly way; that the true pattern of temporal civilization is the mirror reflection of the eternal order of heaven. The potential God concept in Confucianism was almost completely subordinated to the emphasis placed upon the Way of Heaven, the pattern of the cosmos.
94:6.11 (1034.6) Die Lehren Laos sind im Orient für alle mit Ausnahme von wenigen verloren gegangen, aber die Schriften des Konfuzius haben seither immer die Grundlage der sittlichen Struktur der Kultur von fast einem Drittel der Bewohner Urantias gebildet. Obwohl die konfuzianischen Vorschriften das Beste der Vergangenheit verewigten, waren sie gerade dem chinesischen Forschergeist, der jene so sehr verehrten Leistungen hervorgebracht hatte, ziemlich feind. Der Einfluss dieser Lehren wurde erfolglos bekämpft durch die Anstrengungen des Kaisers Ch‘in Shih Huang Ti sowie durch die Lehren von Mo Ti, der eine nicht auf ethischer Pflicht, sondern auf der Liebe zu Gott beruhende Bruderschaft verkündete. Er versuchte, die alte Suche nach neuer Wahrheit wieder anzufachen, aber seine Lehren scheiterten am heftigen Widerstand der Jünger des Konfuzius. 94:6.11 (1034.6) The teachings of Lao have been lost to all but a few in the Orient, but the writings of Confucius have ever since constituted the basis of the moral fabric of the culture of almost a third of Urantians. These Confucian precepts, while perpetuating the best of the past, were somewhat inimical to the very Chinese spirit of investigation that had produced those achievements which were so venerated. The influence of these doctrines was unsuccessfully combated both by the imperial efforts of Ch’in Shih Huang Ti and by the teachings of Mo Ti, who proclaimed a brotherhood founded not on ethical duty but on the love of God. He sought to rekindle the ancient quest for new truth, but his teachings failed before the vigorous opposition of the disciples of Confucius.
94:6.12 (1034.7) Wie viele andere geistige und sittliche Lehrer wurden sowohl Konfuzius als auch Lao-tse von ihren Anhängern schließlich vergöttlicht in jenen geistig verdunkelten Zeitaltern Chinas, die sich zwischen Niedergang und Entstellung des taoistischen Glaubens und das Kommen der buddhistischen Missionare aus Indien schoben. Während dieser Jahrhunderte geistiger Dekadenz artete die Religion der gelben Rasse in eine erbärmliche Theologie aus, in der es von Teufeln, Drachen und bösen Geistern nur so wimmelte, die alle von den zurückkehrenden Ängsten des unaufgeklärten menschlichen Gemütes zeugten. Und China, einst dank einer fortgeschrittenen Religion an der Spitze der menschlichen Gesellschaft, fiel damals zurück, weil es ihm vorübergehend misslang, sich auf dem wahren Pfad der Entwicklung jenes Gottesbewusstseins voranzubewegen, das für den wahren Fortschritt unerlässlich ist — nicht nur des einzelnen Sterblichen, sondern auch der verwickelten und komplexen Zivilisationen, welche die fortschreitende Kultur und Gesellschaft eines evolutionären Planeten von Zeit und Raum prägen. 94:6.12 (1034.7) Like many other spiritual and moral teachers, both Confucius and Lao-tse were eventually deified by their followers in those spiritually dark ages of China which intervened between the decline and perversion of the Taoist faith and the coming of the Buddhist missionaries from India. During these spiritually decadent centuries the religion of the yellow race degenerated into a pitiful theology wherein swarmed devils, dragons, and evil spirits, all betokening the returning fears of the unenlightened mortal mind. And China, once at the head of human society because of an advanced religion, then fell behind because of temporary failure to progress in the true path of the development of that God-consciousness which is indispensable to the true progress, not only of the individual mortal, but also of the intricate and complex civilizations which characterize the advance of culture and society on an evolutionary planet of time and space.
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94:7.1 (1035.1) Zugleich mit Lao-tse und Konfuzius in China trat in Indien ein anderer großer Lehrer auf. Gautama Siddharta wurde im sechsten Jahrhundert vor Christus in der nordindischen Provinz Nepal geboren. Seine Anhänger ließen ihn später als den Sohn eines märchenhaft reichen Herrschers erscheinen, aber in Wirklichkeit war er der gesetzliche Thronfolger eines unbedeutenden Stammesfürsten, der mit stillschweigender Duldung über ein kleines und abgelegenes Bergtal im südlichen Himalaja herrschte. 94:7.1 (1035.1) Contemporary with Lao-tse and Confucius in China, another great teacher of truth arose in India. Gautama Siddhartha was born in the sixth century before Christ in the north Indian province of Nepal. His followers later made it appear that he was the son of a fabulously wealthy ruler, but, in truth, he was the heir apparent to the throne of a petty chieftain who ruled by sufferance over a small and secluded mountain valley in the southern Himalayas.
94:7.2 (1035.2) Nach sechs Jahren vergeblicher Yogapraxis formulierte Gautama die Theorien, aus denen sich die Philosophie des Buddhismus entwickelte. Siddharta kämpfte entschlossen aber fruchtlos gegen das wachsende Kastenwesen. Man spürte an diesem jungen Propheten-Fürsten eine erhabene Aufrichtigkeit und einzigartige Selbstlosigkeit, die auf die Menschen jener Tage eine große Anziehungskraft ausübte. Er wandte sich von der Praxis ab, das individuelle Heil in physischer Peinigung und persönlichem Schmerz zu suchen. Und er forderte seine Anhänger auf, sein Evangelium in alle Welt hinauszutragen. 94:7.2 (1035.2) Gautama formulated those theories which grew into the philosophy of Buddhism after six years of the futile practice of Yoga. Siddhartha made a determined but unavailing fight against the growing caste system. There was a lofty sincerity and a unique unselfishness about this young prophet prince that greatly appealed to the men of those days. He detracted from the practice of seeking individual salvation through physical affliction and personal pain. And he exhorted his followers to carry his gospel to all the world.
