Schrift 121 Paper 121
Die Epoche der Selbsthingabe Michaels The Times of Michael’s Bestowal
121:0.1 (1332.1) ICH bin der sekundäre Mittler, der seinerzeit dem Apostel Andreas zugeteilt war, und arbeite unter der Aufsicht einer Kommission von zwölf Mitgliedern der vereinigten Bruderschaft der urantianischen Mittler, die vom präsidierenden Haupt unserer Ordnung und dem für diesen Bericht zuständigen Melchisedek gemeinsam unterstützt werden. Ich bin autorisiert, den Bericht über die Geschehnisse im Leben Jesu von Nazareth zu verfassen, so wie sie von meiner Ordnung irdischer Geschöpfe beobachtet und später von dem mir für eine Zeit anvertrauten menschlichen Wesen teilweise niedergeschrieben wurden. Da Andreas wusste, wie gewissenhaft sein Meister es vermied, Schriftliches zu hinterlassen, weigerte er sich entschieden gegen eine Vervielfältigung seiner Niederschrift. Eine ähnliche Haltung seitens der anderen Apostel verzögerte die Niederschrift der Evangelien beträchtlich. 121:0.1 (1332.1) ACTING under the supervision of a commission of twelve members of the United Brotherhood of Urantia Midwayers, conjointly sponsored by the presiding head of our order and the Melchizedek of record, I am the secondary midwayer of onetime attachment to the Apostle Andrew, and I am authorized to place on record the narrative of the life transactions of Jesus of Nazareth as they were observed by my order of earth creatures, and as they were subsequently partially recorded by the human subject of my temporal guardianship. Knowing how his Master so scrupulously avoided leaving written records behind him, Andrew steadfastly refused to multiply copies of his written narrative. A similar attitude on the part of the other apostles of Jesus greatly delayed the writing of the Gospels.
1. Das Abendland im ersten Jahrhundert nach Christus ^top 1. The Occident of the First Century After Christ ^top
121:1.1 (1332.2) Jesus kam nicht zu einer Zeit geistigen Niedergangs in diese Welt. Zur Zeit seiner Geburt erlebte Urantia eine Renaissance geistigen Denkens und religiösen Lebens, wie es sie weder in seiner ganzen vorangegangenen nach-adamischen Geschichte gekannt noch in irgendeiner Epoche danach erfahren hat. Als sich Michael auf Urantia inkarnierte, bot die Welt für die Selbsthingabe des Schöpfersohns eine günstigere Voraussetzung, als sie je zuvor oder danach existierte. In den diesen Zeiten unmittelbar vorausgehenden Jahrhunderten hatten sich griechische Kultur und Sprache über das Abendland und den Vorderen Orient ausgebreitet. Die Juden als levantinische Rasse und von Natur aus halb abend-, halb morgenländisch, brachten hervorragende Voraussetzungen mit, um derartige kulturelle und sprachliche Grundlagen zur wirksamen Verbreitung einer neuen Religion in Ost und West zu verwenden. Diese äußerst günstigen Umstände wurden durch das tolerante politische Regiment der Römer in der Mittelmeerwelt noch verbessert. 121:1.1 (1332.2) Jesus did not come to this world during an age of spiritual decadence; at the time of his birth Urantia was experiencing such a revival of spiritual thinking and religious living as it had not known in all its previous post-Adamic history nor has experienced in any era since. When Michael incarnated on Urantia, the world presented the most favorable condition for the Creator Son’s bestowal that had ever previously prevailed or has since obtained. In the centuries just prior to these times Greek culture and the Greek language had spread over Occident and near Orient, and the Jews, being a Levantine race, in nature part Occidental and part Oriental, were eminently fitted to utilize such cultural and linguistic settings for the effective spread of a new religion to both East and West. These most favorable circumstances were further enhanced by the tolerant political rule of the Mediterranean world by the Romans.
121:1.2 (1332.3) Dieses ganze Ineinandergreifen von Welteinflüssen wird durch das Wirken des Paulus gut veranschaulicht, der, seiner religiösen Kultur nach ein Hebräer unter den Hebräern, das Evangelium eines jüdischen Messias in griechischer Sprache verkündete, während er selber ein römischer Bürger war. 121:1.2 (1332.3) This entire combination of world influences is well illustrated by the activities of Paul, who, being in religious culture a Hebrew of the Hebrews, proclaimed the gospel of a Jewish Messiah in the Greek tongue, while he himself was a Roman citizen.
121:1.3 (1332.4) Man hat vor oder seit jenen Tagen im Abendland nichts gesehen, was der Zivilisation der Zeit Jesu vergleichbar wäre. Die europäische Zivilisation wurde durch drei außerordentliche Einflüsse geeint und koordiniert: 121:1.3 (1332.4) Nothing like the civilization of the times of Jesus has been seen in the Occident before or since those days. European civilization was unified and co-ordinated under an extraordinary threefold influence:
121:1.4 (1332.5) 1. Die römischen politischen und sozialen Systeme. 121:1.4 (1332.5) 1. The Roman political and social systems.
121:1.5 (1332.6) 2. Die griechische Sprache und Kultur — und in einem gewissen Ausmaß auch die Philosophie. 121:1.5 (1332.6) 2. The Grecian language and culture—and philosophy to a certain extent.
121:1.6 (1332.7) 3. Der sich rasch ausbreitende Einfluss jüdischer religiöser und sittlicher Lehren. 121:1.6 (1332.7) 3. The rapidly spreading influence of Jewish religious and moral teachings.
121:1.7 (1332.8) Bei Jesu Geburt war die ganze Mittelmeerwelt ein geeintes Imperium. Zum ersten Mal in der Weltgeschichte verbanden gute Straßen viele wichtige Zentren. Die Meere waren von Piraten gesäubert, und schnell entwickelte sich eine große Ära des Handels und der Reisen. Europa erfreute sich danach nie wieder einer solchen Handels- und Reiseperiode bis zum neunzehnten Jahrhundert nach Christus. 121:1.7 (1332.8) When Jesus was born, the entire Mediterranean world was a unified empire. Good roads, for the first time in the world’s history, interconnected many major centers. The seas were cleared of pirates, and a great era of trade and travel was rapidly advancing. Europe did not again enjoy another such period of travel and trade until the nineteenth century after Christ.
121:1.8 (1333.1) Trotz inneren Friedens und oberflächlichen Wohlstandes der griechisch-römischen Welt lebte die Mehrzahl der Einwohner des Reichs in Schmutz und Armut. Die kleine Oberschicht war reich. Eine elende und verarmte niedere Klasse umfasste die große Masse der Menschheit. In jenen Tagen gab es keine glückliche und wohlhabende Mittelschicht; sie war in der römischen Gesellschaft erst gerade im Entstehen begriffen. 121:1.8 (1333.1) Notwithstanding the internal peace and superficial prosperity of the Greco-Roman world, a majority of the inhabitants of the empire languished in squalor and poverty. The small upper class was rich; a miserable and impoverished lower class embraced the rank and file of humanity. There was no happy and prosperous middle class in those days; it had just begun to make its appearance in Roman society.
