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Religion in menschlicher Erfahrung Religion in Human Experience
100:0.1 (1094.1) DIE Erfahrung eines dynamischen religiösen Lebens verwandelt einen mittelmäßigen Menschen in eine Persönlichkeit voll idealistischer Kraft. Die Religion dient dem Fortschritt aller, indem sie den Fortschritt jedes Einzelnen fördert, und jedes Einzelnen Fortschritt wird durch das Vollbringen aller verstärkt. 100:0.1 (1094.1) THE experience of dynamic religious living transforms the mediocre individual into a personality of idealistic power. Religion ministers to the progress of all through fostering the progress of each individual, and the progress of each is augmented through the achievement of all.
100:0.2 (1094.2) Geistiges Wachstum wird wechselseitig angeregt durch inniges Zusammenwirken mit anderen Gläubigen. Die Liebe liefert das Erdreich für religiöses Wachstum — eine objektive Anziehungskraft anstelle subjektiver Beglückung — und doch spendet sie die allerhöchste subjektive Beglückung. Und die Religion adelt die gewöhnliche Plackerei des täglichen Lebens. 100:0.2 (1094.2) Spiritual growth is mutually stimulated by intimate association with other religionists. Love supplies the soil for religious growth—an objective lure in the place of subjective gratification—yet it yields the supreme subjective satisfaction. And religion ennobles the commonplace drudgery of daily living.
1. Religiöses Wachstum ^top 1. Religious Growth ^top
100:1.1 (1094.3) Während Religion ein Wachstum an Bedeutungen und eine Steigerung der Werte bewirkt, entsteht immer dann Übles, wenn rein persönliche Beurteilungen auf absolute Ebenen gehoben werden. Ein Kind beurteilt eine Erfahrung danach, wieviel Vergnügen sie ihm bringt; Reife verhält sich proportional zum Ersatz persönlichen Vergnügens durch höhere Bedeutungen, ja Hingabe an die höchsten Konzepte von verschiedensten Lebenssituationen und kosmischen Beziehungen. 100:1.1 (1094.3) While religion produces growth of meanings and enhancement of values, evil always results when purely personal evaluations are elevated to the levels of absolutes. A child evaluates experience in accordance with the content of pleasure; maturity is proportional to the substitution of higher meanings for personal pleasure, even loyalties to the highest concepts of diversified life situations and cosmic relations.
100:1.2 (1094.4) Manche Personen sind zu beschäftigt, um zu wachsen, und laufen deshalb große Gefahr, geistig zu erstarren. Man muss in den verschiedenen Lebensabschnitten, aufeinander folgenden Kulturen und vorübergehenden Stadien der fortschreitenden Zivilisation für das Wachstum der Bedeutungen sorgen. Die wichtigsten Wachstumshemmnisse sind Vorurteil und Unwissenheit. 100:1.2 (1094.4) Some persons are too busy to grow and are therefore in grave danger of spiritual fixation. Provision must be made for growth of meanings at differing ages, in successive cultures, and in the passing stages of advancing civilization. The chief inhibitors of growth are prejudice and ignorance.
100:1.3 (1094.5) Gebt jedem heranwachsenden Kind Gelegenheit, in seiner eigenen religiösen Erfahrung zu wachsen; stülpt ihm nicht eine fertige Erwachsenenerfahrung über. Seid dessen eingedenk, dass der von Jahr zu Jahr erzielte Fortschritt in einem bestehenden Erziehungssystem nicht notwendigerweise intellektuellen Fortschritt und noch viel weniger geistiges Wachstum bedeutet. Erweiterung des Vokabulars heißt nicht Entwicklung des Charakters. Wachstum bekundet sich nicht wirklich in bloßen Resultaten, sondern vielmehr im Fortschritt. Wahres erzieherisches Wachstum gibt sich in einer Verstärkung der Ideale kund, in wachsender Würdigung von Werten, in neuen Bedeutungen, die Werten gegeben werden, und in einer stärkeren Treue gegenüber höchsten Werten. 100:1.3 (1094.5) Give every developing child a chance to grow his own religious experience; do not force a ready-made adult experience upon him. Remember, year-by-year progress through an established educational regime does not necessarily mean intellectual progress, much less spiritual growth. Enlargement of vocabulary does not signify development of character. Growth is not truly indicated by mere products but rather by progress. Real educational growth is indicated by enhancement of ideals, increased appreciation of values, new meanings of values, and augmented loyalty to supreme values.
100:1.4 (1094.6) Kinder werden bleibend nur durch die Loyalität ihrer erwachsenen Gefährten beeindruckt; Vorschriften oder sogar Beispiele sind auf die Dauer nicht wirksam. Loyale Personen sind wachsende Personen, und Wachstum ist eine eindrückliche und inspirierende Realität. Lebt heute loyal — wachst — und morgen wird für sich selber sorgen. Die rascheste Art für eine Kaulquappe, zu einem Frosch zu werden, ist, jeden Augenblick loyal als eine Kaulquappe zu leben. 100:1.4 (1094.6) Children are permanently impressed only by the loyalties of their adult associates; precept or even example is not lastingly influential. Loyal persons are growing persons, and growth is an impressive and inspiring reality. Live loyally today—grow—and tomorrow will attend to itself. The quickest way for a tadpole to become a frog is to live loyally each moment as a tadpole.
100:1.5 (1094.7) Der für religiöses Wachstum unerlässliche Nährboden setzt voraus: ein dynamisches Leben der Selbstverwirklichung, Koordinierung natürlicher Neigungen, Betätigung der Neugierde und Freude an vernünftigen Abenteuern, Empfinden von Gefühlen der Befriedigung, das Funktionieren der Furcht, um Aufmerksamkeit und Bewusstheit zu stimulieren, Staunen vor dem Wunderbaren und ein normales Bewusstsein der eigenen Kleinheit — Demut. Wachstum gründet auch auf der Entdeckung des Selbst einhergehend mit Selbstkritik — Bewusstheit, denn Bewusstheit ist in Wirklichkeit Kritik an sich selbst anhand der eigenen Wertmaßstäbe, der persönlichen Ideale. 100:1.5 (1094.7) The soil essential for religious growth presupposes a progressive life of self-realization, the co-ordination of natural propensities, the exercise of curiosity and the enjoyment of reasonable adventure, the experiencing of feelings of satisfaction, the functioning of the fear stimulus of attention and awareness, the wonder-lure, and a normal consciousness of smallness, humility. Growth is also predicated on the discovery of selfhood accompanied by self-criticism—conscience, for conscience is really the criticism of oneself by one’s own value-habits, personal ideals.
100:1.6 (1095.1) Die religiöse Erfahrung wird stark geprägt durch physische Gesundheit, ererbtes Temperament und gesellschaftliches Umfeld. Aber diese zeitlichen Bedingungen hindern den inneren geistigen Fortschritt einer Seele nicht, die sich der Erfüllung des Willens des himmlischen Vaters geweiht hat. In allen normalen Sterblichen ist ein gewisses angeborenes Streben nach Wachstum und Selbstverwirklichung vorhanden, das funktioniert, wenn es nicht spezifisch gehemmt wird. Die sichere Technik zur Förderung dieses angeborenen Potentials zu geistigem Wachstum ist, eine Haltung rückhaltloser Hingabe an höchste Werte zu pflegen. 100:1.6 (1095.1) Religious experience is markedly influenced by physical health, inherited temperament, and social environment. But these temporal conditions do not inhibit inner spiritual progress by a soul dedicated to the doing of the will of the Father in heaven. There are present in all normal mortals certain innate drives toward growth and self-realization which function if they are not specifically inhibited. The certain technique of fostering this constitutive endowment of the potential of spiritual growth is to maintain an attitude of wholehearted devotion to supreme values.
100:1.7 (1095.2) Religion kann man nicht schenken, empfangen, ausleihen, lernen oder verlieren. Sie ist eine persönliche Erfahrung, die im Maße des zunehmenden Verlangens nach endgültigen Werten wächst. Deshalb gehen die Anhäufung von Bedeutungen und unablässig erhöhte Werte mit kosmischem Wachstum einher. Aber Seelenadel an sich ist immer ein unbewusstes Wachstum. 100:1.7 (1095.2) Religion cannot be bestowed, received, loaned, learned, or lost. It is a personal experience which grows proportionally to the growing quest for final values. Cosmic growth thus attends on the accumulation of meanings and the ever-expanding elevation of values. But nobility itself is always an unconscious growth.