94:7.3 (1035.3) Mitten in die Wirrnis und extremen Kultpraktiken Indiens kamen die gesünderen und gemäßigteren Lehren Gautamas wie ein erleichtertes Aufatmen. Er brandmarkte die Götter, die Priester und ihre Opferungen, aber auch ihm gelang es nicht, die Persönlichkeit des Universalen Einen zu erkennen. Da Gautama nicht an die Existenz individueller menschlicher Seelen glaubte, kämpfte er natürlich tapfer gegen den altehrwürdigen Seelenwanderungsglauben. Er unternahm eine edle Anstrengung, die Menschen von Furcht zu befreien und dafür zu sorgen, dass sie sich im Großen Universum wohl und wie zu Hause fühlten, aber er war nicht in der Lage, ihnen den Pfad zu jenem realen und himmlischen Zuhause der aufsteigenden Sterblichen — dem Paradies — und zum wachsenden Dienst in einer ewigen Existenz zu weisen. 94:7.3 (1035.3) Amid the confusion and extreme cult practices of India, the saner and more moderate teachings of Gautama came as a refreshing relief. He denounced gods, priests, and their sacrifices, but he too failed to perceive the personality of the One Universal. Not believing in the existence of individual human souls, Gautama, of course, made a valiant fight against the time-honored belief in transmigration of the soul. He made a noble effort to deliver men from fear, to make them feel at ease and at home in the great universe, but he failed to show them the pathway to that real and supernal home of ascending mortals—Paradise—and to the expanding service of eternal existence.
94:7.4 (1035.4) Gautama war ein wirklicher Prophet, und hätte er die Anweisungen des Eremiten Godad beachtet, hätte er vielleicht ganz Indien durch das inspirierende Wiederaufleben des Salem-Evangeliums vom rettenden Glauben wachgerüttelt. Godad war der Nachkomme einer Familie, in der die Überlieferungen der Missionare Melchisedeks nie verloren gegangen waren. 94:7.4 (1035.4) Gautama was a real prophet, and had he heeded the instruction of the hermit Godad, he might have aroused all India by the inspiration of the revival of the Salem gospel of salvation by faith. Godad was descended through a family that had never lost the traditions of the Melchizedek missionaries.
94:7.5 (1035.5) In Benares gründete Gautama seine Schule, und es begab sich im zweiten Jahr ihres Bestehens, dass ein Schüler, Bautan, seinem Lehrer eröffnete, was er von der Überlieferung der Missionare Salems über den Bund Melchisedeks mit Abraham wusste; und obwohl Siddharta keine sehr klare Vorstellung vom Universalen Vater hatte, vertrat er nun einen fortschrittlichen Standpunkt in Bezug auf die Errettung durch den Glauben — durch einfaches Vertrauen. Er erklärte sich in diesem Sinne vor seinen Anhängern und begann, seine Schüler in Sechzigergruppen auszusenden, um dem Volk Indiens „die gute Nachricht von dem umsonst gewährten Heil“ zu verkünden, „dass alle Menschen, hohe und niedrige, durch den Glauben an Rechtschaffenheit und Gerechtigkeit Glückseligkeit erreichen können“. 94:7.5 (1035.5) At Benares Gautama founded his school, and it was during its second year that a pupil, Bautan, imparted to his teacher the traditions of the Salem missionaries about the Melchizedek covenant with Abraham; and while Siddhartha did not have a very clear concept of the Universal Father, he took an advanced stand on salvation through faith—simple belief. He so declared himself before his followers and began sending his students out in groups of sixty to proclaim to the people of India “the glad tidings of free salvation; that all men, high and low, can attain bliss by faith in righteousness and justice.”
94:7.6 (1035.6) Gautamas Gattin glaubte an das Evangelium ihres Ehemannes und wurde die Begründerin eines Nonnenordens. Sein Sohn wurde sein Nachfolger und baute den Kult sehr stark aus; er erfasste die neue Idee von der Errettung durch den Glauben, aber in seinen späteren Jahren wurde er gegenüber dem Evangelium Salems von der göttlichen Gunst durch den alleinigen Glauben wankend, und als er in hohem Alter verstarb, waren seine letzten Worte: „Arbeitet an eurem eigenen Heil.“ 94:7.6 (1035.6) Gautama’s wife believed her husband’s gospel and was the founder of an order of nuns. His son became his successor and greatly extended the cult; he grasped the new idea of salvation through faith but in his later years wavered regarding the Salem gospel of divine favor through faith alone, and in his old age his dying words were, “Work out your own salvation.”
94:7.7 (1036.1) Wenn es in seiner besten Form verkündet wurde, war Gautamas Evangelium von der universalen Errettung, frei von Opfern, Marter, Ritual und Priestern, für seine Zeit eine revolutionäre und erstaunliche Doktrin. Und es kam einem Wiederaufleben des Evangeliums von Salem erstaunlich nahe. Es brachte Millionen von verzweifelnden Seelen Hilfe, und trotz seiner in späteren Jahrhunderten erfolgten grotesken Entstellung bleibt es immer noch die Hoffnung von Millionen menschlicher Wesen. 94:7.7 (1036.1) When proclaimed at its best, Gautama’s gospel of universal salvation, free from sacrifice, torture, ritual, and priests, was a revolutionary and amazing doctrine for its time. And it came surprisingly near to being a revival of the Salem gospel. It brought succor to millions of despairing souls, and notwithstanding its grotesque perversion during later centuries, it still persists as the hope of millions of human beings.
94:7.8 (1036.2) Siddharta lehrte viel mehr an Wahrheit als in den modernen Kulten, die seinen Namen tragen, überlebt hat. Der moderne Buddhismus ist nicht mehr die Lehre Gautama Siddhartas, als das Christentum die Lehre Jesu von Nazareth ist. 94:7.8 (1036.2) Siddhartha taught far more truth than has survived in the modern cults bearing his name. Modern Buddhism is no more the teachings of Gautama Siddhartha than is Christianity the teachings of Jesus of Nazareth.
8. Der buddhistische Glaube ^top 8. The Buddhist Faith ^top
94:8.1 (1036.3) Um Buddhist zu werden, legte man nur ein öffentliches Glaubensbekenntnis durch Aufsagen der Zuflucht ab: „Ich nehme Zuflucht zum Buddha; ich nehme Zuflucht zu der Doktrin; ich nehme Zuflucht zur Bruderschaft.“ 94:8.1 (1036.3) To become a Buddhist, one merely made public profession of the faith by reciting the Refuge: “I take my refuge in the Buddha; I take my refuge in the Doctrine; I take my refuge in the Brotherhood.”
94:8.2 (1036.4) Der Buddhismus hatte seinen Ursprung in einer historischen Person, nicht in einem Mythos. Gautamas Anhänger nannten ihn Sasta, was Meister oder Lehrer bedeutet. Obwohl er weder von sich noch von seinen Lehren behauptete, übermenschlicher Herkunft zu sein, begannen seine Jünger schon früh, ihn den Erleuchteten, Buddha und später Sakyamuni Buddha zu nennen. 94:8.2 (1036.4) Buddhism took origin in a historic person, not in a myth. Gautama’s followers called him Sasta, meaning master or teacher. While he made no superhuman claims for either himself or his teachings, his disciples early began to call him the enlightened one, the Buddha; later on, Sakyamuni Buddha.