121:1.9 (1333.2) Die ersten Kämpfe zwischen dem römischen und dem parthischen Staat, beide auf Expansion bedacht, waren eben beendet worden, wobei Syrien in die Hände der Römer übergegangen war. Zur Zeit Jesu erfreuten sich Palästina und Syrien einer Phase des Wohlstands, relativen Friedens und ausgedehnter Handelsbeziehungen mit den Ländern des Ostens und Westens. 121:1.9 (1333.2) The first struggles between the expanding Roman and Parthian states had been concluded in the then recent past, leaving Syria in the hands of the Romans. In the times of Jesus, Palestine and Syria were enjoying a period of prosperity, relative peace, and extensive commercial intercourse with the lands to both the East and the West.
2. Das jüdische Volk ^top 2. The Jewish People ^top
121:2.1 (1333.3) Die Juden waren ein Teil der älteren semitischen Rasse, die auch die Babylonier, die Phönizier und die erst seit kurzem mit Rom verfeindeten Karthager umfasste. Anfangs des ersten nachchristlichen Jahrhunderts waren die Juden die einflussreichste Gruppe unter den semitischen Völkern, und es traf sich, dass sie in der Welt, wie sie damals regiert wurde und für den Handel organisiert war, strategisch eine besondere geographische Lage innehatten. 121:2.1 (1333.3) The Jews were a part of the older Semitic race, which also included the Babylonians, the Phoenicians, and the more recent enemies of Rome, the Carthaginians. During the fore part of the first century after Christ, the Jews were the most influential group of the Semitic peoples, and they happened to occupy a peculiarly strategic geographic position in the world as it was at that time ruled and organized for trade.
121:2.2 (1333.4) Manche der großen, die Nationen des Altertums miteinander verbindenden Straßen führten durch Palästina, das dadurch zum Treffpunkt oder Wegekreuz von drei Kontinenten wurde. Der Handel, der Verkehr und die Armeen Babyloniens, Assyriens, Ägyptens, Syriens, Griechenlands, Parthiens und Roms zogen nacheinander durch Palästina. Seit undenklichen Zeiten führten viele Karawanenstraßen aus dem Orient durch einen Teil dieser Region zu den wenigen guten Seehäfen des östlichen Mittelmeerendes, von wo Schiffe ihre Ladungen an alle Küsten des Abendlandes trugen. Und mehr als die Hälfte dieses Karawanenverkehrs führte durch die kleine Stadt Nazareth in Galiläa oder nahe daran vorbei. 121:2.2 (1333.4) Many of the great highways joining the nations of antiquity passed through Palestine, which thus became the meeting place, or crossroads, of three continents. The travel, trade, and armies of Babylonia, Assyria, Egypt, Syria, Greece, Parthia, and Rome successively swept over Palestine. From time immemorial, many caravan routes from the Orient passed through some part of this region to the few good seaports of the eastern end of the Mediterranean, whence ships carried their cargoes to all the maritime Occident. And more than half of this caravan traffic passed through or near the little town of Nazareth in Galilee.
121:2.3 (1333.5) Obgleich Palästina die Heimat der religiösen Kultur der Juden und die Geburtsstätte des Christentums war, wohnten die Juden überall in der Welt, lebten in vielen Nationen und trieben in jeder Provinz Roms und Partiens Handel. 121:2.3 (1333.5) Although Palestine was the home of Jewish religious culture and the birthplace of Christianity, the Jews were abroad in the world, dwelling in many nations and trading in every province of the Roman and Parthian states.
121:2.4 (1333.6) Griechenland steuerte seine Sprache und Kultur bei, Rom baute die Straßen und einte ein Imperium, aber die Zerstreuung der Juden, mit ihren mehr als zweihundert über die ganze römische Welt verteilten Synagogen und ihren gut organisierten religiösen Gemeinden, lieferte die kulturellen Zentren, wo das neue Evangelium des Himmelreichs zuerst Aufnahme fand, und von wo aus es danach bis in die entlegensten Gegenden der Welt verbreitet wurde. 121:2.4 (1333.6) Greece provided a language and a culture, Rome built the roads and unified an empire, but the dispersion of the Jews, with their more than two hundred synagogues and well-organized religious communities scattered hither and yon throughout the Roman world, provided the cultural centers in which the new gospel of the kingdom of heaven found initial reception, and from which it subsequently spread to the uttermost parts of the world.
121:2.5 (1333.7) Jede jüdische Synagoge duldete eine kleine Zahl nichtjüdischer Glaubensbrüder, „devoter“ oder „gottesfürchtiger“ Menschen, und gerade aus den Reihen dieser Proselyten gewann Paulus die meisten seiner früh zum Christentum Bekehrten. Sogar der Tempel in Jerusalem besaß seinen reich geschmückten Hof der Heiden. Zwischen der Kultur, dem Handel und dem Kult von Jerusalem und Antiochia bestanden sehr enge Bande. Die Anhänger von Paulus wurden zuerst in Antiochia „Christen“ genannt. 121:2.5 (1333.7) Each Jewish synagogue tolerated a fringe of gentile believers, “devout” or “God-fearing” men, and it was among this fringe of proselytes that Paul made the bulk of his early converts to Christianity. Even the temple at Jerusalem possessed its ornate court of the gentiles. There was very close connection between the culture, commerce, and worship of Jerusalem and Antioch. In Antioch Paul’s disciples were first called “Christians.”
121:2.6 (1333.8) Die Zentralisierung des Tempelkults der Juden in Jerusalem war zugleich das Geheimnis des Überlebens ihres Monotheismus und das Versprechen des Erstarkens und der weltweiten Ausbreitung eines neuen und erweiterten Konzepts dieses einen Gottes aller Nationen und Vaters aller Sterblichen. Der Tempeldienst in Jerusalem versinnbildlichte das Fortleben eines religiösen und kulturellen Konzepts angesichts des Sturzes einer Reihe von heidnischen Oberherren und Verfolgern der Rasse. 121:2.6 (1333.8) The centralization of the Jewish temple worship at Jerusalem constituted alike the secret of the survival of their monotheism and the promise of the nurture and sending forth to the world of a new and enlarged concept of that one God of all nations and Father of all mortals. The temple service at Jerusalem represented the survival of a religious cultural concept in the face of the downfall of a succession of gentile national overlords and racial persecutors.