100:1.8 (1095.3) Religiöse Gewohnheiten des Denkens und Handelns tragen viel zum geistigen Wachstum bei. Man kann religiöse Anlagen entwickeln, um auf geistige Stimuli günstig zu reagieren — so etwas wie einen konditionierten geistigen Reflex schaffen. Zu den Gewohnheiten, die religiöses Wachstum begünstigen, sind zu zählen: Besondere Pflege des Feingefühls für göttliche Werte, Wahrnehmung religiösen Lebens bei anderen, nachdenkliches Meditieren über kosmische Bedeutungen, Lösen von Problemen in andächtiger Verfassung, Teilen des eigenen geistigen Lebens mit seinen Gefährten, Vermeiden von Selbstsucht, Weigerung, auf göttliche Barmherzigkeit zu zählen, ein Leben, als befände man sich in der Gegenwart Gottes. Die Faktoren des religiösen Wachstums können der Absicht entspringen, aber das Wachstum selber geschieht stets unbewusst. 100:1.8 (1095.3) Religious habits of thinking and acting are contributory to the economy of spiritual growth. One can develop religious predispositions toward favorable reaction to spiritual stimuli, a sort of conditioned spiritual reflex. Habits which favor religious growth embrace cultivated sensitivity to divine values, recognition of religious living in others, reflective meditation on cosmic meanings, worshipful problem solving, sharing one’s spiritual life with one’s fellows, avoidance of selfishness, refusal to presume on divine mercy, living as in the presence of God. The factors of religious growth may be intentional, but the growth itself is unvaryingly unconscious.
100:1.9 (1095.4) Die unbewusste Natur des religiösen Wachstums bedeutet indessen nicht, dass es eine Aktivität ist, die sich in den angeblich unterbewussten Bereichen des menschlichen Intellekts abspielt; sie ist vielmehr ein Zeichen schöpferischer Aktivitäten auf den überbewussten Ebenen des menschlichen Verstandes. Die Erfahrung, sich der Realität unbewussten religiösen Wachstums innezuwerden, ist der einzige positive Beweis der funktionellen Existenz des Überbewusstseins. 100:1.9 (1095.4) The unconscious nature of religious growth does not, however, signify that it is an activity functioning in the supposed subconscious realms of human intellect; rather does it signify creative activities in the superconscious levels of mortal mind. The experience of the realization of the reality of unconscious religious growth is the one positive proof of the functional existence of the superconsciousness.
2. Geistiges Wachstum ^top 2. Spiritual Growth ^top
100:2.1 (1095.5) Die geistige Entwicklung hängt erstens von der Aufrechterhaltung einer lebendigen geistigen Verbindung mit wahren geistigen Kräften ab, und zweitens vom steten Hervorbringen geistiger Früchte: von der dienenden Weitergabe dessen an seine Mitmenschen, was man von seinen geistigen Wohltätern empfangen hat. Geistiger Fortschritt gründet auf dem intellektuellen Feststellen der eigenen geistigen Armut sowie auf dem Bewusstsein, nach Vollkommenheit zu hungern, auf dem Wunsch, Gott zu kennen und ihm zu gleichen, und auf der rückhaltlosen Entschlossenheit, den Willen des Vaters im Himmel zu tun. 100:2.1 (1095.5) Spiritual development depends, first, on the maintenance of a living spiritual connection with true spiritual forces and, second, on the continuous bearing of spiritual fruit: yielding the ministry to one’s fellows of that which has been received from one’s spiritual benefactors. Spiritual progress is predicated on intellectual recognition of spiritual poverty coupled with the self-consciousness of perfection-hunger, the desire to know God and be like him, the wholehearted purpose to do the will of the Father in heaven.
100:2.2 (1095.6) Geistiges Wachstum ist erst einmal ein Erwachen zu Bedürfnissen, dann ein Erkennen von Bedeutungen und schließlich ein Entdecken von Werten. Der Beweis wahrer geistiger Entwicklung besteht im Erscheinen einer menschlichen Persönlichkeit, deren Motivation die Liebe, deren Triebkraft selbstloser Dienst ist und die beherrscht wird von einer aus ganzem Herzen kommenden Verehrung der Vollkommenheitsideale der Göttlichkeit. Und diese ganze Erfahrung bildet die Realität der Religion im Gegensatz zu bloß theologischem Fürwahrhalten. 100:2.2 (1095.6) Spiritual growth is first an awakening to needs, next a discernment of meanings, and then a discovery of values. The evidence of true spiritual development consists in the exhibition of a human personality motivated by love, activated by unselfish ministry, and dominated by the wholehearted worship of the perfection ideals of divinity. And this entire experience constitutes the reality of religion as contrasted with mere theological beliefs.
100:2.3 (1095.7) Religion kann bis zu jener Erfahrungsebene vorstoßen, wo sie zu einer erleuchteten und weisen Methode geistiger Reaktion auf das Universum wird. Solch eine verherrlichte Religion kann auf drei Ebenen der menschlichen Persönlichkeit wirksam sein: auf der intellektuellen, der morontiellen und der geistigen; also auf den Verstand, in der sich entwickelnden Seele und mit dem innewohnenden Geist wirken. 100:2.3 (1095.7) Religion can progress to that level of experience whereon it becomes an enlightened and wise technique of spiritual reaction to the universe. Such a glorified religion can function on three levels of human personality: the intellectual, the morontial, and the spiritual; upon the mind, in the evolving soul, and with the indwelling spirit.
100:2.4 (1096.1) Die Geistigkeit wird zugleich zu einem Gradmesser für jemandes Nähe zu Gott und zum Maß seiner Nützlichkeit für seine Mitmenschen. Geistigkeit steigert die Fähigkeit, die Schönheit in den Dingen aufzuspüren, die Wahrheit in den Bedeutungen zu erkennen und die Güte in den Werten zu entdecken. Die geistige Entwicklung wird durch die Fähigkeit dazu bestimmt und steht in direktem Verhältnis zur Reinigung der Liebe von ihren egoistischen Elementen. 100:2.4 (1096.1) Spirituality becomes at once the indicator of one’s nearness to God and the measure of one’s usefulness to fellow beings. Spirituality enhances the ability to discover beauty in things, recognize truth in meanings, and discover goodness in values. Spiritual development is determined by capacity therefor and is directly proportional to the elimination of the selfish qualities of love.
100:2.5 (1096.2) Ein gegebener geistiger Status ist das Maß für die Annäherung an die Gottheit, für die Einstimmung auf den Justierer. Das Erreichen letzter Vergeistigung ist gleichbedeutend mit dem Erlangen eines Höchstmaßes an Realität, mit maximaler Gottähnlichkeit. Das ewige Leben ist die endlose Suche nach unendlichen Werten. 100:2.5 (1096.2) Actual spiritual status is the measure of Deity attainment, Adjuster attunement. The achievement of finality of spirituality is equivalent to the attainment of the maximum of reality, the maximum of Godlikeness. Eternal life is the endless quest for infinite values.
100:2.6 (1096.3) Das Ziel menschlicher Selbstverwirklichung sollte geistig, nicht materiell sein. Die einzigen erstrebenswerten Realitäten sind göttlich, geistig und ewig. Der sterbliche Mensch hat ein Anrecht auf den Genuss physischer Freuden und die Befriedigung menschlicher Liebe; er zieht Nutzen aus seiner Treue zu menschlichen Vereinigungen und zeitlichen Institutionen; aber das sind nicht die ewigen Fundamente, auf denen sich die unsterbliche Persönlichkeit aufbauen lässt, welche den Raum überschreiten, die Zeit besiegen und die ewige Bestimmung erreichen muss — göttliche Vollkommenheit und Dienen als Finalist. 100:2.6 (1096.3) The goal of human self-realization should be spiritual, not material. The only realities worth striving for are divine, spiritual, and eternal. Mortal man is entitled to the enjoyment of physical pleasures and to the satisfaction of human affections; he is benefited by loyalty to human associations and temporal institutions; but these are not the eternal foundations upon which to build the immortal personality which must transcend space, vanquish time, and achieve the eternal destiny of divine perfection and finaliter service.
100:2.7 (1096.4) Jesus beschrieb die tiefe Sicherheit eines Gott kennenden Sterblichen, als er sagte: „Was kümmert es den, der Gott kennt und an das Königreich glaubt, wenn alle irdischen Dinge in Trümmer gehen?“ Zeitliche Sicherheiten sind verwundbar, aber geistige Sicherheiten sind unbezwingbar. Wenn die Wogen menschlicher Not, Selbstsucht, Grausamkeit, Todfeindschaft, Bosheit und Eifersucht über der menschlichen Seele zusammenschlagen, könnt ihr in der Sicherheit ruhen, dass es eine innere Bastion, die Zitadelle des Geistes, gibt, die absolut uneinnehmbar ist; wenigstens trifft das für jedes menschliche Wesen zu, das seine Seele der Hut des ihm innewohnenden Geistes des ewigen Gottes anvertraut hat. 100:2.7 (1096.4) Jesus portrayed the profound surety of the God-knowing mortal when he said: “To a God-knowing kingdom believer, what does it matter if all things earthly crash?” Temporal securities are vulnerable, but spiritual sureties are impregnable. When the flood tides of human adversity, selfishness, cruelty, hate, malice, and jealousy beat about the mortal soul, you may rest in the assurance that there is one inner bastion, the citadel of the spirit, which is absolutely unassailable; at least this is true of every human being who has dedicated the keeping of his soul to the indwelling spirit of the eternal God.