94:8.3 (1036.5) Das ursprüngliche Evangelium Gautamas gründete auf den vier edlen Wahrheiten: 94:8.3 (1036.5) The original gospel of Gautama was based on the four noble truths:
94:8.4 (1036.6) 1. Die edlen Wahrheiten des Leidens. 94:8.4 (1036.6) 1. The noble truths of suffering.
94:8.5 (1036.7) 2. Die Ursprünge des Leidens. 94:8.5 (1036.7) 2. The origins of suffering.
94:8.6 (1036.8) 3. Die Vernichtung des Leidens. 94:8.6 (1036.8) 3. The destruction of suffering.
94:8.7 (1036.9) 4. Der Weg zu der Vernichtung des Leidens. 94:8.7 (1036.9) 4. The way to the destruction of suffering.
94:8.8 (1036.10) Eng verbunden mit der Lehre vom Leiden und der Flucht daraus war die Philosophie des Achtfachen Pfades: rechte Ansichten, rechte Ziele, rechte Rede, rechtes Verhalten, rechtes Auskommen, rechte Anstrengung, rechte Aufmerksamkeit und rechte Betrachtung. Es lag nicht in Gautamas Absicht, jede Anstrengung, jeden Wunsch und jede Zuneigung zerstören zu wollen, um dem Leiden zu entrinnen; seine Lehre sollte dem sterblichen Menschen vielmehr die Sinnlosigkeit vor Augen führen, alles Hoffen und Sehnen allein auf zeitliche und materielle Ziele zu richten. Es ging viel weniger darum, sich der Liebe zu seinen Mitmenschen zu enthalten, als darum, dass der wahre Gläubige über alles mit dieser materiellen Welt Verbundene hinaus auch auf die Realitäten der ewigen Zukunft blicken sollte. 94:8.8 (1036.10) Closely linked to the doctrine of suffering and the escape therefrom was the philosophy of the Eightfold Path: right views, aspirations, speech, conduct, livelihood, effort, mindfulness, and contemplation. It was not Gautama’s intention to attempt to destroy all effort, desire, and affection in the escape from suffering; rather was his teaching designed to picture to mortal man the futility of pinning all hope and aspirations entirely on temporal goals and material objectives. It was not so much that love of one’s fellows should be shunned as that the true believer should also look beyond the associations of this material world to the realities of the eternal future.
94:8.9 (1036.11) Die sittlichen Gebote der Predigt Gautamas waren fünf an der Zahl: 94:8.9 (1036.11) The moral commandments of Gautama’s preachment were five in number:
94:8.10 (1036.12) 1. Du sollst nicht töten. 94:8.10 (1036.12) 1. You shall not kill.
94:8.11 (1036.13) 2. Du sollst nicht stehlen. 94:8.11 (1036.13) 2. You shall not steal.
94:8.12 (1036.14) 3. Du sollst nicht unkeusch sein. 94:8.12 (1036.14) 3. You shall not be unchaste.
94:8.13 (1036.15) 4. Du sollst nicht lügen. 94:8.13 (1036.15) 4. You shall not lie.
94:8.14 (1036.16) 5. Du sollst keine berauschenden Flüssigkeiten trinken. 94:8.14 (1036.16) 5. You shall not drink intoxicating liquors.
94:8.15 (1036.17) Es gab noch mehrere zusätzliche oder sekundäre Gebote, deren Beobachtung den Gläubigen freigestellt war. 94:8.15 (1036.17) There were several additional or secondary commandments, whose observance was optional with believers.
94:8.16 (1036.18) Siddharta glaubte kaum an die Unsterblichkeit der menschlichen Persönlichkeit; seine Philosophie gewährte nur eine Art funktioneller Kontinuität. Er definierte nie klar, was die Lehre vom Nirwana für ihn beinhaltete. Die Tatsache, dass es theoretisch schon während der irdischen Existenz erfahren werden konnte, könnte ein Hinweis darauf sein, dass es nicht als ein Zustand der vollständigen Auslöschung gesehen wurde. Es beinhaltete einen Zustand höchster Erleuchtung und himmlischer Seligkeit, in dem alle Ketten, die den Menschen an die materielle Welt banden, gesprengt waren; in ihm herrschte Freiheit von allen Wünschen des menschlichen Lebens und Erlösung von aller Gefahr, je wieder eine Inkarnation durchmachen zu müssen. 94:8.16 (1036.18) Siddhartha hardly believed in the immortality of the human personality; his philosophy only provided for a sort of functional continuity. He never clearly defined what he meant to include in the doctrine of Nirvana. The fact that it could theoretically be experienced during mortal existence would indicate that it was not viewed as a state of complete annihilation. It implied a condition of supreme enlightenment and supernal bliss wherein all fetters binding man to the material world had been broken; there was freedom from the desires of mortal life and deliverance from all danger of ever again experiencing incarnation.
94:8.17 (1037.1) Den ursprünglichen Lehren Gautamas zufolge wird das Heil durch menschliche Anstrengung und ohne göttliche Hilfe erreicht; es gibt keinen Raum für einen rettenden Glauben an übermenschliche Mächte und an sie gerichtete Gebete. Um den Aberglauben Indiens möglichst abzubauen, wollte Gautama die Menschen veranlassen, sich von denen abzuwenden, die lauthals Errettung durch Magie verkündeten. Aber gerade dieses Bemühen öffnete seinen Nachfolgern die Tür, um nun seine Lehre falsch auszulegen und zu verkünden, dass alles menschliche Streben nach höherer Verwirklichung widerlich und schmerzhaft sei. Seine Nachfolger übersahen die Tatsache, dass das höchste Glück mit der intelligenten und enthusiastischen Verfolgung lohnender Ziele einhergeht und dass auf diesem Wege Vollbrachtes einen wahren Fortschritt in kosmischer Selbstverwirklichung darstellt. 94:8.17 (1037.1) According to the original teachings of Gautama, salvation is achieved by human effort, apart from divine help; there is no place for saving faith or prayers to superhuman powers. Gautama, in his attempt to minimize the superstitions of India, endeavored to turn men away from the blatant claims of magical salvation. And in making this effort, he left the door wide open for his successors to misinterpret his teaching and to proclaim that all human striving for attainment is distasteful and painful. His followers overlooked the fact that the highest happiness is linked with the intelligent and enthusiastic pursuit of worthy goals, and that such achievements constitute true progress in cosmic self-realization.
94:8.18 (1037.2) Die große Wahrheit in Siddhartas Lehre war seine Verkündigung eines Universums absoluter Gerechtigkeit. Er lehrte die beste je von sterblichen Menschen erfundene Philosophie ohne Gott; sie war der ideale Humanismus, und sie entzog Aberglauben, magischen Ritualen und der Furcht vor Phantomen und Dämonen sehr wirksam allen Grund. 94:8.18 (1037.2) The great truth of Siddhartha’s teaching was his proclamation of a universe of absolute justice. He taught the best godless philosophy ever invented by mortal man; it was the ideal humanism and most effectively removed all grounds for superstition, magical rituals, and fear of ghosts or demons.