121:2.7 (1334.1) Trotz römischer Oberhoheit erfreuten sich die damaligen Juden eines beträchtlichen Maßes an Selbstverwaltung. Sie hatten die heroischen Befreiertaten des Judas Makkabäus und seiner direkten Nachfolger noch in frischer Erinnerung und sahen mit fieberhafter Erwartung dem unmittelbar bevorstehenden Erscheinen eines noch größeren Befreiers, des lang ersehnten Messias, entgegen. 121:2.7 (1334.1) The Jewish people of this time, although under Roman suzerainty, enjoyed a considerable degree of self-government and, remembering the then only recent heroic exploits of deliverance executed by Judas Maccabee and his immediate successors, were vibrant with the expectation of the immediate appearance of a still greater deliverer, the long-expected Messiah.
121:2.8 (1334.2) Das Geheimnis des Überlebens Palästinas, des jüdischen Königreiches, als eines halb unabhängigen Staates lag in der Außenpolitik der römischen Regierung begründet, welche die Kontrolle über die palästinensische Handelsstraße zwischen Syrien und Ägypten ebenso wie über die westlichen Endstationen der das Abendland mit dem Orient verbindenden Karawanenstraßen zu behalten wünschte. Rom stellte sich jeder Machtbildung in der Levante entgegen, die seine zukünftige Expansion in diese Gegenden hätte beschränken können. Die Intrigenpolitik mit dem Ziel, das seleuzidische Syrien und das ptolemäische Ägypten gegeneinander auszuspielen, machte das Fortdauern Palästinas als eines getrennten und unabhängigen Staates notwendig. Die römische Politik, der Niedergang Ägyptens und die zunehmende Schwächung der Seleuziden angesichts der wachsenden Macht Parthiens erklären die Tatsache, dass eine kleine, machtlose Gruppe von Juden über mehrere Generationen imstande war, ihre Unabhängigkeit gegen die Seleuziden im Norden und die Ptolemäer im Süden zu behaupten. Diese zufällige Freiheit und Unabhängigkeit von der politischen Herrschaft der umliegenden, mächtigeren Völker schrieben die Juden dem direkten Eingreifen Jahves zu und dem Umstand, das „auserwählte Volk“ zu sein. Ein solches Bewusstsein rassischer Überlegenheit machte es ihnen umso schwerer, die römische Oberhoheit zu ertragen, als ihr Land dieser schließlich anheim fiel. Aber selbst in dieser traurigen Stunde weigerten sich die Juden zu lernen, dass ihre Mission in der Welt geistiger und nicht politischer Natur war. 121:2.8 (1334.2) The secret of the survival of Palestine, the kingdom of the Jews, as a semi-independent state was wrapped up in the foreign policy of the Roman government, which desired to maintain control of the Palestinian highway of travel between Syria and Egypt as well as the western terminals of the caravan routes between the Orient and the Occident. Rome did not wish any power to arise in the Levant which might curb her future expansion in these regions. The policy of intrigue which had for its object the pitting of Seleucid Syria and Ptolemaic Egypt against each other necessitated fostering Palestine as a separate and independent state. Roman policy, the degeneration of Egypt, and the progressive weakening of the Seleucids before the rising power of Parthia, explain why it was that for several generations a small and unpowerful group of Jews was able to maintain its independence against both Seleucidae to the north and Ptolemies to the south. This fortuitous liberty and independence of the political rule of surrounding and more powerful peoples the Jews attributed to the fact that they were the “chosen people,” to the direct interposition of Yahweh. Such an attitude of racial superiority made it all the harder for them to endure Roman suzerainty when it finally fell upon their land. But even in that sad hour the Jews refused to learn that their world mission was spiritual, not political.
121:2.9 (1334.3) Zur Zeit Jesu waren die Juden ungewöhnlich beunruhigt und misstrauisch, weil sie von einem Außenseiter, dem Idumäer Herodes, regiert wurden. Dieser hatte sich der Oberhoheit über Judäa bemächtigt, indem er sich auf geschickte Weise in die Gunst der römischen Herren eingeschmeichelt hatte. Und obgleich Herodes seine Loyalität gegenüber der Einhaltung des hebräischen Zeremoniells beteuerte, machte er sich doch an den Tempelbau für viele fremde Götter. 121:2.9 (1334.3) The Jews were unusually apprehensive and suspicious during the times of Jesus because they were then ruled by an outsider, Herod the Idumean, who had seized the overlordship of Judea by cleverly ingratiating himself with the Roman rulers. And though Herod professed loyalty to the Hebrew ceremonial observances, he proceeded to build temples for many strange gods.
121:2.10 (1334.4) Die freundlichen Beziehungen zwischen Herodes und den römischen Herren erlaubten den Juden ein sicheres Reisen in der Welt und gaben den Weg frei für ein wachsendes jüdisches Eindringen mit dem neuen Evangelium des Königreichs des Himmels auch in entlegene Gebiete des Römischen Reiches und in fremde Nationen, die mit diesem durch Verträge verbunden waren. Die Herrschaft des Herodes trug auch viel zu der späteren Vermischung von hebräischer und hellenistischer Philosophie bei. 121:2.10 (1334.4) The friendly relations of Herod with the Roman rulers made the world safe for Jewish travel and thus opened the way for increased Jewish penetration even of distant portions of the Roman Empire and of foreign treaty nations with the new gospel of the kingdom of heaven. Herod’s reign also contributed much toward the further blending of Hebrew and Hellenistic philosophies.
121:2.11 (1334.5) Herodes baute den Hafen von Cäsarea, der dazu beitrug, aus Palästina den Knotenpunkt der zivilisierten Welt zu machen. Er starb im Jahr 4 v. Chr., und sein Sohn Herodes Antipas herrschte über Galiläa und Peräa während der Jugend und des öffentlichen Wirkens Jesu und bis zum Jahr 39. Wie sein Vater, war auch Antipas ein großer Bauherr. Er baute viele Städte Galiläas neu auf, unter ihnen das wichtige Handelszentrum Sepphoris. 121:2.11 (1334.5) Herod built the harbor of Caesarea, which further aided in making Palestine the crossroads of the civilized world. He died in 4 b.c., and his son Herod Antipas governed Galilee and Perea during Jesus’ youth and ministry to a.d. 39. Antipas, like his father, was a great builder. He rebuilt many of the cities of Galilee, including the important trade center of Sepphoris.
121:2.12 (1334.6) Jerusalems führende Priester und rabbinische Lehrer betrachteten die Galiläer nicht mit Wohlwollen. Zur Zeit von Jesu Geburt war Galiläa mehr heidnisch als jüdisch. 121:2.12 (1334.6) The Galileans were not regarded with full favor by the Jerusalem religious leaders and rabbinical teachers. Galilee was more gentile than Jewish when Jesus was born.