100:2.8 (1096.5) Nach einer derartigen geistigen Vollbringung, die durch allmähliches Wachstum oder durch eine besondere Krise herbeigeführt worden ist, geschieht eine Neuorientierung der Persönlichkeit und entwickelt sich ein neuer Wertemaßstab. Solche aus dem Geiste geborene Wesen sind in ihrem Leben derart neu motiviert, dass sie ruhig zusehen können, wie ihre teuersten Ambitionen sterben und ihre innigsten Hoffnungen zusammenbrechen; sie wissen mit Sicherheit, dass solche Katastrophen nur in eine neue Richtung weisende Erschütterungen sind, die ihre zeitlichen Schöpfungen vernichten, bevor mit dem Bau edlerer und dauerhafterer Realitäten auf einer neuen und erhabeneren Ebene universeller Vollbringung begonnen werden kann. 100:2.8 (1096.5) After such spiritual attainment, whether secured by gradual growth or specific crisis, there occurs a new orientation of personality as well as the development of a new standard of values. Such spirit-born individuals are so remotivated in life that they can calmly stand by while their fondest ambitions perish and their keenest hopes crash; they positively know that such catastrophes are but the redirecting cataclysms which wreck one’s temporal creations preliminary to the rearing of the more noble and enduring realities of a new and more sublime level of universe attainment.
3. Konzepte höchsten Wertes ^top 3. Concepts of Supreme Value ^top
100:3.1 (1096.6) Religion ist keine Methode zur Erlangung eines statischen und wonnevollen Seelenfriedens; sie ist ein Impuls, der die Seele für dynamischen Dienst organisiert. Sie ist das Engagement des ganzen Selbst in der treuen Hingabe an die Liebe Gottes und den Dienst an den Menschen. Die Religion ist bereit, jeden Preis zu bezahlen, der zur Erlangung des höchsten Ziels, der ewigen Belohnung, wesentlich ist. In religiöser Treue liegt eine Vollständigkeit des Geweihtseins von wunderbarer Sublimität. Und solche Treue ist sozial wirksam und geistig progressiv. 100:3.1 (1096.6) Religion is not a technique for attaining a static and blissful peace of mind; it is an impulse for organizing the soul for dynamic service. It is the enlistment of the totality of selfhood in the loyal service of loving God and serving man. Religion pays any price essential to the attainment of the supreme goal, the eternal prize. There is a consecrated completeness in religious loyalty which is superbly sublime. And these loyalties are socially effective and spiritually progressive.
100:3.2 (1096.7) Für den Gläubigen wird das Wort Gott zu einem Symbol, das die Annäherung an die höchste Realität und die Anerkennung göttlicher Werte bedeutet. Menschliche Vorlieben und Abneigungen bestimmen nicht, was gut und böse ist; sittliche Werte gehen nicht aus der Erfüllung von Wünschen oder aus enttäuschten Gefühlen hervor. 100:3.2 (1096.7) To the religionist the word God becomes a symbol signifying the approach to supreme reality and the recognition of divine value. Human likes and dislikes do not determine good and evil; moral values do not grow out of wish fulfillment or emotional frustration.
100:3.3 (1096.8) Bei der Betrachtung von Werten müsst ihr zwischen dem unterscheiden, was ein Wert ist, und dem, was einen Wert hat. Ihr müsst die Beziehung erkennen zwischen angenehmen Tätigkeiten und ihrer bedeutungsvollen Integration und gesteigerten Verwirklichung auf immer höheren Ebenen menschlicher Erfahrung. 100:3.3 (1096.8) In the contemplation of values you must distinguish between that which is value and that which has value. You must recognize the relation between pleasurable activities and their meaningful integration and enhanced realization on ever progressively higher and higher levels of human experience.
100:3.4 (1097.1) Die Bedeutung ist etwas, was die Erfahrung dem Wert hinzufügt; sie ist das würdigende Wissen um Werte. Ein isoliertes und rein selbstbezogenes Vergnügen kann eine praktische Abwertung von Bedeutungen, einen bedeutungslosen Genuss darstellen, der an relatives Übel grenzt. Werte werden dann zu Erfahrungen, wenn die Realitäten bedeutungsvoll sind und mental miteinander verbunden werden, wenn solche Verbindungen vom Verstand erkannt und gewürdigt werden. 100:3.4 (1097.1) Meaning is something which experience adds to value; it is the appreciative consciousness of values. An isolated and purely selfish pleasure may connote a virtual devaluation of meanings, a meaningless enjoyment bordering on relative evil. Values are experiential when realities are meaningful and mentally associated, when such relationships are recognized and appreciated by mind.
100:3.5 (1097.2) Werte können nie statisch sein; Realität bedeutet Veränderung, Wachstum. Veränderung ohne Wachstum, ohne Bedeutungserweiterung und Steigerung der Werte — ist wertlos, potentiell übel. Je höher die Qualität kosmischer Anpassung ist, umso mehr Bedeutung besitzt jede Erfahrung. Werte sind keine vorstellungsmäßigen Illusionen, sie sind wirklich, aber sie hängen immer von der Tatsache von Beziehungen ab. Werte sind immer zugleich wirklich und potentiell — nicht was war, sondern was ist und was sein soll. 100:3.5 (1097.2) Values can never be static; reality signifies change, growth. Change without growth, expansion of meaning and exaltation of value, is valueless—is potential evil. The greater the quality of cosmic adaptation, the more of meaning any experience possesses. Values are not conceptual illusions; they are real, but always they depend on the fact of relationships. Values are always both actual and potential—not what was, but what is and is to be.
100:3.6 (1097.3) Die Verknüpfung von Wirklichem und Potentiellem ist gleich Wachstum, erfahrungsmäßige Verwirklichung von Werten. Aber Wachstum ist nicht nur Fortschritt. Fortschritt ist immer bedeutungsvoll, aber ohne Wachstum ist er relativ wertlos. Der höchste Wert des Menschenlebens besteht im Wachstum von Werten, im Fortschritt der Bedeutungen und in der Verwirklichung der kosmischen gegenseitigen Verflechtung dieser beiden Erfahrungen. Und ebendiese Erfahrung ist gleichbedeutend mit Gottesbewusstsein. Ein solcher Sterblicher wird, wenn auch nicht übernatürlich, so doch wahrhaft übermenschlich; eine unsterbliche Seele entwickelt sich. 100:3.6 (1097.3) The association of actuals and potentials equals growth, the experiential realization of values. But growth is not mere progress. Progress is always meaningful, but it is relatively valueless without growth. The supreme value of human life consists in growth of values, progress in meanings, and realization of the cosmic interrelatedness of both of these experiences. And such an experience is the equivalent of God-consciousness. Such a mortal, while not supernatural, is truly becoming superhuman; an immortal soul is evolving.
100:3.7 (1097.4) Der Mensch kann Wachstum nicht verursachen, aber er kann günstige Bedingungen dafür schaffen. Wachstum, ob physischer, intellektueller oder geistiger Natur, geschieht immer unbewusst. Die Liebe wächst in dieser Art; sie kann nicht geschaffen, hergestellt oder gekauft werden; sie muss wachsen. Die Evolution ist eine kosmische Wachstumstechnik. Gesellschaftliches Wachstum kann nicht durch Gesetzgebung herbeigeführt werden, und sittliches Wachstum ist nicht durch eine verbesserte Verwaltung zu haben. Der Mensch kann eine Maschine herstellen, aber seinen wahren Wert muss er aus menschlicher Kultur und persönlicher Würdigung beziehen. Des Menschen einziger Beitrag zum Wachstum ist die Mobilisierung sämtlicher Kräfte seiner Persönlichkeit — sein lebendiger Glaube. 100:3.7 (1097.4) Man cannot cause growth, but he can supply favorable conditions. Growth is always unconscious, be it physical, intellectual, or spiritual. Love thus grows; it cannot be created, manufactured, or purchased; it must grow. Evolution is a cosmic technique of growth. Social growth cannot be secured by legislation, and moral growth is not had by improved administration. Man may manufacture a machine, but its real value must be derived from human culture and personal appreciation. Man’s sole contribution to growth is the mobilization of the total powers of his personality—living faith.
4. Wachstumsprobleme ^top 4. Problems of Growth ^top
100:4.1 (1097.5) Religiöses Leben ist hingebungsvolles Leben, und hingebungsvolles Leben ist schöpferisches, echtes und spontanes Leben. Neue religiöse Erkenntnisse gehen aus Konflikten hervor, die die Annahme neuer und besserer Reaktionsgewohnheiten anstelle älterer und niedrigerer Reaktionsmuster auslösen. Neue Bedeutungen entstehen immer nur aus Konflikten; und Konflikte dauern nur angesichts der Weigerung an, sich die durch höhere Bedeutungen suggerierten Werte anzueignen. 100:4.1 (1097.5) Religious living is devoted living, and devoted living is creative living, original and spontaneous. New religious insights arise out of conflicts which initiate the choosing of new and better reaction habits in the place of older and inferior reaction patterns. New meanings only emerge amid conflict; and conflict persists only in the face of refusal to espouse the higher values connoted in superior meanings.