94:8.19 (1037.3) Die große Schwäche des ursprünglichen Evangeliums des Buddhismus war, dass er keine Religion selbstlosen sozialen Dienstes hervorbrachte. Die buddhistische Bruderschaft war während langer Zeit keine Bruderschaft von Gläubigen, sondern vielmehr eine Gemeinschaft von studierenden Lehrern. Gautama verbot ihnen, Geld anzunehmen, und suchte dadurch dem Wachsen hierarchischer Tendenzen vorzubeugen. Gautama selber war höchst sozial; tatsächlich war sein Leben viel größer als seine Predigt. 94:8.19 (1037.3) The great weakness in the original gospel of Buddhism was that it did not produce a religion of unselfish social service. The Buddhistic brotherhood was, for a long time, not a fraternity of believers but rather a community of student teachers. Gautama forbade their receiving money and thereby sought to prevent the growth of hierarchal tendencies. Gautama himself was highly social; indeed, his life was much greater than his preachment.
9. Die Ausbreitung des Buddhismus ^top 9. The Spread of Buddhism ^top
94:9.1 (1037.4) Der Buddhismus gedieh, weil er das Heil durch den Glauben an Buddha, den Erleuchteten, anbot. Er verkörperte die Wahrheiten Melchisedeks besser als jedes andere religiöse System in ganz Ostasien. Aber der Buddhismus breitete sich als Religion nicht stark aus, bis der einer niederen Kaste entstammende Monarch Aschoka ihn zum Selbstschutz annahm. Nach Echnaton in Ägypten war Aschoka in der Zeit zwischen Melchisedek und Michael einer der bemerkenswertesten zivilen Herrscher. Dank der Propaganda seiner buddhistischen Missionare baute Aschoka ein großes indisches Kaiserreich auf. Während eines Zeitraums von fünfundzwanzig Jahren schulte er mehr als siebzehntausend Missionare und sandte sie bis an die entlegensten Grenzen der ganzen bekannten Welt. In einer einzigen Generation machte er aus dem Buddhismus die beherrschende Religion von einer Hälfte der Welt. Bald fasste der Buddhismus Fuß in Tibet, Kaschmir, Ceylon, Burma, Java, Siam, Korea, China und Japan. Und im Allgemeinen war er eine Religion, die den Religionen, die er verdrängte oder veredelte, weit überlegen war. 94:9.1 (1037.4) Buddhism prospered because it offered salvation through belief in the Buddha, the enlightened one. It was more representative of the Melchizedek truths than any other religious system to be found throughout eastern Asia. But Buddhism did not become widespread as a religion until it was espoused in self-protection by the low-caste monarch Asoka, who, next to Ikhnaton in Egypt, was one of the most remarkable civil rulers between Melchizedek and Michael. Asoka built a great Indian empire through the propaganda of his Buddhist missionaries. During a period of twenty-five years he trained and sent forth more than seventeen thousand missionaries to the farthest frontiers of all the known world. In one generation he made Buddhism the dominant religion of one half the world. It soon became established in Tibet, Kashmir, Ceylon, Burma, Java, Siam, Korea, China, and Japan. And generally speaking, it was a religion vastly superior to those which it supplanted or upstepped.
94:9.2 (1037.5) Die Ausbreitung des Buddhismus von seiner indischen Heimat über ganz Asien ist eine der aufregenden Geschichten von geistiger Hingabe und missionarischer Hartnäckigkeit von aufrichtig glaubenden Menschen. Während sie ihre Sendung auf dem asiatischen Kontinent erfüllten und allen Völkern die Botschaft ihres Glaubens brachten, trotzten die Lehrer des Evangeliums Gautamas nicht nur den Gefahren der Karawanenstraßen, sondern sie stellten sich auch den Bedrohungen der chinesischen Meere. Aber dieser Buddhismus war nicht mehr die einfache Lehre Gautamas; es war das mit Wundern ausgestattete Evangelium, das aus ihm einen Gott machte. Und je weiter von seiner Heimat im indischen Hochland weg der Buddhismus sich ausbreitete, umso weniger glich er den Lehren Gautamas und umso mehr nahm er die Züge der Religionen an, die er verdrängte. 94:9.2 (1037.5) The spread of Buddhism from its homeland in India to all of Asia is one of the thrilling stories of the spiritual devotion and missionary persistence of sincere religionists. The teachers of Gautama’s gospel not only braved the perils of the overland caravan routes but faced the dangers of the China Seas as they pursued their mission over the Asiatic continent, bringing to all peoples the message of their faith. But this Buddhism was no longer the simple doctrine of Gautama; it was the miraculized gospel which made him a god. And the farther Buddhism spread from its highland home in India, the more unlike the teachings of Gautama it became, and the more like the religions it supplanted, it grew to be.
94:9.3 (1038.1) Später geriet der Buddhismus in China stark unter den Einfluss des Taoismus, in Japan des Schinto und in Tibet des Christentums. Nach tausend Jahren verwelkte er in Indien ganz einfach und starb. Er wurde brahmanisiert und kapitulierte später elendiglich vor dem Islam, während er in einem großen Teil des übrigen Orients zu einem Ritual entartete, das Gautama Siddharta nicht wiedererkannt hätte. 94:9.3 (1038.1) Buddhism, later on, was much affected by Taoism in China, Shinto in Japan, and Christianity in Tibet. After a thousand years, in India Buddhism simply withered and expired. It became Brahmanized and later abjectly surrendered to Islam, while throughout much of the rest of the Orient it degenerated into a ritual which Gautama Siddhartha would never have recognized.
94:9.4 (1038.2) Im Süden überdauerte die fundamentalistische stereotype Ausprägung der Lehren Siddhartas auf Ceylon, in Burma und auf der indochinesischen Halbinsel. Dies ist die Hinayana-Richtung des Buddhismus, die der frühen oder asozialen Lehre anhängt. 94:9.4 (1038.2) In the south the fundamentalist stereotype of the teachings of Siddhartha persisted in Ceylon, Burma, and the Indo-China peninsula. This is the Hinayana division of Buddhism which clings to the early or asocial doctrine.