3. Unter den Heiden ^top 3. Among the Gentiles ^top
121:3.1 (1334.7) Obwohl sich der römische Staat nicht in der besten sozialen und wirtschaftlichen Verfassung befand, waren doch der innere Friede und die Prosperität günstige Voraussetzungen für Michaels Selbsthingabe. Im ersten Jahrhundert nach Christus bestand die Gesellschaft des Mittelmeerraums aus fünf wohl definierten Schichten: 121:3.1 (1334.7) Although the social and economic condition of the Roman state was not of the highest order, the widespread domestic peace and prosperity was propitious for the bestowal of Michael. In the first century after Christ the society of the Mediterranean world consisted of five well-defined strata:
121:3.2 (1335.1) 1. Die Aristokratie. Die oberen Klassen mit Geld und politischer Macht, die privilegierten und regierenden Gruppen. 121:3.2 (1335.1) 1. The aristocracy. The upper classes with money and official power, the privileged and ruling groups.
121:3.3 (1335.2) 2. Die Geschäftsgruppen. Die handeltreibenden Fürsten und die Bankiers, die Handelsleute — die großen Importeure und Exporteure — die internationalen Kaufleute. 121:3.3 (1335.2) 2. The business groups. The merchant princes and the bankers, the traders—the big importers and exporters—the international merchants.
121:3.4 (1335.3) 3. Die kleine Mittelklasse. Obwohl tatsächlich klein, war diese Gruppe sehr einflussreich und lieferte das sittliche Rückgrat der frühchristlichen Kirche, welche diese Gruppen ermunterte, ihre verschiedenen Handwerke und Geschäfte weiterzuführen. Unter den Juden gehörten manche Pharisäer zu dieser Klasse von Handelsleuten. 121:3.4 (1335.3) 3. The small middle class. Although this group was indeed small, it was very influential and provided the moral backbone of the early Christian church, which encouraged these groups to continue in their various crafts and trades. Among the Jews many of the Pharisees belonged to this class of tradesmen.
121:3.5 (1335.4) 4. Das freie Proletariat. Seine Vertreter besaßen einen geringen oder gar keinen sozialen Status. Sie waren auf ihre Freiheit stolz, aber sehr benachteiligt, da sie zum Wettbewerb mit der Sklavenarbeit gezwungen waren. Die oberen Klassen schauten verächtlich auf sie herab und fanden, sie seien zu nichts nütze, außer zu „Fortpflanzungszwecken“. 121:3.5 (1335.4) 4. The free proletariat. This group had little or no social standing. Though proud of their freedom, they were placed at great disadvantage because they were forced to compete with slave labor. The upper classes regarded them disdainfully, allowing that they were useless except for “breeding purposes.”
121:3.6 (1335.5) 5. Die Sklaven. Die Hälfte der Bevölkerung des römischen Staates bestand aus Sklaven. Unter ihnen gab es viele höher stehende Einzelne, die sich inmitten des freien Proletariats und sogar der Händler rasch einen Weg nach oben bahnten. Aber die Mehrheit war entweder mittelmäßig oder sehr tiefstehend. 121:3.6 (1335.5) 5. The slaves. Half the population of the Roman state were slaves; many were superior individuals and quickly made their way up among the free proletariat and even among the tradesmen. The majority were either mediocre or very inferior.
121:3.7 (1335.6) Die Versklavung auch höher stehender Völker war ein Merkmal der militärischen Eroberungen Roms. Der Herr hatte uneingeschränkte Gewalt über seinen Sklaven. Die frühe christliche Kirche setzte sich weitgehend aus Angehörigen der niederen Klassen und aus diesen Sklaven zusammen. 121:3.7 (1335.6) Slavery, even of superior peoples, was a feature of Roman military conquest. The power of the master over his slave was unqualified. The early Christian church was largely composed of the lower classes and these slaves.
121:3.8 (1335.7) Höhere Sklaven wurden oft entlohnt und konnten sich mit ihrem ersparten Verdienst die Freiheit erkaufen. Viele dieser frei gewordenen Sklaven stiegen zu hohen Positionen in Staat, Kirche und Geschäftswelt auf. Und es waren gerade solche Möglichkeiten, die die frühe christliche Kirche so tolerant gegenüber dieser abgeänderten Form der Sklaverei machten. 121:3.8 (1335.7) Superior slaves often received wages and by saving their earnings were able to purchase their freedom. Many such emancipated slaves rose to high positions in state, church, and the business world. And it was just such possibilities that made the early Christian church so tolerant of this modified form of slavery.
121:3.9 (1335.8) Im ersten nachchristlichen Jahrhundert gab es im Römischen Reich kein weit verbreitetes soziales Problem. Die Mehrzahl der Bevölkerung betrachtete sich als derjenigen Klasse zugehörig, in die sie zufällig hineingeboren worden war. Es gab immer eine offene Tür, durch die begabte und fähige Einzelne aus den niedrigeren in die höheren Schichten der römischen Gesellschaft aufsteigen konnten; aber im Allgemeinen waren die Leute mit ihrem sozialen Rang zufrieden. Sie waren weder klassenbewusst, noch empfanden sie diese Klassenunterschiede als ungerecht oder falsch. Das Christentum war in keiner Hinsicht eine wirtschaftliche Bewegung mit dem Ziel, das elende Los der bedrückten Klassen zu verbessern. 121:3.9 (1335.8) There was no widespread social problem in the Roman Empire in the first century after Christ. The major portion of the populace regarded themselves as belonging in that group into which they chanced to be born. There was always the open door through which talented and able individuals could ascend from the lower to the higher strata of Roman society, but the people were generally content with their social rank. They were not class conscious, neither did they look upon these class distinctions as being unjust or wrong. Christianity was in no sense an economic movement having for its purpose the amelioration of the miseries of the depressed classes.
121:3.10 (1335.9) Auch wenn die Frau überall im Römischen Reich mehr Freiheit genoss als unter den sie beengenden Bedingungen in Palästina, so übertrafen doch die Hingabe an die Familie und die natürliche Güte der Juden bei weitem jene der heidnischen Welt. 121:3.10 (1335.9) Although woman enjoyed more freedom throughout the Roman Empire than in her restricted position in Palestine, the family devotion and natural affection of the Jews far transcended that of the gentile world.