100:4.2 (1097.6) Religiöse Ratlosigkeiten sind unvermeidlich; es kann kein Wachstum geben ohne psychischen Konflikt und geistige Unruhe. Die Organisation eines philosophischen Lebensstandards bringt einen beträchtlichen Aufruhr in den philosophischen Verstandesbereichen mit sich. Man übt sich nicht ohne Kampf in der Treue zum Erhabenen, Guten, Wahren und Edlen. Anstrengung begleitet die Klärung der geistigen Sicht und die Vertiefung der kosmischen Erkenntnis. Der menschliche Intellekt sträubt sich, wenn er der Nahrung nichtgeistiger Energien des zeitlichen Lebens entwöhnt wird. Das träge tierische Gemüt lehnt sich gegen die Anstrengung auf, die das Ringen mit dem Lösen kosmischer Probleme erfordert. 100:4.2 (1097.6) Religious perplexities are inevitable; there can be no growth without psychic conflict and spiritual agitation. The organization of a philosophic standard of living entails considerable commotion in the philosophic realms of the mind. Loyalties are not exercised in behalf of the great, the good, the true, and the noble without a struggle. Effort is attendant upon clarification of spiritual vision and enhancement of cosmic insight. And the human intellect protests against being weaned from subsisting upon the nonspiritual energies of temporal existence. The slothful animal mind rebels at the effort required to wrestle with cosmic problem solving.
100:4.3 (1097.7) Aber das große Problem religiösen Lebens besteht in der Aufgabe, die Seelenkräfte der Persönlichkeit durch die Herrschaft der liebe zu einen. Gesundheit, intellektuelle Leistungsfähigkeit und Glück ergeben sich aus der Einigung der physischen Systeme, der mentalen Systeme und der geistigen Systeme. Der Mensch versteht viel von körperlicher und mentaler Gesundheit, aber an Glück hat er wahrhaft herzlich wenig vollbracht. Das höchste Glück ist unauflöslich an geistigen Fortschritt gebunden. Geistiges Wachstum zeitigt bleibende Freude und einen Frieden, der alles Begreifen übersteigt. 100:4.3 (1097.7) But the great problem of religious living consists in the task of unifying the soul powers of the personality by the dominance of love. Health, mental efficiency, and happiness arise from the unification of physical systems, mind systems, and spirit systems. Of health and sanity man understands much, but of happiness he has truly realized very little. The highest happiness is indissolubly linked with spiritual progress. Spiritual growth yields lasting joy, peace which passes all understanding.
100:4.4 (1098.1) Im physischen Leben geben die Sinne über die Existenz der Dinge Auskunft; der Verstand entdeckt die Realität der Bedeutungen; aber die geistige Erfahrung enthüllt dem Einzelnen die wahren Werte des Lebens. Diese hohen Ebenen menschlicher Lebensweise werden in der alles überragenden Liebe zu Gott und in der selbstlosen Liebe zum Menschen erreicht. Wenn ihr eure Mitmenschen liebt, müsst ihr bereits ihre Werte entdeckt haben. Jesus liebte die Menschen so sehr, weil er ihnen einen so hohen Wert beimaß. Am besten könnt ihr die Werte eurer Gefährten entdecken, wenn ihr ihre Motivation entdeckt. Wenn einer von ihnen euch irritiert, in euch Gefühle des Grolls aufkommen lässt, solltet ihr mit Sympathie seinen Gesichtspunkt, die Gründe für sein Anstoß erregendes Verhalten herauszufinden versuchen. Wenn ihr einmal euren Nachbarn verstanden habt, werdet ihr tolerant werden, und diese Toleranz wird in Freundschaft übergehen und zu Liebe reifen. 100:4.4 (1098.1) In physical life the senses tell of the existence of things; mind discovers the reality of meanings; but the spiritual experience reveals to the individual the true values of life. These high levels of human living are attained in the supreme love of God and in the unselfish love of man. If you love your fellow men, you must have discovered their values. Jesus loved men so much because he placed such a high value upon them. You can best discover values in your associates by discovering their motivation. If someone irritates you, causes feelings of resentment, you should sympathetically seek to discern his viewpoint, his reasons for such objectionable conduct. If once you understand your neighbor, you will become tolerant, and this tolerance will grow into friendship and ripen into love.
100:4.5 (1098.2) Ruft vor eurem geistigen Auge das Bild eines eurer primitiven Vorfahren aus der Höhlenbewohnerzeit wach — eines gedrungenen, ungestalten, schmutzigen, fauchenden, ungeschlachten Kerls, der, ganz Hass und Feindschaft, mit gespreizten Beinen und erhobener Keule dasteht und wild geradeaus schaut. Ein solches Bild bringt schwerlich die göttliche Würde des Menschen zum Ausdruck. Aber erlaubt uns nun, das Bild zu erweitern. Vor diesem erregten Menschen kauert ein Tiger mit Säbelzähnen. Hinter ihm befinden sich eine Frau und zwei Kinder. Augenblicklich erkennt ihr, dass dieses Bild den Anfang von viel Zartem und Edlem in der menschlichen Rasse enthält, und doch ist der Mann in beiden Bildern derselbe. Nur genießt ihr in der zweiten Skizze den Vorteil eines erweiterten Horizontes. Ihr erkennt darin den Beweggrund dieses sich entwickelnden Sterblichen. Sein Verhalten wird lobenswert, weil ihr ihn versteht. Könntet ihr nur die Motive eurer Gefährten ergründen, um wieviel besser würdet ihr sie verstehen! Könntet ihr nur eure Mitmenschen kennen, ihr würdet euch am Ende in sie verlieben. 100:4.5 (1098.2) In the mind’s eye conjure up a picture of one of your primitive ancestors of cave-dwelling times—a short, misshapen, filthy, snarling hulk of a man standing, legs spread, club upraised, breathing hate and animosity as he looks fiercely just ahead. Such a picture hardly depicts the divine dignity of man. But allow us to enlarge the picture. In front of this animated human crouches a saber-toothed tiger. Behind him, a woman and two children. Immediately you recognize that such a picture stands for the beginnings of much that is fine and noble in the human race, but the man is the same in both pictures. Only, in the second sketch you are favored with a widened horizon. You therein discern the motivation of this evolving mortal. His attitude becomes praiseworthy because you understand him. If you could only fathom the motives of your associates, how much better you would understand them. If you could only know your fellows, you would eventually fall in love with them.
100:4.6 (1098.3) Ihr könnt eure Mitmenschen durch einen bloßen Willensakt nicht wahrhaftig lieben. Liebe kann nur aufkeimen, wenn ihr die Motive und Gefühle eures Nachbarn gründlich versteht. Es ist weniger wichtig, heute alle Menschen zu lieben, als zu lernen, jeden Tag ein neues Menschenwesen zu lieben. Wenn ihr es jeden Tag oder jede Woche fertig bringt, einen weiteren eurer Mitmenschen zu verstehen, und wenn das die Grenze eurer Fähigkeit ist, dann sozialisiert ihr eure Persönlichkeit mit Sicherheit und vergeistigt sie wahrhaftig. Liebe ist ansteckend, und wenn menschliche Hingabe intelligent und weise ist, trifft Liebe stärker als Hass. Aber nur echte und selbstlose Liebe ist wirklich ansteckend. Wenn nur jeder Sterbliche zu einem Brennpunkt dynamischer Zuneigung werden könnte, würde der gutartige Virus der Liebe den gefühlsmäßigen Empfindungsstrom der Menschheit bald dermaßen durchdringen, dass die ganze Zivilisation von Liebe ergriffen würde, und das wäre die Verwirklichung der Bruderschaft der Menschen. 100:4.6 (1098.3) You cannot truly love your fellows by a mere act of the will. Love is only born of thoroughgoing understanding of your neighbor’s motives and sentiments. It is not so important to love all men today as it is that each day you learn to love one more human being. If each day or each week you achieve an understanding of one more of your fellows, and if this is the limit of your ability, then you are certainly socializing and truly spiritualizing your personality. Love is infectious, and when human devotion is intelligent and wise, love is more catching than hate. But only genuine and unselfish love is truly contagious. If each mortal could only become a focus of dynamic affection, this benign virus of love would soon pervade the sentimental emotion-stream of humanity to such an extent that all civilization would be encompassed by love, and that would be the realization of the brotherhood of man.
5. Bekehrung und Mystizismus ^top 5. Conversion and Mysticism ^top
100:5.1 (1098.4) Die Welt ist voll verlorener Seelen — verloren nicht im theologischen Sinne, aber verloren hinsichtlich der Richtung — die verwirrt zwischen den -ismen und Kulten einer philosophisch frustrierten Ära umherirren. Nur allzu wenige haben gelernt, eine Philosophie des Lebens an die Stelle religiöser Autorität zu setzen. (Die Symbole der sozialisierten Religion dürfen als Wachstumskanäle nicht verachtet werden, obwohl das Flussbett nicht der Fluss ist.) 100:5.1 (1098.4) The world is filled with lost souls, not lost in the theologic sense but lost in the directional meaning, wandering about in confusion among the isms and cults of a frustrated philosophic era. Too few have learned how to install a philosophy of living in the place of religious authority. (The symbols of socialized religion are not to be despised as channels of growth, albeit the river bed is not the river.)