94:9.5 (1038.3) Aber bereits vor dem Zusammenbruch in Indien hatten die chinesischen und nordindischen Gruppen der Anhänger Gautamas mit der Enwicklung der Mahayana-Lehre von der „Großen Straße“ zum Heil begonnen im Gegensatz zu den Puristen im Süden, die an Hinayana oder der „Kleineren Straße“, festhielten. Die Mahayanisten befreiten sich von den der buddhistischen Lehre eigenen sozialen Beschränkungen, und seitdem hat sich dieser nördliche Zweig des Buddhismus in China und Japan fortwährend weiterentwickelt. 94:9.5 (1038.3) But even before the collapse in India, the Chinese and north Indian groups of Gautama’s followers had begun the development of the Mahayana teaching of the “Great Road” to salvation in contrast with the purists of the south who held to the Hinayana, or “Lesser Road.” And these Mahayanists cast loose from the social limitations inherent in the Buddhist doctrine, and ever since has this northern division of Buddhism continued to evolve in China and Japan.
94:9.6 (1038.4) Der Buddhismus ist heute eine lebendige, wachsende Religion, weil es ihm gelingt, viele der höchsten sittlichen Werte seiner Anhänger zu bewahren. Er fördert innere Ruhe und Selbstbeherrschung, erhöht Heiterkeit und Glück und trägt viel dazu bei, Schmerz und Trauer vorzubeugen. Wer an diese Philosophie glaubt, lebt ein besseres Leben als manche, die nicht daran glauben. 94:9.6 (1038.4) Buddhism is a living, growing religion today because it succeeds in conserving many of the highest moral values of its adherents. It promotes calmness and self-control, augments serenity and happiness, and does much to prevent sorrow and mourning. Those who believe this philosophy live better lives than many who do not.
10. Religion in Tibet ^top 10. Religion in Tibet ^top
94:10.1 (1038.5) In Tibet kann man die seltsamste Verknüpfung der Lehren Melchisedeks mit Buddhismus, Hinduismus, Taoismus und Christentum finden. Als die buddhistischen Missionare Tibet betraten, stießen sie auf einen Zustand primitiver Rohheit, der stark demjenigen glich, den die frühen christlichen Missionare bei den nördlichen Stämmen Europas antrafen. 94:10.1 (1038.5) In Tibet may be found the strangest association of the Melchizedek teachings combined with Buddhism, Hinduism, Taoism, and Christianity. When the Buddhist missionaries entered Tibet, they encountered a state of primitive savagery very similar to that which the early Christian missionaries found among the northern tribes of Europe.
94:10.2 (1038.6) Diese einfachen tibetanischen Gemüter wollten sich nicht völlig von ihrer alten Magie und ihren Zaubermitteln lösen. Eine Betrachtung des religiösen Zeremoniells der heutigen tibetanischen Rituale zeigt eine übermäßig angeschwollene Bruderschaft von Priestern mit rasierten Köpfen, die ein ausgeklügeltes Ritual befolgen mit Glocken, Gesängen, Weihrauch, Prozessionen, Rosenkränzen, Statuen, magischen Gegenständen, Bildern, heiligem Wasser, prächtigen Gewändern und kunstvollen Chören. Sie haben starre Dogmen und kristallisierte Kredos, mystische Riten und besondere Fastenregeln. Ihre Hierarchie umfasst Mönche, Nonnen, Äbte und den Großen Lama. Sie beten zu Engeln, Heiligen, zu einer Heiligen Mutter und zu den Göttern. Sie pflegen die Beichte und glauben an das Fegefeuer. Ihre Klöster sind riesig und ihre Kathedralen prachtvoll. Sie sind unermüdlich beim endlosen Wiederholen heiliger Rituale und glauben, dass solche Zeremonien das Heil schenken. Sie befestigen ihre Gebete an einem Rad und sind überzeugt, dass ihre Bitten durch sein Drehen wirksam werden. Bei keinem anderen Volk der Jetztzeit kann die Befolgung von so vielem aus so verschiedenen Religionen gefunden werden; eine derartige liturgische Anhäufung musste unweigerlich maßlos beschwerlich und unerträglich drückend werden. 94:10.2 (1038.6) These simple-minded Tibetans would not wholly give up their ancient magic and charms. Examination of the religious ceremonials of present-day Tibetan rituals reveals an overgrown brotherhood of priests with shaven heads who practice an elaborate ritual embracing bells, chants, incense, processionals, rosaries, images, charms, pictures, holy water, gorgeous vestments, and elaborate choirs. They have rigid dogmas and crystallized creeds, mystic rites and special fasts. Their hierarchy embraces monks, nuns, abbots, and the Grand Lama. They pray to angels, saints, a Holy Mother, and the gods. They practice confessions and believe in purgatory. Their monasteries are extensive and their cathedrals magnificent. They keep up an endless repetition of sacred rituals and believe that such ceremonials bestow salvation. Prayers are fastened to a wheel, and with its turning they believe the petitions become efficacious. Among no other people of modern times can be found the observance of so much from so many religions; and it is inevitable that such a cumulative liturgy would become inordinately cumbersome and intolerably burdensome.
94:10.3 (1038.7) Die Tibeter haben von allen führenden Weltreligionen etwas, außer von den einfachen Lehren des Evangeliums Jesu: Gotteskindschaft, menschliche Bruderschaft und nie endendes aufsteigendes Bürgerrecht im ewigen Universum. 94:10.3 (1038.7) The Tibetans have something of all the leading world religions except the simple teachings of the Jesusonian gospel: sonship with God, brotherhood with man, and ever-ascending citizenship in the eternal universe.
11. Buddhistische Philosophie ^top 11. Buddhist Philosophy ^top
94:11.1 (1038.8) Der Buddhismus drang im ersten Jahrtausend nach Christus in China ein, und er passte gut zu den religiösen Gewohnheiten der gelben Rasse. Im Ahnenkult hatten die Chinesen lange zu den Toten gebetet; jetzt konnten sie auch für sie beten. Der Buddhismus verschmolz bald mit den übrig gebliebenen rituellen Praktiken des zerbröckelnden Taoismus. Diese neue, eine Synthese darstellende Religion mit ihren Andachtstempeln und ihrem klaren religiösen Zeremoniell wurde bald zum allgemein akzeptierten Kult der Völker Chinas, Koreas und Japans. 94:11.1 (1038.8) Buddhism entered China in the first millennium after Christ, and it fitted well into the religious customs of the yellow race. In ancestor worship they had long prayed to the dead; now they could also pray for them. Buddhism soon amalgamated with the lingering ritualistic practices of disintegrating Taoism. This new synthetic religion with its temples of worship and definite religious ceremonial soon became the generally accepted cult of the peoples of China, Korea, and Japan.