4. Philosophie der Heiden ^top 4. Gentile Philosophy ^top
121:4.1 (1335.10) Die Heiden waren zwar von einem sittlichen Standpunkt aus betrachtet den Juden etwas unterlegen, aber in den Herzen ihrer edleren Vertreter war im Überfluss ein Boden an natürlicher Güte und verborgener menschlicher Zuneigung vorhanden, auf dem es der Saat des Christentums möglich war, zu keimen und reiche Ernte an sittlichen Charakteren und geistiger Verwirklichung zu bringen. Vier große Philosophien, welche sich alle mehr oder minder aus dem früheren Platonismus der Griechen ableiteten, waren damals in der heidnischen Welt vorherrschend. Diese philosophischen Schulen waren folgende: 121:4.1 (1335.10) The gentiles were, from a moral standpoint, somewhat inferior to the Jews, but there was present in the hearts of the nobler gentiles abundant soil of natural goodness and potential human affection in which it was possible for the seed of Christianity to sprout and bring forth an abundant harvest of moral character and spiritual achievement. The gentile world was then dominated by four great philosophies, all more or less derived from the earlier Platonism of the Greeks. These schools of philosophy were:
121:4.2 (1335.11) 1. Die Epikuräer. Diese geistige Richtung widmete sich der Suche nach dem Glück. Die besseren Epikuräer gaben sich keinen sinnlichen Exzessen hin. Wenigstens half diese Doktrin, die Römer von einer eher verhängnisvollen Art von Fatalismus zu befreien. Sie lehrte, dass die Menschen etwas tun können, um ihre irdische Lage zu verbessern, und sie bekämpfte wirksam den unwissenden Aberglauben. 121:4.2 (1335.11) 1. The Epicurean. This school of thought was dedicated to the pursuit of happiness. The better Epicureans were not given to sensual excesses. At least this doctrine helped to deliver the Romans from a more deadly form of fatalism; it taught that men could do something to improve their terrestrial status. It did effectually combat ignorant superstition.
121:4.3 (1336.1) 2. Die Stoiker. Der Stoizismus war die höhere Philosophie der gehobenen Klassen. Die Stoiker glaubten, ein lenkendes, vernünftiges Schicksal beherrsche die ganze Natur. Sie lehrten, dass die Seele des Menschen göttlich sei, aber im schlechten Körper physischer Natur gefangen gehalten werde, und dass sie durch ein Leben in Harmonie mit der Natur, mit Gott, zur Freiheit gelange. So wurde die Tugend zu ihrer eigenen Belohnung. Der Stoizismus erhob sich zu einer sublimen Sittlichkeit und zu Idealen, welche seither nie von irgendeinem rein menschlichen philosophischen System übertroffen worden sind. Obgleich die Stoiker verkündeten, „von Gott abzustammen“, gelang es ihnen nicht, Gott zu kennen, und deshalb auch nicht, zu ihm zu finden. Der Stoizismus blieb eine Philosophie und wurde nie zu einer Religion. Seine Anhänger bemühten sich, ihr Denken auf die Harmonie des Universalen Verstandes einzustimmen, aber es war ihnen versagt, sich selber als die Kinder eines liebenden Vaters zu sehen. Paulus lehnte sich stark an den Stoizismus an, als er schrieb: „Ich habe gelernt, in welcher Lage ich mich auch immer befinden mag, mit dieser zufrieden zu sein.“ 121:4.3 (1336.1) 2. The Stoic. Stoicism was the superior philosophy of the better classes. The Stoics believed that a controlling Reason-Fate dominated all nature. They taught that the soul of man was divine; that it was imprisoned in the evil body of physical nature. Man’s soul achieved liberty by living in harmony with nature, with God; thus virtue came to be its own reward. Stoicism ascended to a sublime morality, ideals never since transcended by any purely human system of philosophy. While the Stoics professed to be the “offspring of God,” they failed to know him and therefore failed to find him. Stoicism remained a philosophy; it never became a religion. Its followers sought to attune their minds to the harmony of the Universal Mind, but they failed to envisage themselves as the children of a loving Father. Paul leaned heavily toward Stoicism when he wrote, “I have learned in whatsoever state I am, therewith to be content.”
121:4.4 (1336.2) 3. Die Kyniker. Obwohl die Kyniker ihre Philosophie auf Diogenes von Athen zurückführten, bezogen sie viel von ihrer Lehre aus den Überresten der Unterweisungen von Machiventa Melchisedek. Der Zynismus war früher mehr eine Religion als eine Philosophie gewesen. Wenigstens machten die Kyniker ihre religiöse Philosophie demokratisch. Auf dem Land und auf den Marktplätzen verkündeten sie fortwährend ihre Lehre, dass „der Mensch sich retten könnte, wenn er nur wollte“. Sie predigten Einfachheit und Tugend und legten den Menschen nahe, dem Tod ohne Furcht zu begegnen. Diese kynischen Wanderprediger taten viel, um das nach Geistigem hungernde Volk auf die späteren christlichen Missionare vorzubereiten. Ihre Art der volkstümlichen Predigt glich von Anlage und Stil her stark den Briefen des Paulus. 121:4.4 (1336.2) 3. The Cynic. Although the Cynics traced their philosophy to Diogenes of Athens, they derived much of their doctrine from the remnants of the teachings of Machiventa Melchizedek. Cynicism had formerly been more of a religion than a philosophy. At least the Cynics made their religio-philosophy democratic. In the fields and in the market places they continually preached their doctrine that “man could save himself if he would.” They preached simplicity and virtue and urged men to meet death fearlessly. These wandering Cynic preachers did much to prepare the spiritually hungry populace for the later Christian missionaries. Their plan of popular preaching was much after the pattern, and in accordance with the style, of Paul’s Epistles.
121:4.5 (1336.3) 4. Die Skeptiker. Der Skeptizismus erklärte, dass alles Wissen trügerisch und dass Überzeugung und Gewissheit unmöglich seien. Es war eine rein negative Haltung, die nie weite Verbreitung fand. 121:4.5 (1336.3) 4. The Skeptic. Skepticism asserted that knowledge was fallacious, and that conviction and assurance were impossible. It was a purely negative attitude and never became widespread.
121:4.6 (1336.4) Diese Philosophien waren halbreligiös. Sie waren oft stärkend, ethisch und veredelnd, aber für das einfache Volk meist zu schwierig. Der Zynismus vielleicht ausgenommen, waren es Philosophien für die Starken und Weisen, aber keine Religionen, die auch den Armen und Schwachen das Heil bringen konnten. 121:4.6 (1336.4) These philosophies were semireligious; they were often invigorating, ethical, and ennobling but were usually above the common people. With the possible exception of Cynicism, they were philosophies for the strong and the wise, not religions of salvation for even the poor and the weak.
5. Die Religionen der Heiden ^top 5. The Gentile Religions ^top
121:5.1 (1336.5) Während der früheren Zeitalter war die Religion vor allem Sache des Stammes oder der Nation gewesen und nur in seltenen Fällen eine individuelle Angelegenheit. Die Götter waren Stammes- und Nationalgötter, keine persönlichen Götter. Solche religiösen Systeme gewährten der individuellen geistigen Sehnsucht des Durchschnittsmenschen nur geringe Befriedigung. 121:5.1 (1336.5) Throughout preceding ages religion had chiefly been an affair of the tribe or nation; it had not often been a matter of concern to the individual. Gods were tribal or national, not personal. Such religious systems afforded little satisfaction for the individual spiritual longings of the average person.