100:5.2 (1098.5) Die Bewegung religiösen Wachstums führt von Stagnation über Konflikt zu Koordination, von Unsicherheit zu fraglosem Glauben, von einem verwirrten kosmischen Bewusstsein zur Einigung der Persönlichkeit, von zeitlicher zu ewiger Zielsetzung, von der Versklavung durch Angst zur Freiheit göttlicher Sohnschaft. 100:5.2 (1098.5) The progression of religious growth leads from stagnation through conflict to co-ordination, from insecurity to undoubting faith, from confusion of cosmic consciousness to unification of personality, from the temporal objective to the eternal, from the bondage of fear to the liberty of divine sonship.
100:5.3 (1099.1) Es sollte klar gemacht werden, dass das Sich-Bekennen zu höchsten Idealen — das psychische, gefühlsmäßige und geistige Erleben des Gottesbewusstseins — ein natürliches, allmähliches Wachstum sein kann oder manchmal zu einem kritischen Zeitpunkt, wie anlässlich einer Krise, erfahren wird. Gerade eine solch plötzliche und Aufsehen erregende Bekehrung erfuhr der Apostel Paulus an jenem denkwürdigen Tag auf der Straße nach Damaskus. Gautama Siddharta machte eine ähnliche Erfahrung in jener Nacht, als er allein dasaß und in das Geheimnis letzter Wahrheit einzudringen versuchte. Viele andere machten verwandte Erfahrungen, aber viele echte Gläubige sind ohne plötzliche Bekehrung im Geiste fortgeschritten. 100:5.3 (1099.1) It should be made clear that professions of loyalty to the supreme ideals—the psychic, emotional, and spiritual awareness of God-consciousness—may be a natural and gradual growth or may sometimes be experienced at certain junctures, as in a crisis. The Apostle Paul experienced just such a sudden and spectacular conversion that eventful day on the Damascus road. Gautama Siddhartha had a similar experience the night he sat alone and sought to penetrate the mystery of final truth. Many others have had like experiences, and many true believers have progressed in the spirit without sudden conversion.
100:5.4 (1099.2) Die meisten der Aufsehen erregenden Phänomene, die mit so genannten religiösen Bekehrungen einhergehen, sind gänzlich psychologischer Natur, aber dann und wann geschehen in der Tat Erlebnisse, die auch einen geistigen Ursprung haben. Wenn die mentale Mobilisierung auf jeder Ebene psychischen Verlangens nach geistiger Erfüllung absolut total geworden ist, wenn die menschliche Motivation der Treue zur göttlichen Idee vollkommen ist, dann ereignet sich sehr oft ein plötzliches Zupacken des innewohnenden Geistes, um sich mit dem konzentrierten und geweihten Vorsatz des überbewussten Verstandes des gläubigen Sterblichen zu synchronisieren. Es sind solche Erfahrungen der Einigung intellektueller und geistiger Phänomene, welche die Bekehrung bilden; und diese besteht aus Faktoren, die jenseits und oberhalb rein psychischer Vorgänge liegen. 100:5.4 (1099.2) Most of the spectacular phenomena associated with so-called religious conversions are entirely psychologic in nature, but now and then there do occur experiences which are also spiritual in origin. When the mental mobilization is absolutely total on any level of the psychic upreach toward spirit attainment, when there exists perfection of the human motivation of loyalties to the divine idea, then there very often occurs a sudden down-grasp of the indwelling spirit to synchronize with the concentrated and consecrated purpose of the superconscious mind of the believing mortal. And it is such experiences of unified intellectual and spiritual phenomena that constitute the conversion which consists in factors over and above purely psychologic involvement.
100:5.5 (1099.3) Aber Gefühlswallung allein ist eine falsche Bekehrung; man muss ebenso stark glauben wie fühlen. In dem Maße, wie die psychische Mobilisierung nur partiell ist, wie die Motivation der menschlichen Treue nicht vollständig ist, in dem Maße wird die Bekehrungserfahrung eine gemischte intellektuelle, gefühlsmäßige und geistige Realität sein. 100:5.5 (1099.3) But emotion alone is a false conversion; one must have faith as well as feeling. To the extent that such psychic mobilization is partial, and in so far as such human-loyalty motivation is incomplete, to that extent will the experience of conversion be a blended intellectual, emotional, and spiritual reality.
100:5.6 (1099.4) Wenn man bereit ist, als praktische Arbeitshypothese in dem im Übrigen geeinten intellektuellen Leben einen theoretischen unterbewussten Verstand anzuerkennen, dann sollte man in aller Konsequenz auch einen entsprechenden ähnlichen Bereich aufsteigender intellektueller Aktivität als überbewusste Ebene postulieren — die Zone des unmittelbaren Kontaktes mit der innewohnenden geistigen Wesenheit, dem Gedankenjustierer. Die große Gefahr bei all diesen psychischen Spekulationen liegt darin, dass Visionen und andere so genannte mystische Erfahrungen sowie außerordentliche Träume für göttliche Mitteilungen an den menschlichen Verstand gehalten werden. In vergangenen Zeiten haben sich göttliche Wesen gewissen Gott nahen Personen zu erkennen gegeben, und zwar nicht wegen ihren mystischen Trancen oder morbiden Visionen, sondern trotz all dieser Phänomene. 100:5.6 (1099.4) If one is disposed to recognize a theoretical subconscious mind as a practical working hypothesis in the otherwise unified intellectual life, then, to be consistent, one should postulate a similar and corresponding realm of ascending intellectual activity as the superconscious level, the zone of immediate contact with the indwelling spirit entity, the Thought Adjuster. The great danger in all these psychic speculations is that visions and other so-called mystic experiences, along with extraordinary dreams, may be regarded as divine communications to the human mind. In times past, divine beings have revealed themselves to certain God-knowing persons, not because of their mystic trances or morbid visions, but in spite of all these phenomena.
100:5.7 (1099.5) Sicher besser als eine Suche nach Bekehrung wäre, sich durch lebendigen Glauben und aufrichtige Anbetung, durch aus dem Herzen kommendes und selbstvergessenes Beten den morontiellen Bereichen eines möglichen Kontaktes mit dem Gedankenjustierer zu nähern. Nur allzu vieles, was aus den Erinnerungen der unbewussten Ebenen des menschlichen Gemüts aufstieß, ist fälschlich für göttliche Offenbarung und geistige Weisung gehalten worden. 100:5.7 (1099.5) In contrast with conversion-seeking, the better approach to the morontia zones of possible contact with the Thought Adjuster would be through living faith and sincere worship, wholehearted and unselfish prayer. Altogether too much of the uprush of the memories of the unconscious levels of the human mind has been mistaken for divine revelations and spirit leadings.
100:5.8 (1099.6) Eine große Gefahr ist mit der geläufigen Praxis der religiösen Träumerei verbunden; Mystizismus kann eine Technik zur Umgehung der Realität werden, obwohl er manchmal ein Mittel echter geistiger Kommunikation gewesen ist. Kurze Perioden des Rückzugs aus den geschäftigen Szenen des Lebens bilden kaum eine ernsthafte Gefahr, aber eine länger dauernde Absonderung der Persönlichkeit ist höchst unerwünscht. Unter gar keinen Umständen sollte der tranceartige Zustand visionären Bewusstseins als religiöse Erfahrung gepflegt werden. 100:5.8 (1099.6) There is great danger associated with the habitual practice of religious daydreaming; mysticism may become a technique of reality avoidance, albeit it has sometimes been a means of genuine spiritual communion. Short seasons of retreat from the busy scenes of life may not be seriously dangerous, but prolonged isolation of personality is most undesirable. Under no circumstances should the trancelike state of visionary consciousness be cultivated as a religious experience.
100:5.9 (1099.7) Für den mystischen Zustand charakteristisch ist ein verschwommenes Bewusstsein mit grellen Inseln gespannter Aufmerksamkeit bei relativ passivem Intellekt. Alles Derartige zieht das Bewusstsein eher ins Unterbewusste hinab als in Richtung des Bereichs geistigen Kontaktes, ins Überbewusste. Viele Mystiker haben ihre mentale Dissoziation bis zum Auftreten abnormaler mentaler Phänomene getrieben. 100:5.9 (1099.7) The characteristics of the mystical state are diffusion of consciousness with vivid islands of focal attention operating on a comparatively passive intellect. All of this gravitates consciousness toward the subconscious rather than in the direction of the zone of spiritual contact, the superconscious. Many mystics have carried their mental dissociation to the level of abnormal mental manifestations.