94:11.2 (1039.1) Obwohl es in gewisser Hinsicht bedauerlich ist, dass der Buddhismus erst in die Welt hinausgetragen wurde, als die Überlieferungen und Lehren des Kults durch Gautamas Nachfolger so umgebogen worden waren, dass aus ihm ein göttliches Wesen wurde, sollte es sich doch erweisen, dass der mit einer Unzahl von Wundern ausgeschmückte Mythos von seinem irdischen Leben auf die Menschen, die dem nördlichen oder Mahayana-Evangelium des Buddhismus zuhörten, eine große Faszination ausübte. 94:11.2 (1039.1) While in some respects it is unfortunate that Buddhism was not carried to the world until after Gautama’s followers had so perverted the traditions and teachings of the cult as to make of him a divine being, nonetheless this myth of his human life, embellished as it was with a multitude of miracles, proved very appealing to the auditors of the northern or Mahayana gospel of Buddhism.
94:11.3 (1039.2) Einige seiner späteren Nachfolger lehrten, dass Sakyamuni Buddhas Geist periodisch als lebender Buddha zur Erde zurückkehre, und gaben damit den Weg frei für eine unbegrenzte Fortdauer von Buddhastatuen, -tempeln, -ritualen und falschen „lebenden Buddhas“. Und so fand sich die Religion des großen indischen Protestanten schließlich gerade durch jene zeremoniellen Praktiken und rituellen Beschwörungen gefesselt, die er so furchtlos bekämpft und so unerschrocken verurteilt hatte. 94:11.3 (1039.2) Some of his later followers taught that Sakyamuni Buddha’s spirit returned periodically to earth as a living Buddha, thus opening the way for an indefinite perpetuation of Buddha images, temples, rituals, and impostor “living Buddhas.” Thus did the religion of the great Indian protestant eventually find itself shackled with those very ceremonial practices and ritualistic incantations against which he had so fearlessly fought, and which he had so valiantly denounced.
94:11.4 (1039.3) Der große Fortschritt, den die buddhistische Philosophie brachte, lag im Verständnis der Relativität aller Wahrheit. Dank dem Mechanismus dieser Hypothese waren die Buddhisten imstande, die divergierenden Aussagen ihrer eigenen religiösen Schriften miteinander zu versöhnen und zu korrelieren, desgleichen die Unterschiede zwischen den eigenen und vielen anderen Schriften. Es wurde gelehrt, die kleine Wahrheit sei für kleine Intelligenzen, die große Wahrheit für große Intelligenzen. 94:11.4 (1039.3) The great advance made in Buddhist philosophy consisted in its comprehension of the relativity of all truth. Through the mechanism of this hypothesis Buddhists have been able to reconcile and correlate the divergencies within their own religious scriptures as well as the differences between their own and many others. It was taught that the small truth was for little minds, the large truth for great minds.
94:11.5 (1039.4) Diese Philosophie vertrat auch die Ansicht, dass die (göttliche) Buddhanatur in allen Menschen wohne, dass der Mensch durch eigene Anstrengung sich seiner inneren Göttlichkeit bewusst werden könne. Und diese Lehre ist eine der klarsten Beschreibungen der Wahrheit des innewohnenden Justierers, die je von einer urantianischen Religion gemacht wurde. 94:11.5 (1039.4) This philosophy also held that the Buddha (divine) nature resided in all men; that man, through his own endeavors, could attain to the realization of this inner divinity. And this teaching is one of the clearest presentations of the truth of the indwelling Adjusters ever to be made by a Urantian religion.
94:11.6 (1039.5) Aber die große Beschränkung des ursprünglichen Evangeliums Siddhartas, wie es von seinen Anhängern ausgelegt wurde, lag darin, dass es die vollständige Befreiung des menschlichen Selbst von allen Begrenzungen der sterblichen Natur durch die Technik der Isolierung des Selbst von der objektiven Realität anstrebte. Wahre kosmische Selbstverwirklichung ist das Resultat der Identifikation mit der kosmischen Realität und mit dem raumgebundenen und zeitbedingten endlichen Kosmos aus Energie, Verstand und Geist. 94:11.6 (1039.5) But a great limitation in the original gospel of Siddhartha, as it was interpreted by his followers, was that it attempted the complete liberation of the human self from all the limitations of the mortal nature by the technique of isolating the self from objective reality. True cosmic self-realization results from identification with cosmic reality and with the finite cosmos of energy, mind, and spirit, bounded by space and conditioned by time.
94:11.7 (1039.6) Aber obwohl die Zeremonien und äußeren Gepflogenheiten des Buddhismus durch das Brauchtum der Länder, die er durchquerte, arg in Mitleidenschaft gezogen wurden, betraf diese Degeneration weniger das philosophische Leben der großen Denker, die dieses Gedanken- und Glaubenssystem von Zeit zu Zeit zu dem ihren machten. Während über zweitausend Jahren haben sich viele der besten Denker Asiens auf das Problem konzentriert, die absolute Wahrheit und die Wahrheit des Absoluten zu ermitteln. 94:11.7 (1039.6) But though the ceremonies and outward observances of Buddhism became grossly contaminated with those of the lands to which it traveled, this degeneration was not altogether the case in the philosophical life of the great thinkers who, from time to time, embraced this system of thought and belief. Through more than two thousand years, many of the best minds of Asia have concentrated upon the problem of ascertaining absolute truth and the truth of the Absolute.
94:11.8 (1039.7) Die Entwicklung eines hohen Konzeptes des Absoluten vollzog sich durch viele Gedankenkanäle und über Umwege in der Beweisführung. Die Aufwärtsbewegung dieser Unendlichkeitsdoktrin trat nicht so klar hervor wie die Evolution des Gotteskonzepts in der hebräischen Theologie. Nichtsdestoweniger gab es gewisse umfassende Ebenen, die vom Denken der Buddhisten erreicht wurden, auf welchen sie verweilten und die sie auf ihrem Weg zu einer Vorstellung vom Urquell des Universums durchliefen. 94:11.8 (1039.7) The evolution of a high concept of the Absolute was achieved through many channels of thought and by devious paths of reasoning. The upward ascent of this doctrine of infinity was not so clearly defined as was the evolution of the God concept in Hebrew theology. Nevertheless, there were certain broad levels which the minds of the Buddhists reached, tarried upon, and passed through on their way to the envisioning of the Primal Source of universes:
94:11.9 (1039.8) 1. Die Legende von Gautama. Den Grund des Konzeptes bildete die historische Tatsache des Lebens und der Lehren Siddhartas, des Propheten-Fürsten von Indien. Während diese Legende die Jahrhunderte und die weiten Länder Asiens durchwanderte, wuchs sie sich zu einem Mythos aus, bis sie endlich den Rahmen der Idee von Gautama als dem Erleuchteten überschritt und sich mit zusätzlichen Attributen zu schmücken begann. 94:11.9 (1039.8) 1. The Gautama legend. At the base of the concept was the historic fact of the life and teachings of Siddhartha, the prophet prince of India. This legend grew in myth as it traveled through the centuries and across the broad lands of Asia until it surpassed the status of the idea of Gautama as the enlightened one and began to take on additional attributes.