121:5.2 (1336.6) Zu Jesu Zeiten umfassten die Religionen des Abendlandes: 121:5.2 (1336.6) In the times of Jesus the religions of the Occident included:
121:5.3 (1336.7) 1. Die heidnischen Kulte. Sie stellten ein Gemisch aus Mythologie, Patriotismus und Tradition der hellenischen und lateinischen Völker dar. 121:5.3 (1336.7) 1. The pagan cults. These were a combination of Hellenic and Latin mythology, patriotism, and tradition.
121:5.4 (1336.8) 2. Der Kaiserkult. Diese Vergöttlichung des Menschen als Symbol für den Staat kränkte die Juden und die ersten Christen zutiefst und führte geradewegs zu den erbitterten Verfolgungen beider Kirchen durch die römische Regierung. 121:5.4 (1336.8) 2. Emperor worship. This deification of man as the symbol of the state was very seriously resented by the Jews and the early Christians and led directly to the bitter persecutions of both churches by the Roman government.
121:5.5 (1337.1) 3. Die Astrologie. Diese Pseudo-Wissenschaft Babyloniens entwickelte sich zu einer Religion im ganzen griechisch-römischen Imperium. Selbst im 20. Jahrhundert ist der Mensch von diesem Aberglauben nicht ganz befreit. 121:5.5 (1337.1) 3. Astrology. This pseudo science of Babylon developed into a religion throughout the Greco-Roman Empire. Even in the twentieth century man has not been fully delivered from this superstitious belief.
121:5.6 (1337.2) 4. Die Religionen der Mysterien. Über diese geistig hungernde Welt war eine Flut von Mysterienkulten hereingebrochen, neuer und seltsamer, aus der Levante stammender Religionen, welche die einfachen Leute bezauberten und ihnen individuelle Erlösung versprachen. Diese Religionen wurden von den niedrigeren Klassen der griechisch-römischen Welt bald als Glaube angenommen. Sie taten viel, um der raschen Ausbreitung der weit überlegenen, christlichen Lehren den Weg zu bereiten, jener Lehren, die ein majestätisches Gottheitskonzept vermittelten, verbunden mit einer fesselnden Theologie für die Intelligenten und einem tiefgründigen Heilsangebot für alle, einschließlich der unwissenden, aber geistig hungrigen Durchschnittsmenschen jener Tage. 121:5.6 (1337.2) 4. The mystery religions. Upon such a spiritually hungry world a flood of mystery cults had broken, new and strange religions from the Levant, which had enamored the common people and had promised them individual salvation. These religions rapidly became the accepted belief of the lower classes of the Greco-Roman world. And they did much to prepare the way for the rapid spread of the vastly superior Christian teachings, which presented a majestic concept of Deity, associated with an intriguing theology for the intelligent and a profound proffer of salvation for all, including the ignorant but spiritually hungry average man of those days.
121:5.7 (1337.3) Die Mysterienreligionen führten das Ende des national gebundenen Glaubens herbei und hatten die Entstehung zahlreicher persönlicher Kulte zur Folge. Es gab viele Mysterien, aber allen war Folgendes gemein: 121:5.7 (1337.3) The mystery religions spelled the end of national beliefs and resulted in the birth of the numerous personal cults. The mysteries were many but were all characterized by:
121:5.8 (1337.4) 1. Irgendeine mythische Legende, ein Mysterium — daher ihr Name. In der Regel bezog sich dieses Mysterium auf die Geschichte vom Leben und Sterben und der Rückkehr zum Leben irgendeines Gottes, wie aus den Lehren des Mithraskultes ersichtlich, der eine Weile neben dem wachsenden Kult des paulinischen Christentums bestand und mit ihm wetteiferte. 121:5.8 (1337.4) 1. Some mythical legend, a mystery—whence their name. As a rule this mystery pertained to the story of some god’s life and death and return to life, as illustrated by the teachings of Mithraism, which, for a time, were contemporary with, and a competitor of, Paul’s rising cult of Christianity.
121:5.9 (1337.5) 2. Die Mysterien waren weder an eine Nation, noch an eine Rasse gebunden. Sie waren persönlich und brüderlich und bewirkten das Entstehen religiöser Bruderschaften und zahlreicher Splittergesellschaften. 121:5.9 (1337.5) 2. The mysteries were nonnational and interracial. They were personal and fraternal, giving rise to religious brotherhoods and numerous sectarian societies.
121:5.10 (1337.6) 3. Merkmal ihrer Gottesdienste waren bis ins Einzelne durchdachte Einweihungszeremonien und beeindruckende Kulthandlungen. Ihre geheimen Riten und Rituale waren manchmal grauenerregend und abstoßend. 121:5.10 (1337.6) 3. They were, in their services, characterized by elaborate ceremonies of initiation and impressive sacraments of worship. Their secret rites and rituals were sometimes gruesome and revolting.
121:5.11 (1337.7) 4. Aber ungeachtet der Natur ihrer Zeremonien oder des Grades ihrer Auswüchse versprachen diese Mysterien ihren Anhängern ausnahmslos Rettung, „Erlösung vom Bösen, Fortleben nach dem Tode und dauerndes Leben in glücklichen Gefilden jenseits dieser Welt der Trübsal und Sklaverei“. 121:5.11 (1337.7) 4. But no matter what the nature of their ceremonies or the degree of their excesses, these mysteries invariably promised their devotees salvation, “deliverance from evil, survival after death, and enduring life in blissful realms beyond this world of sorrow and slavery.”
121:5.12 (1337.8) Begeht aber nicht den Fehler, die Lehren Jesu mit den Mysterien zu verwechseln. Die Beliebtheit der Mysterien offenbart des Menschen Verlangen nach dem Fortleben und zeigt seinen wahren Hunger und Durst nach persönlicher Religion und individueller Rechtschaffenheit. Obwohl die Mysterien dieses Verlangen nicht angemessen zu stillen vermochten, waren sie doch wegbereitend für das spätere Auftreten Jesu, der dieser Welt wahrlich das Brot und das Wasser des Lebens brachte. 121:5.12 (1337.8) But do not make the mistake of confusing the teachings of Jesus with the mysteries. The popularity of the mysteries reveals man’s quest for survival, thus portraying a real hunger and thirst for personal religion and individual righteousness. Although the mysteries failed adequately to satisfy this longing, they did prepare the way for the subsequent appearance of Jesus, who truly brought to this world the bread of life and the water thereof.