100:5.10 (1100.1) Eine der Gesundheit zuträglichere Art geistiger Meditation findet man in nachdenklicher Anbetung und im Dankgebet. Die direkte Verbindung mit dem eigenen Gedankenjustierer, wie sie in den späteren Lebensjahren des inkarnierten Jesus stattfand, sollte nicht mit diesen so genannten mystischen Erfahrungen verwechselt werden. Die Faktoren, die zum Eintritt der mystischen Vereinigung beitragen, sind ein Hinweis auf die Gefahren solcher psychischer Zustände. Der mystische Zustand wird begünstigt durch Umstände wie: physische Ermüdung, Fasten, psychische Dissoziation, tiefe ästhetische Erlebnisse, lebhafte sexuelle Impulse, Furcht, Bangigkeit, Wut und wildes Tanzen. Ein Großteil des im Gefolge solcher Vorbereitungen an die Oberfläche geschwemmten Materials hat seinen Ursprung im unterbewussten Verstandesbereich. 100:5.10 (1100.1) The more healthful attitude of spiritual meditation is to be found in reflective worship and in the prayer of thanksgiving. The direct communion with one’s Thought Adjuster, such as occurred in the later years of Jesus’ life in the flesh, should not be confused with these so-called mystical experiences. The factors which contribute to the initiation of mystic communion are indicative of the danger of such psychic states. The mystic status is favored by such things as: physical fatigue, fasting, psychic dissociation, profound aesthetic experiences, vivid sex impulses, fear, anxiety, rage, and wild dancing. Much of the material arising as a result of such preliminary preparation has its origin in the subconscious mind.
100:5.11 (1100.2) Wie günstig auch immer damals die Bedingungen für mystische Phänomene gewesen sein mögen, sollte doch klar verstanden werden, dass Jesus von Nazareth zur Verbindung mit dem Paradies-Vater nie zu solchen Methoden griff. Jesus unterlag keinen unterbewussten Täuschungen oder überbewussten Illusionen. 100:5.11 (1100.2) However favorable may have been the conditions for mystic phenomena, it should be clearly understood that Jesus of Nazareth never resorted to such methods for communion with the Paradise Father. Jesus had no subconscious delusions or superconscious illusions.
6. Zeichen religiösen Lebens ^top 6. Marks of Religious Living ^top
100:6.1 (1100.3) Evolutionäre Religionen und offenbarte Religionen mögen sich in ihren Methoden stark voneinander unterscheiden, aber in ihrem Beweggrund sind sie sich sehr ähnlich. Religion ist keine spezifische Lebensfunktion; sie ist vielmehr eine Lebensweise. Wahre Religion ist eine rückhaltlose Hingabe an eine Realität, die in den Augen des Glaubenden für ihn selber sowie für die ganze Menschheit allerhöchsten Wert besitzt. Und die hervorstechenden Merkmale sämtlicher Religionen sind: bedingungslose Treue gegenüber höchsten Werten und völlige Hingabe an sie. Diese religiöse Hingabe an höchste Werte zeigt sich in der Beziehung einer angeblich areligiösen Mutter zu ihrem Kind und im glühenden Einstehen Nichtgläubiger für die Sache, der sie sich verschrieben haben. 100:6.1 (1100.3) Evolutionary religions and revelatory religions may differ markedly in method, but in motive there is great similarity. Religion is not a specific function of life; rather is it a mode of living. True religion is a wholehearted devotion to some reality which the religionist deems to be of supreme value to himself and for all mankind. And the outstanding characteristics of all religions are: unquestioning loyalty and wholehearted devotion to supreme values. This religious devotion to supreme values is shown in the relation of the supposedly irreligious mother to her child and in the fervent loyalty of nonreligionists to an espoused cause.
100:6.2 (1100.4) Was ein Glaubender als höchsten Wert angenommen hat, mag niedrig oder gar falsch sein, aber es ist nichtsdestoweniger religiös. Eine Religion ist genau in dem Maße authentisch, wie der Wert, den sie für den höchsten hält, wirklich eine kosmische Realität von echter geistiger Gültigkeit ist. 100:6.2 (1100.4) The accepted supreme value of the religionist may be base or even false, but it is nevertheless religious. A religion is genuine to just the extent that the value which is held to be supreme is truly a cosmic reality of genuine spiritual worth.
100:6.3 (1100.5) Unter den Kennzeichen menschlicher Beantwortung des religiösen Impulses finden sich die Eigenschaften Adel und Größe. Der aufrichtige Gläubige ist sich bewusst, ein Universumsbürger zu sein, und er weiß um seinen Kontakt mit Quellen übermenschlicher Macht. Die Gewissheit, einer höheren und geadelten Gemeinschaft von Söhnen Gottes anzugehören, befeuert ihn und erfüllt ihn mit Energie. Das Bewusstsein seines eigenen Wertes ist verstärkt worden durch den Stimulus der Suche nach universellen Endzwecken — allerhöchsten Zielen. 100:6.3 (1100.5) The marks of human response to the religious impulse embrace the qualities of nobility and grandeur. The sincere religionist is conscious of universe citizenship and is aware of making contact with sources of superhuman power. He is thrilled and energized with the assurance of belonging to a superior and ennobled fellowship of the sons of God. The consciousness of self-worth has become augmented by the stimulus of the quest for the highest universe objectives—supreme goals.
100:6.4 (1100.6) Das Selbst hat sich der geheimnisvollen Triebkraft einer alles umfassenden Motivation überlassen, die erhöhte Selbstdisziplin verlangt, gefühlsmäßige Konflikte abschwächt und das Leben des Sterblichen wirklich lebenswert macht. Das morbide Insistieren auf menschlichen Beschränkungen hat sich in ein natürliches Wissen um die Unzulänglichkeiten der Sterblichen gewandelt, dem sich die sittliche Entschlossenheit und geistige Sehnsucht zugesellen, die höchsten Ziele des Universums und Superuniversums zu erreichen. Und dieses intensive Streben nach übermenschlichen Idealen zeichnet sich immer durch wachsende Geduld, Nachsicht, Seelenstärke und Toleranz aus. 100:6.4 (1100.6) The self has surrendered to the intriguing drive of an all-encompassing motivation which imposes heightened self-discipline, lessens emotional conflict, and makes mortal life truly worth living. The morbid recognition of human limitations is changed to the natural consciousness of mortal shortcomings, associated with moral determination and spiritual aspiration to attain the highest universe and superuniverse goals. And this intense striving for the attainment of supermortal ideals is always characterized by increasing patience, forbearance, fortitude, and tolerance.
100:6.5 (1100.7) Aber wahre Religion ist eine lebendige Liebe, ein Leben des Dienens. Die Loslösung des Gläubigen von vielem rein Zeitlichen und Trivialen führt nie zu gesellschaftlicher Isolation und sollte den Sinn für Humor nicht zerstören. Echte Religion nimmt der menschlichen Existenz nichts weg, hingegen bereichert sie das ganze Leben mit neuen Bedeutungen; sie erzeugt neue Arten von Enthusiasmus, Eifer und Mut. Sie kann sogar den Geist von Kreuzfahrern hervorrufen, der mehr als gefährlich ist, wenn ihn nicht geistige Schau und loyale Hingabe an die alltäglichen gesellschaftlichen Verpflichtungen menschlicher Treueverhältnisse im Zaum halten. 100:6.5 (1100.7) But true religion is a living love, a life of service. The religionist’s detachment from much that is purely temporal and trivial never leads to social isolation, and it should not destroy the sense of humor. Genuine religion takes nothing away from human existence, but it does add new meanings to all of life; it generates new types of enthusiasm, zeal, and courage. It may even engender the spirit of the crusader, which is more than dangerous if not controlled by spiritual insight and loyal devotion to the commonplace social obligations of human loyalties.
100:6.6 (1101.1) Eines der erstaunlichsten Merkmale religiösen Lebens ist jener dynamische und sublime Friede, jener Friede, der alles menschliche Begreifen übersteigt, jenes kosmische Gleichgewicht, das von Abwesenheit allen Zweifels und jeglicher Aufregung zeugt. Solche Ebenen geistiger Stabilität sind immun gegen Enttäuschung. Solche Gläubige sind wie der Apostel Paulus, der sagte: „Ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder gegenwärtige noch zukünftige Dinge, weder Höhen noch Tiefen noch irgendetwas anderes uns von der Liebe Gottes wird scheiden können.“ 100:6.6 (1101.1) One of the most amazing earmarks of religious living is that dynamic and sublime peace, that peace which passes all human understanding, that cosmic poise which betokens the absence of all doubt and turmoil. Such levels of spiritual stability are immune to disappointment. Such religionists are like the Apostle Paul, who said: “I am persuaded that neither death, nor life, nor angels, nor principalities, nor powers, nor things present, nor things to come, nor height, nor depth, nor anything else shall be able to separate us from the love of God.”
100:6.7 (1101.2) Ein Gefühl von Sicherheit, das mit dem Erleben triumphierender Herrlichkeit einhergeht, herrscht im Bewusstsein des Gläubigen, der die Realität des Supremen erfasst hat und das Ziel des Ultimen verfolgt. 100:6.7 (1101.2) There is a sense of security, associated with the realization of triumphing glory, resident in the consciousness of the religionist who has grasped the reality of the Supreme, and who pursues the goal of the Ultimate.