94:11.10 (1040.1) 2. Die vielen Buddhas. Man überlegte sich, dass wenn Gautama zu den Völkern Indiens gekommen war, die Rassen der Menschheit in ferner Vergangenheit ebenfalls mit anderen Wahrheitslehrern gesegnet sein mussten und es in einer fernen Zukunft unzweifelhaft auch wieder sein würden. Das ließ die Lehre entstehen, dass es viele Buddhas gebe, eine unbeschränkte und unendliche Zahl, dass sogar jeder danach streben könne, ein solcher zu werden — die Göttlichkeit eines Buddhas zu erreichen. 94:11.10 (1040.1) 2. The many Buddhas. It was reasoned that, if Gautama had come to the peoples of India, then, in the remote past and in the remote future, the races of mankind must have been, and undoubtedly would be, blessed with other teachers of truth. This gave rise to the teaching that there were many Buddhas, an unlimited and infinite number, even that anyone could aspire to become one—to attain the divinity of a Buddha.
94:11.11 (1040.2) 3. Der absolute Buddha. Als die Zahl der Buddhas ins Unendliche zu gehen begann, verspürten die Denker jener Tage die Notwendigkeit, dieses unhandliche Konzept zu vereinheitlichen. Also begannen sie zu lehren, dass alle Buddhas nur die Manifestation einer höheren Essenz seien, eines Einen Ewigen unendlicher und uneingeschränkter Existenz, einer absoluten Quelle aller Realität. Von hier an scheidet sich das Gottheitskonzept des Buddhismus in seiner höchsten Form von der menschlichen Person Gautama Siddhartas und entledigt sich der anthropomorphischen Begrenzungen, die es im Zaume gehalten hatten. Diese letztendliche Konzeption des Ewigen Buddhas kann als das Absolute, manchmal sogar als das unendliche ICH BIN identifiziert werden. 94:11.11 (1040.2) 3. The Absolute Buddha. By the time the number of Buddhas was approaching infinity, it became necessary for the minds of those days to reunify this unwieldy concept. Accordingly it began to be taught that all Buddhas were but the manifestation of some higher essence, some Eternal One of infinite and unqualified existence, some Absolute Source of all reality. From here on, the Deity concept of Buddhism, in its highest form, becomes divorced from the human person of Gautama Siddhartha and casts off from the anthropomorphic limitations which have held it in leash. This final conception of the Buddha Eternal can well be identified as the Absolute, sometimes even as the infinite I AM.
94:11.12 (1040.3) Obwohl diese Idee einer absoluten Gottheit bei den Völkern Asiens nie große Popularität genoss, befähigte sie die Intellektuellen dieser Länder, ihre Philosophie zu vereinheitlichen und ihre Kosmologie zu harmonisieren. Das Konzept des Absoluten Buddha ist manchmal beinah-persönlich, manchmal völlig unpersönlich — sogar eine unendliche schöpferische Kraft. Solche Konzepte sind zwar in der Philosophie hilfreich, aber für die religiöse Entwicklung nicht wesentlich. Selbst ein anthropomorpher Jahve besitzt größeren religiösen Wert als ein unendlich fernes Absolutes des Buddhismus oder Brahmanismus. 94:11.12 (1040.3) While this idea of Absolute Deity never found great popular favor with the peoples of Asia, it did enable the intellectuals of these lands to unify their philosophy and to harmonize their cosmology. The concept of the Buddha Absolute is at times quasi-personal, at times wholly impersonal—even an infinite creative force. Such concepts, though helpful to philosophy, are not vital to religious development. Even an anthropomorphic Yahweh is of greater religious value than an infinitely remote Absolute of Buddhism or Brahmanism.
94:11.13 (1040.4) Manchmal wurde das Absolute sogar als im unendlichen ICH BIN enthalten gedacht. Aber diese Spekulationen waren nur ein kühler Trost für die hungrigen Mengen, die danach lechzten, Worte des Versprechens zu hören, das einfache Evangelium von Salem zu hören, dass der Glaube an Gott die göttliche Gunst und das ewige Fortleben sicherstelle. 94:11.13 (1040.4) At times the Absolute was even thought of as contained within the infinite I AM. But these speculations were chill comfort to the hungry multitudes who craved to hear words of promise, to hear the simple gospel of Salem, that faith in God would assure divine favor and eternal survival.
12. Das Gotteskonzept des Buddhismus ^top 12. The God Concept of Buddhism ^top
94:12.1 (1040.5) Die große Schwäche der Kosmologie des Buddhismus war zweifacher Natur: seine Verunreinigung durch viele abergläubische Vorstellungen Indiens und Chinas und seine Sublimierung Gautamas, zuerst als des Erleuchteten und dann als des Ewigen Buddhas. So wie das Christentum unter der Aufnahme von viel irriger menschlicher Philosophie gelitten hat, trägt auch der Buddhismus sein menschliches Muttermal. Aber die Lehren Buddhas haben sich während der vergangenen zweieinhalb Jahrtausende immer weiterentwickelt. Das Konzept Buddhas ist für einen aufgeklärten Buddhisten ebenso wenig die menschliche Persönlichkeit Gautamas, wie für einen aufgeklärten Christen das Konzept Jehovas mit dem Geist-Dämon vom Berg Horeb identisch ist. Armut der Terminologie zusammen mit gefühlsbedingter Beibehaltung alter Ausdrücke ist oft daran schuld, dass die wahre Bedeutung der Evolution religiöser Konzepte nicht verstanden wird. 94:12.1 (1040.5) The great weakness in the cosmology of Buddhism was twofold: its contamination with many of the superstitions of India and China and its sublimation of Gautama, first as the enlightened one, and then as the Eternal Buddha. Just as Christianity has suffered from the absorption of much erroneous human philosophy, so does Buddhism bear its human birthmark. But the teachings of Gautama have continued to evolve during the past two and one-half millenniums. The concept of Buddha, to an enlightened Buddhist, is no more the human personality of Gautama than the concept of Jehovah is identical with the spirit demon of Horeb to an enlightened Christian. Paucity of terminology, together with the sentimental retention of olden nomenclature, is often provocative of the failure to understand the true significance of the evolution of religious concepts.