121:5.13 (1337.9) Im Bestreben, die weit verbreitete Zugehörigkeit zu den besseren der Mysterienreligionen zu nutzen, nahm Paulus an den Lehren Jesu gewisse Anpassungen vor, um sie einer größeren Zahl möglicher Konvertiten annehmbar zu machen. Aber selbst dieser Kompromiss des Paulus mit den Lehren Jesu (Christentum) war dem Besten in den Mysterien in Folgendem überlegen: 121:5.13 (1337.9) Paul, in an effort to utilize the widespread adherence to the better types of the mystery religions, made certain adaptations of the teachings of Jesus so as to render them more acceptable to a larger number of prospective converts. But even Paul’s compromise of Jesus’ teachings (Christianity) was superior to the best in the mysteries in that:
121:5.14 (1337.10) 1. Paulus lehrte eine sittliche Erlösung, eine ethische Errettung. Das Christentum wies auf ein neues Leben hin und verkündete ein neues Ideal. Paulus gab die magischen Riten und den Zauber der Zeremonien auf. 121:5.14 (1337.10) 1. Paul taught a moral redemption, an ethical salvation. Christianity pointed to a new life and proclaimed a new ideal. Paul forsook magic rites and ceremonial enchantments.
121:5.15 (1337.11) 2. Das Christentum bot eine Religion an, welche sich mit den endgültigen Lösungen des menschlichen Problems befasste, da es nicht nur Erlösung von Leid und sogar Tod, sondern auch Befreiung von Sünde versprach, gefolgt vom Geschenk eines aufrechten, zu ewigem Leben befähigenden Charakters. 121:5.15 (1337.11) 2. Christianity presented a religion which grappled with final solutions of the human problem, for it not only offered salvation from sorrow and even from death, but it also promised deliverance from sin followed by the endowment of a righteous character of eternal survival qualities.
121:5.16 (1338.1) 3. Die Mysterien waren auf Mythen aufgebaut. Das Christentum, wie Paulus es predigte, gründete auf einer historischen Tatsache: auf der Selbsthingabe Michaels, des Gottessohnes, an die Menschheit. 121:5.16 (1338.1) 3. The mysteries were built upon myths. Christianity, as Paul preached it, was founded upon a historic fact: the bestowal of Michael, the Son of God, upon mankind.
121:5.17 (1338.2) Unter den Heiden bestand nicht notwendigerweise eine Beziehung zwischen Sittlichkeit und Philosophie oder Religion. Außerhalb Palästinas war es für die Leute nicht immer selbstverständlich, dass der Priester einer Religion auch ein sittliches Leben zu führen hatte. Die jüdische Religion, dann Jesu Lehren und später das sich entwickelnde Christentum des Paulus waren die ersten europäischen Religionen, die eine Verbindung zu Sittlichkeit einerseits und Ethik andererseits herstellten und darauf bestanden, dass die Gläubigen ihr Augenmerk auf alle beide lenkten. 121:5.17 (1338.2) Morality among the gentiles was not necessarily related to either philosophy or religion. Outside of Palestine it not always occurred to people that a priest of religion was supposed to lead a moral life. Jewish religion and subsequently the teachings of Jesus and later the evolving Christianity of Paul were the first European religions to lay one hand upon morals and the other upon ethics, insisting that religionists pay some attention to both.
121:5.18 (1338.3) In eine solche menschliche Generation, beherrscht von so unvollkommenen philosophischen Systemen und verwirrt durch so undurchschaubare Religionskulte, wurde in Palästina Jesus hineingeboren. Und dieser selben Generation schenkte er später sein Evangelium persönlicher Religion — das Evangelium der Sohnesbeziehung zu Gott. 121:5.18 (1338.3) Into such a generation of men, dominated by such incomplete systems of philosophy and perplexed by such complex cults of religion, Jesus was born in Palestine. And to this same generation he subsequently gave his gospel of personal religion—sonship with God.
6. Die hebräische Religion ^top 6. The Hebrew Religion ^top
121:6.1 (1338.4) Am Ende des ersten vorchristlichen Jahrhunderts war das religiöse Denken Jerusalems durch die Lehren der griechischen Kultur und sogar der griechischen Philosophie außerordentlich stark beeinflusst und etwas verändert worden. In der langen Auseinandersetzung zwischen den Sichtweisen der östlichen und westlichen Schulen jüdischen Denkens übernahmen Jerusalem und das übrige Abendland sowie die Levante im Allgemeinen die westliche jüdische oder abgeänderte hellenistische Betrachtungsweise. 121:6.1 (1338.4) By the close of the first century before Christ the religious thought of Jerusalem had been tremendously influenced and somewhat modified by Greek cultural teachings and even by Greek philosophy. In the long contest between the views of the Eastern and Western schools of Hebrew thought, Jerusalem and the rest of the Occident and the Levant in general adopted the Western Jewish or modified Hellenistic viewpoint.
121:6.2 (1338.5) Zu Jesu Zeiten waren drei Sprachen in Palästina vorherrschend: Das gemeine Volk sprach einen aramäischen Dialekt, die Priester und Rabbiner sprachen Hebräisch, und die gebildeten Klassen und die oberen Schichten der Juden sprachen im Allgemeinen Griechisch. Die in Alexandria früh vorgenommene Übersetzung der jüdischen Schriften ins Griechische war in nicht geringem Maße für das spätere Überwiegen des griechischen Zweigs jüdischer Kultur und Theologie verantwortlich. Und bald erschienen auch die Schriften der christlichen Lehrer in derselben Sprache. Die Renaissance des Judaismus geht auf die griechische Übersetzung der hebräischen Schriften zurück. Dies war ein wichtiger Einfluss, der die spätere Ausbreitung des christlichen Kults des Paulus nach Westen und nicht nach Osten lenkte. 121:6.2 (1338.5) In the days of Jesus three languages prevailed in Palestine: The common people spoke some dialect of Aramaic; the priests and rabbis spoke Hebrew; the educated classes and the better strata of Jews in general spoke Greek. The early translation of the Hebrew scriptures into Greek at Alexandria was responsible in no small measure for the subsequent predominance of the Greek wing of Jewish culture and theology. And the writings of the Christian teachers were soon to appear in the same language. The renaissance of Judaism dates from the Greek translation of the Hebrew scriptures. This was a vital influence which later determined the drift of Paul’s Christian cult toward the West instead of toward the East.