100:6.8 (1101.3) Auch evolutionäre Religion ist all das an Treue und Größe, weil sie eine authentische Erfahrung ist. Aber offenbarte Religion ist nicht nur authentisch, sondern auch exzellent. Die neuen Treueverhältnisse im Gefolge der erweiterten geistigen Vision schaffen neue Ebenen der Liebe und Hingabe, des Dienstes und der Kameradschaft; und all diese höheren gesellschaftlichen Perspektiven bewirken ein stärkeres Bewusstsein von der Vaterschaft Gottes und von der Bruderschaft der Menschen. 100:6.8 (1101.3) Even evolutionary religion is all of this in loyalty and grandeur because it is a genuine experience. But revelatory religion is excellent as well as genuine. The new loyalties of enlarged spiritual vision create new levels of love and devotion, of service and fellowship; and all this enhanced social outlook produces an enlarged consciousness of the Fatherhood of God and the brotherhood of man.
100:6.9 (1101.4) Der charakteristische Unterschied zwischen evolutionärer und offenbarter Religion ist eine neue Qualität göttlicher Weisheit, die zu der rein erfahrungsmäßigen menschlichen Weisheit hinzukommt. Aber es ist die in den menschlichen Religionen und mit ihnen erworbene Erfahrung, die die Fähigkeit entwickelt, später in zunehmendem Maße die Geschenke göttlicher Weisheit und kosmischer Erkenntnis zu empfangen. 100:6.9 (1101.4) The characteristic difference between evolved and revealed religion is a new quality of divine wisdom which is added to purely experiential human wisdom. But it is experience in and with the human religions that develops the capacity for subsequent reception of increased bestowals of divine wisdom and cosmic insight.
7. Der Gipfel religiösen Lebens ^top 7. The Acme of Religious Living ^top
100:7.1 (1101.5) Obwohl der durchschnittliche Sterbliche Urantias nicht hoffen kann, die große Charaktervollkommenheit zu erreichen, die Jesus von Nazareth während seines Aufenthaltes in Menschengestalt erwarb, ist es jedem menschlichen Gläubigen durchaus möglich, nach den Richtlinien der vervollkommneten Persönlichkeit Jesu eine starke und geeinte Persönlichkeit zu entwickeln. Der einmalige Wesenszug der Persönlichkeit des Meisters war weniger ihre Vollkommenheit als ihre Symmetrie, ihre wunderbare und ausgewogene Einigung. Die wirkungsvollste Präsentierung Jesu besteht darin, dem Beispiel dessen zu folgen, der auf den vor seinen Anklägern stehenden Meister wies und sagte: „Seht den Menschen!“ 100:7.1 (1101.5) Although the average mortal of Urantia cannot hope to attain the high perfection of character which Jesus of Nazareth acquired while sojourning in the flesh, it is altogether possible for every mortal believer to develop a strong and unified personality along the perfected lines of the Jesus personality. The unique feature of the Master’s personality was not so much its perfection as its symmetry, its exquisite and balanced unification. The most effective presentation of Jesus consists in following the example of the one who said, as he gestured toward the Master standing before his accusers, “Behold the man!”
100:7.2 (1101.6) Die nie versiegende Freundlichkeit Jesu rührte die Herzen der Menschen, aber seine robuste Charakterstärke erstaunte seine Anhänger. Er war wahrhaftig aufrichtig; es gab in ihm keine Spur von Heuchelei. Er war frei von jeder Affektiertheit; er war stets von so erfrischender Echtheit. Er ließ sich nie zu Verstellung herab und nahm nie zu Täuschung Zuflucht. Er lebte die Wahrheit gerade so, wie er sie lehrte. Er war die Wahrheit. Er war gezwungen, seiner Generation die rettende Wahrheit zu verkünden, auch wenn solche Aufrichtigkeit manchmal wehtat. Er war aller Wahrheit bedingungslos treu. 100:7.2 (1101.6) The unfailing kindness of Jesus touched the hearts of men, but his stalwart strength of character amazed his followers. He was truly sincere; there was nothing of the hypocrite in him. He was free from affectation; he was always so refreshingly genuine. He never stooped to pretense, and he never resorted to shamming. He lived the truth, even as he taught it. He was the truth. He was constrained to proclaim saving truth to his generation, even though such sincerity sometimes caused pain. He was unquestioningly loyal to all truth.
100:7.3 (1101.7) Aber der Meister war auch so vernünftig, so ansprechbar. Er war so praktisch in all seinem Dienen, und all seine Pläne waren durch so geheiligten gesunden Menschenverstand charakterisiert. Er war so frei von allen launischen, unberechenbaren und exzentrischen Tendenzen. Er war nie kapriziös, wunderlich oder hysterisch. In seiner ganzen Lehre und in allem, was er tat, war immer ein wunderbarer Scharfblick, gepaart mit einem außerordentlichen Sinn für das jeweils Richtige. 100:7.3 (1101.7) But the Master was so reasonable, so approachable. He was so practical in all his ministry, while all his plans were characterized by such sanctified common sense. He was so free from all freakish, erratic, and eccentric tendencies. He was never capricious, whimsical, or hysterical. In all his teaching and in everything he did there was always an exquisite discrimination associated with an extraordinary sense of propriety.
100:7.4 (1102.1) Der Menschensohn war immer eine wohlausgewogene Persönlichkeit. Selbst seine Feinde bewahrten immer einen heilsamen Respekt vor ihm; sie fürchteten seine Gegenwart sogar. Jesus war unerschrocken. Er quoll über von göttlichem Enthusiasmus, wurde aber nie fanatisch. Er war emotional aktiv, aber nie sprunghaft. Er war imaginativ, aber immer praktisch. Er trat den Realitäten des Lebens offen gegenüber, war aber nie langweilig oder prosaisch. Er war mutig, aber nie verwegen; vorsichtig, aber nie feige. Er war mitfühlend, aber nie sentimental; einmalig, aber nicht exzentrisch. Er war fromm, aber nicht frömmelnd. Und er war so ausgewogen, weil er so vollkommen geeint war. 100:7.4 (1102.1) The Son of Man was always a well-poised personality. Even his enemies maintained a wholesome respect for him; they even feared his presence. Jesus was unafraid. He was surcharged with divine enthusiasm, but he never became fanatical. He was emotionally active but never flighty. He was imaginative but always practical. He frankly faced the realities of life, but he was never dull or prosaic. He was courageous but never reckless; prudent but never cowardly. He was sympathetic but not sentimental; unique but not eccentric. He was pious but not sanctimonious. And he was so well-poised because he was so perfectly unified.
100:7.5 (1102.2) Jesu Originalität wurde durch nichts unterdrückt. Er war nicht durch Tradition gebunden oder durch Hörigkeit gegenüber engen Konventionen behindert. Er sprach mit zweifelsfreier Zuversicht und lehrte mit absoluter Autorität. Aber seine prachtvolle Originalität ließ ihn die Juwelen der Wahrheit in den Lehren seiner Vorgänger und Zeitgenossen nicht übersehen. Und die originellste seiner Lehren war die Betonung von Liebe und Barmherzigkeit anstelle von Furcht und Opfer. 100:7.5 (1102.2) Jesus’ originality was unstifled. He was not bound by tradition or handicapped by enslavement to narrow conventionality. He spoke with undoubted confidence and taught with absolute authority. But his superb originality did not cause him to overlook the gems of truth in the teachings of his predecessors and contemporaries. And the most original of his teachings was the emphasis of love and mercy in the place of fear and sacrifice.
100:7.6 (1102.3) Jesus hatte einen sehr weiten Horizont. Er forderte seine Anhänger auf, das Evangelium allen Völkern zu predigen. Er war frei von aller Engstirnigkeit. Sein mitfühlendes Herz schloss die ganze Menschheit, ja ein ganzes Universum, ein. Immer lautete seine Einladung: „Wer da kommen will, der komme.“ 100:7.6 (1102.3) Jesus was very broad in his outlook. He exhorted his followers to preach the gospel to all peoples. He was free from all narrow-mindedness. His sympathetic heart embraced all mankind, even a universe. Always his invitation was, “Whosoever will, let him come.”
100:7.7 (1102.4) Von Jesus hat man wahrheitsgetreu gesagt: „Er vertraute auf Gott.“ Als ein Mensch unter Menschen vertraute er seinem Vater im Himmel auf sublimste Weise. Er vertraute seinem Vater, wie ein kleines Kind seinen irdischen Eltern vertraut. Sein Glaube war vollkommen, aber nie anmaßend. Wie grausam die Natur auch erscheinen mochte oder wie indifferent gegenüber dem menschlichen Wohlergehen auf der Erde, Jesu Glauben kam nie ins Wanken. Er war immun gegen Enttäuschungen und unempfindlich gegen Verfolgung. Scheinbares Scheitern ließ ihn unberührt. 100:7.7 (1102.4) Of Jesus it was truly said, “He trusted God.” As a man among men he most sublimely trusted the Father in heaven. He trusted his Father as a little child trusts his earthly parent. His faith was perfect but never presumptuous. No matter how cruel nature might appear to be or how indifferent to man’s welfare on earth, Jesus never faltered in his faith. He was immune to disappointment and impervious to persecution. He was untouched by apparent failure.
100:7.8 (1102.5) Er liebte die Menschen wie Brüder und erkannte zugleich, wie verschieden an angeborenen Gaben und erworbenen Eigenschaften sie waren. „Er zog umher und tat Gutes.“ 100:7.8 (1102.5) He loved men as brothers, at the same time recognizing how they differed in innate endowments and acquired qualities. “He went about doing good.”