94:12.2 (1040.6) Allmählich begann im Buddhismus das Gotteskonzept, als Gegensatz zu dem Absoluten, zu erscheinen. Seine Wurzeln gehen auf jene frühen Tage zurück, als sich die Anhänger der Kleineren Straße von jenen der Großen Straße trennten. Und es geschah in diesem zweiten Zweig des Buddhismus, dass schließlich die doppelte Vorstellung von Gott und dem Absoluten heranreifte. Schritt für Schritt, Jahrhundert um Jahrhundert entwickelte sich das Gotteskonzept, bis es mit den Lehren Ryonins, Honen Shonins und Shinrans in Japan im Glauben an Amida Buddha endlich zum Blühen kam. 94:12.2 (1040.6) Gradually the concept of God, as contrasted with the Absolute, began to appear in Buddhism. Its sources are back in the early days of this differentiation of the followers of the Lesser Road and the Greater Road. It was among the latter division of Buddhism that the dual conception of God and the Absolute finally matured. Step by step, century by century, the God concept has evolved until, with the teachings of Ryonin, Honen Shonin, and Shinran in Japan, this concept finally came to fruit in the belief in Amida Buddha.
94:12.3 (1041.1) Unter diesen Gläubigen wird gelehrt, dass die Seele nach der Todeserfahrung die Wahl hat, sich an einem Aufenthalt im Paradies zu erfreuen, bevor sie ins Nirwana, den letzten Existenzzustand, eintritt. Es wird verkündet, dass diese neue Errettung erworben wird durch den Glauben an das göttliche Erbarmen und an die liebende Fürsorge Amidas, des Gottes des Paradieses im Westen. In ihrer Philosophie vertreten die Amidisten die Existenz einer unendlichen Realität, die jenseits jedes menschlichen Verständnisses liegt; in ihrer Religion glauben sie an den allerbarmenden Amida, der die Welt so sehr liebt, dass er es nicht zuließe, dass auch nur ein einziger Sterblicher, der seinen Namen aufrichtig glaubend und reinen Herzens anruft, dabei scheitern würde, die himmlische Glückseligkeit des Paradieses zu erreichen. 94:12.3 (1041.1) Among these believers it is taught that the soul, upon experiencing death, may elect to enjoy a sojourn in Paradise prior to entering Nirvana, the ultimate of existence. It is proclaimed that this new salvation is attained by faith in the divine mercies and loving care of Amida, God of the Paradise in the west. In their philosophy, the Amidists hold to an Infinite Reality which is beyond all finite mortal comprehension; in their religion, they cling to faith in the all-merciful Amida, who so loves the world that he will not suffer one mortal who calls on his name in true faith and with a pure heart to fail in the attainment of the supernal happiness of Paradise.
94:12.4 (1041.2) Die große Stärke des Buddhismus liegt darin, dass seine Anhänger frei sind, aus allen Religionen Wahrheit zu beziehen; selten hat eine derartige Freiheit der Wahl einen urantianischen Glauben ausgezeichnet. In dieser Beziehung ist die japanische Shinsekte eine der fortschrittlichsten religiösen Gruppen der Welt geworden; sie hat den einstigen missionarischen Geist der Anhänger Gautamas wieder aufleben lassen und damit begonnen, Lehrer zu anderen Völkern auszusenden. Diese Bereitschaft, sich Wahrheit aus den verschiedensten Quellen anzueignen, ist wirklich eine empfehlenswerte Tendenz, die sich in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts nach Christus unter religiösen Menschen bemerkbar macht. 94:12.4 (1041.2) The great strength of Buddhism is that its adherents are free to choose truth from all religions; such freedom of choice has seldom characterized a Urantian faith. In this respect the Shin sect of Japan has become one of the most progressive religious groups in the world; it has revived the ancient missionary spirit of Gautama’s followers and has begun to send teachers to other peoples. This willingness to appropriate truth from any and all sources is indeed a commendable tendency to appear among religious believers during the first half of the twentieth century after Christ.
94:12.5 (1041.3) Der Buddhismus selber erlebt im zwanzigsten Jahrhundert eine Renaissance. Durch den Kontakt mit dem Christentum haben die sozialen Aspekte des Buddhismus große Fortschritte gemacht. Der Wunsch zu lernen ist in den Herzen der Mönchspriester der Bruderschaft wieder entfacht worden, und die sich in der buddhistischen Glaubensgemeinschaft ausbreitende Bildung wird bestimmt zu neuen Durchbrüchen in religiöser Entwicklung führen. 94:12.5 (1041.3) Buddhism itself is undergoing a twentieth-century renaissance. Through contact with Christianity the social aspects of Buddhism have been greatly enhanced. The desire to learn has been rekindled in the hearts of the monk priests of the brotherhood, and the spread of education throughout this faith will be certainly provocative of new advances in religious evolution.
94:12.6 (1041.4) Zur Zeit dieser Niederschrift setzt ein großer Teil Asiens seine Hoffnung auf den Buddhismus. Wird dieser edle Glaube, der sich durch die dunklen Zeitalter der Vergangenheit so tapfer gehalten hat, einmal mehr die Wahrheiten erweiterter kosmischer Realitäten empfangen, gerade so wie die Jünger des großen indischen Lehrers einst seiner Verkündigung neuer Wahrheit gelauscht haben? Wird dieser alte Glaube einmal mehr auf den stärkenden Stimulus der Eröffnung neuer Konzepte von Gott und dem Absoluten ansprechen, nach denen er so lange gesucht hat? 94:12.6 (1041.4) At the time of this writing, much of Asia rests its hope in Buddhism. Will this noble faith, that has so valiantly carried on through the dark ages of the past, once again receive the truth of expanded cosmic realities even as the disciples of the great teacher in India once listened to his proclamation of new truth? Will this ancient faith respond once more to the invigorating stimulus of the presentation of new concepts of God and the Absolute for which it has so long searched?
94:12.7 (1041.5) Ganz Urantia wartet auf die Verkündigung der veredelnden Botschaft Michaels, befreit von den angehäuften Lehren und Dogmen eines neunzehnhundertjährigen Kontaktes mit den Religionen evolutionären Ursprungs. Die Stunde schlägt, da dem Buddhismus, dem Christentum, dem Hinduismus und sogar den Völkern aller Bekenntnisse nicht das Evangelium über Jesus, sondern die lebendige, geistige Wahrheit des Evangeliums Jesu darzubringen ist. 94:12.7 (1041.5) All Urantia is waiting for the proclamation of the ennobling message of Michael, unencumbered by the accumulated doctrines and dogmas of nineteen centuries of contact with the religions of evolutionary origin. The hour is striking for presenting to Buddhism, to Christianity, to Hinduism, even to the peoples of all faiths, not the gospel about Jesus, but the living, spiritual reality of the gospel of Jesus.
94:12.8 (1041.6) [Dargeboten von einem Melchisedek Nebadon.] 94:12.8 (1041.6) [Presented by a Melchizedek of Nebadon.]