100:7.9 (1102.6) Jesus war eine ungewöhnlich fröhliche Person, aber er war nicht blind und unvernünftig optimistisch. Seine ständige Aufforderung war: „Seid guten Mutes!“ Er konnte seine vertrauensvolle Haltung beibehalten wegen seines unerschütterlichen Glaubens an Gott und seines unbeirrbaren Vertrauens in die Menschen. Er brachte allen Menschen stets rührende Aufmerksamkeit entgegen, weil er sie liebte und an sie glaubte. Und doch blieb er seinen Überzeugungen immer treu und war wunderbar fest in seiner Hingabe an die Ausführung des Willens seines Vaters. 100:7.9 (1102.6) Jesus was an unusually cheerful person, but he was not a blind and unreasoning optimist. His constant word of exhortation was, “Be of good cheer.” He could maintain this confident attitude because of his unswerving trust in God and his unshakable confidence in man. He was always touchingly considerate of all men because he loved them and believed in them. Still he was always true to his convictions and magnificently firm in his devotion to the doing of his Father’s will.
100:7.10 (1102.7) Der Meister war immer freigebig. Er wurde nie müde zu sagen: „Es liegt größerer Segen im Geben als im Nehmen.“ Er sagte: „Umsonst habt ihr empfangen, umsonst sollt ihr geben.“ Und doch war er bei all seiner grenzenlosen Großzügigkeit nie verschwenderisch oder extravagant. Er lehrte, man müsse glauben, um das Heil zu erlangen. „Denn jeder, der sucht, soll empfangen.“ 100:7.10 (1102.7) The Master was always generous. He never grew weary of saying, “It is more blessed to give than to receive.” Said he, “Freely you have received, freely give.” And yet, with all of his unbounded generosity, he was never wasteful or extravagant. He taught that you must believe to receive salvation. “For every one who seeks shall receive.”
100:7.11 (1102.8) Er war freimütig, aber immer liebenswürdig. Er sagte: „Wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt.“ Er sprach offen, aber immer freundschaftlich. Unverblümt bekundete er dem Sünder Liebe und Hass gegenüber Sünde. Aber bei all dieser erstaunlichen Freimütigkeit blieb er unfehlbar fair. 100:7.11 (1102.8) He was candid, but always kind. Said he, “If it were not so, I would have told you.” He was frank, but always friendly. He was outspoken in his love for the sinner and in his hatred for sin. But throughout all this amazing frankness he was unerringly fair.
100:7.12 (1102.9) Jesus war von gleichmäßiger Fröhlichkeit, obwohl er manchmal viel aus dem Kelch menschlichen Leids zu trinken hatte. Furchtlos stellte er sich den Realitäten der Existenz und war dabei von Enthusiasmus für das Evangelium vom Königreich erfüllt. Aber er hatte seinen Enthusiasmus unter Kontrolle; dieser beherrschte ihn nie. Er widmete sich rückhaltlos „den Angelegenheiten seines Vaters“. Dieser göttliche Enthusiasmus brachte seine ungeistigen Brüder auf den Gedanken, er sei außer sich geraten, aber das zuschauende Universum würdigte ihn als Vorbild mentaler Gesundheit und Modell höchster menschlicher Hingabe an die hohen Normen geistigen Lebens. Und sein beherrschter Enthusiasmus war ansteckend; seine Gefährten waren gezwungen, seinen göttlichen Optimismus zu teilen. 100:7.12 (1102.9) Jesus was consistently cheerful, notwithstanding he sometimes drank deeply of the cup of human sorrow. He fearlessly faced the realities of existence, yet was he filled with enthusiasm for the gospel of the kingdom. But he controlled his enthusiasm; it never controlled him. He was unreservedly dedicated to “the Father’s business.” This divine enthusiasm led his unspiritual brethren to think he was beside himself, but the onlooking universe appraised him as the model of sanity and the pattern of supreme mortal devotion to the high standards of spiritual living. And his controlled enthusiasm was contagious; his associates were constrained to share his divine optimism.
100:7.13 (1103.1) Dieser Mann aus Galiläa war nicht ein Mann der Schmerzen; er war eine von Freude erfüllte Seele. Immer wieder sagte er: „Freut euch und seid über alles fröhlich.“ Aber wenn die Pflicht es verlangte, war er willens, tapfer durch das „Tal der Todesschatten“ zu schreiten. Er war freudig, aber zugleich demütig. 100:7.13 (1103.1) This man of Galilee was not a man of sorrows; he was a soul of gladness. Always was he saying, “Rejoice and be exceedingly glad.” But when duty required, he was willing to walk courageously through the “valley of the shadow of death.” He was gladsome but at the same time humble.
100:7.14 (1103.2) Seinem Mut kam nur seine Geduld gleich. Wenn man ihn zu verfrühtem Handeln drängte, erwiderte er nur: „Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ Er war nie in Eile; seine Fassung war sublim. Aber er empörte sich oft über Schlechtigkeit, und Sünde duldete er nicht. Er fühlte sich oft mächtig gedrängt, sich gegen Dinge aufzulehnen, die dem Wohl seiner Erdenkinder zuwiderliefen. Aber seine Empörung angesichts von Sünde führte ihn nie zu Zorn über den Sünder. 100:7.14 (1103.2) His courage was equaled only by his patience. When pressed to act prematurely, he would only reply, “My hour has not yet come.” He was never in a hurry; his composure was sublime. But he was often indignant at evil, intolerant of sin. He was often mightily moved to resist that which was inimical to the welfare of his children on earth. But his indignation against sin never led to anger at the sinner.
100:7.15 (1103.3) Sein Mut war großartig, aber er war nie tollkühn. Seine Losung war: „Fürchtet euch nicht.“ Seine Bravour war umwerfend und sein Mut oft heroisch. Aber sein Mut war mit Diskretion verbunden und durch Vernunft beherrscht. Es war ein aus Glauben geborener Mut und nicht die Verwegenheit blinder Anmaßung. Er war wahrhaft unerschrocken, aber nie waghalsig. 100:7.15 (1103.3) His courage was magnificent, but he was never foolhardy. His watchword was, “Fear not.” His bravery was lofty and his courage often heroic. But his courage was linked with discretion and controlled by reason. It was courage born of faith, not the recklessness of blind presumption. He was truly brave but never audacious.
100:7.16 (1103.4) Der Meister war ein Muster von Ehrerbietung. Schon in seiner Jugend begann er sein Gebet mit „Unser Vater, der du bist in dem Himmel, geheiligt werde dein Name“. Er erwies sogar dem mangelhaften Gottesdienst seiner Mitmenschen Respekt. Aber das hinderte ihn nicht, religiöse Traditionen anzugreifen oder gegen Irrtümer des menschlichen Glaubens Sturm zu laufen. Er verehrte wahre Heiligkeit, aber er konnte sich zu Recht an seine Gefährten mit den Worten wenden: „Wer von euch überführt mich der Sünde?“ 100:7.16 (1103.4) The Master was a pattern of reverence. The prayer of even his youth began, “Our Father who is in heaven, hallowed be your name.” He was even respectful of the faulty worship of his fellows. But this did not deter him from making attacks on religious traditions or assaulting errors of human belief. He was reverential of true holiness, and yet he could justly appeal to his fellows, saying, “Who among you convicts me of sin?”
100:7.17 (1103.5) Jesus war groß, weil er gut war, und doch fraternisierte er mit kleinen Kindern. Er war in seinem persönlichen Leben freundlich und bescheiden, und doch war er der vervollkommnete Mensch eines Universums. Seine Mitarbeiter nannten ihn unaufgefordert Meister. 100:7.17 (1103.5) Jesus was great because he was good, and yet he fraternized with the little children. He was gentle and unassuming in his personal life, and yet he was the perfected man of a universe. His associates called him Master unbidden.
100:7.18 (1103.6) Jesus war die vollkommen geeinte menschliche Persönlichkeit. Und heute wie damals in Galiläa fährt er fort, die menschliche Erfahrung zu einen und die Anstrengungen der Sterblichen zu koordinieren. Er eint das Leben, veredelt den Charakter und vereinfacht die Erfahrung. Er zieht in den menschlichen Verstand ein, um ihn zu heben, zu verwandeln und zu verklären. Es ist buchstäblich wahr: „Hat jemand Jesus Christus in sich, ist er ein neues Geschöpf; das Alte geht dahin; siehe, alle Dinge werden neu.“ 100:7.18 (1103.6) Jesus was the perfectly unified human personality. And today, as in Galilee, he continues to unify mortal experience and to co-ordinate human endeavors. He unifies life, ennobles character, and simplifies experience. He enters the human mind to elevate, transform, and transfigure it. It is literally true: “If any man has Christ Jesus within him, he is a new creature; old things are passing away; behold, all things are becoming new.”
100:7.19 (1103.7) [Dargeboten von einem Melchisedek von Nebadon.] 100:7.19 (1103.7) [Presented by a Melchizedek of Nebadon.]