121:6.3 (1338.6) Während die Lehren der Epikuräer kaum Einfluss auf die hellenisierten jüdischen Glaubensvorstellungen ausübten, wirkten Platos Philosophie und die Lehren der Stoiker von der Selbstverleugnung umso nachhaltiger auf sie ein. Das vierte Buch der Makkabäer liefert ein Beispiel für diesen großen Einfluss des Stoizismus, während das Eindringen platonischer Philosophie und stoischen Gedankenguts in der Weisheit des Salomos in Erscheinung tritt. Die hellenisierten Juden interpretierten die hebräischen Schriften in so allegorischer Weise, dass es ihnen nicht schwer fiel, die hebräische Theologie mit der von ihnen verehrten aristotelischen Philosophie in Einklang zu bringen. Aber all das führte zu einer heillosen Verwirrung, bis Philo von Alexandria sich dieser Probleme annahm und daran ging, griechische Philosophie und hebräische Theologie in einem geschlossenen und relativ widerspruchsfreien Ganzen religiösen Glaubens und religiöser Praxis zu harmonisieren und zu systematisieren. Diese spätere, aus griechischer Philosophie und hebräischer Theologie kombinierte Lehre herrschte in Palästina vor, als Jesus lebte und lehrte, und sie diente Paulus als Grundlage für die Errichtung seines fortschrittlicheren und aufgeklärteren christlichen Kults. 121:6.3 (1338.6) Though the Hellenized Jewish beliefs were very little influenced by the teachings of the Epicureans, they were very materially affected by the philosophy of Plato and the self-abnegation doctrines of the Stoics. The great inroad of Stoicism is exemplified by the Fourth Book of the Maccabees; the penetration of both Platonic philosophy and Stoic doctrines is exhibited in the Wisdom of Solomon. The Hellenized Jews brought to the Hebrew scriptures such an allegorical interpretation that they found no difficulty in conforming Hebrew theology with their revered Aristotelian philosophy. But this all led to disastrous confusion until these problems were taken in hand by Philo of Alexandria, who proceeded to harmonize and systemize Greek philosophy and Hebrew theology into a compact and fairly consistent system of religious belief and practice. And it was this later teaching of combined Greek philosophy and Hebrew theology that prevailed in Palestine when Jesus lived and taught, and which Paul utilized as the foundation on which to build his more advanced and enlightening cult of Christianity.
121:6.4 (1338.7) Philo war ein großer Lehrer. Seit Moses hatte kein Mensch mit einer solch tiefen Wirkung auf das ethische und religiöse Denken der abendländischen Welt gelebt. Was die Kombination der besseren Elemente zeitgenössischer ethischer und religiöser Lehrsysteme anbelangt, hat es sieben herausragende menschliche Lehrer gegeben: Sethard, Moses, Zarathustra, Lao-Tse, Buddha, Philo und Paulus. 121:6.4 (1338.7) Philo was a great teacher; not since Moses had there lived a man who exerted such a profound influence on the ethical and religious thought of the Occidental world. In the matter of the combination of the better elements in contemporaneous systems of ethical and religious teachings, there have been seven outstanding human teachers: Sethard, Moses, Zoroaster, Lao-tse, Buddha, Philo, and Paul.
121:6.5 (1339.1) Paulus erkannte viele, aber nicht alle Ungereimtheiten, die sich aus Philos Bestreben ergaben, griechische mystische Philosophie und römische stoische Glaubenslehren mit der gesetzesbetonten Theologie der Hebräer zu verbinden, und er entfernte sie wohlweislich aus seiner ursprünglichen vorchristlichen Theologie. Die wegbereitenden Arbeiten Philos erlaubten es Paulus, das Konzept der Trinität des Paradieses, das lange in der jüdischen Theologie geschlummert hatte, wiederherzustellen. Nur in einem Punkt gelang es Paulus nicht, mit Philo Schritt zu halten oder über die Lehren dieses reichen und gebildeten Juden aus Alexandria hinauszugehen, nämlich in der Lehre von der Sühne. Philo lehrte die Abkehr von der Vorstellung der Vergebung aufgrund bloßen Blutvergießens. Wahrscheinlich hatte er von der Wirklichkeit und Anwesenheit der Gedankenjustierer eine klarere Vorstellung als Paulus. Aber die Theorie des Paulus von der Erbsünde, die Lehren von der vererbbaren Schuld, vom angeborenen Bösen und von der Erlösung davon, waren teilweise mithraischen Ursprungs und hatten mit hebräischer Theologie, mit Philos Philosophie und mit Jesu Lehren wenig gemeinsam. Einige Aspekte der die Erbsünde und die Sühne betreffenden Lehren des Paulus stammen von ihm selber. 121:6.5 (1339.1) Many, but not all, of Philo’s inconsistencies resulting from an effort to combine Greek mystical philosophy and Roman Stoic doctrines with the legalistic theology of the Hebrews, Paul recognized and wisely eliminated from his pre-Christian basic theology. Philo led the way for Paul more fully to restore the concept of the Paradise Trinity, which had long been dormant in Jewish theology. In only one matter did Paul fail to keep pace with Philo or to transcend the teachings of this wealthy and educated Jew of Alexandria, and that was the doctrine of the atonement; Philo taught deliverance from the doctrine of forgiveness only by the shedding of blood. He also possibly glimpsed the reality and presence of the Thought Adjusters more clearly than did Paul. But Paul’s theory of original sin, the doctrines of hereditary guilt and innate evil and redemption therefrom, was partially Mithraic in origin, having little in common with Hebrew theology, Philo’s philosophy, or Jesus’ teachings. Some phases of Paul’s teachings regarding original sin and the atonement were original with himself.
121:6.6 (1339.2) Das Evangelium des Johannes, die letzte der Beschreibungen des irdischen Lebens Jesu, war an die westlichen Völker gerichtet. Diese Darstellung steht stark im Lichte der Anschauung der späteren Christen Alexandrias, die auch Anhänger der Lehren Philos waren. 121:6.6 (1339.2) The Gospel of John, the last of the narratives of Jesus’ earth life, was addressed to the Western peoples and presents its story much in the light of the viewpoint of the later Alexandrian Christians, who were also disciples of the teachings of Philo.
121:6.7 (1339.3) Um die Zeit Christi ereignete sich in Alexandria ein merkwürdiger Stimmungsumschwung gegenüber den Juden, und von dieser früheren jüdischen Hochburg ging eine heftige Verfolgungswelle aus, die sogar Rom erreichte, aus dem viele Tausende verbannt wurden. Aber diese Verleumdungskampagne war kurzlebig; sehr bald stellte die kaiserliche Regierung die beschnittenen Freiheiten der Juden im ganzen Reich wieder voll her. 121:6.7 (1339.3) At about the time of Christ a strange reversion of feeling toward the Jews occurred in Alexandria, and from this former Jewish stronghold there went forth a virulent wave of persecution, extending even to Rome, from which many thousands were banished. But such a campaign of misrepresentation was short-lived; very soon the imperial government fully restored the curtailed liberties of the Jews throughout the empire.
121:6.8 (1339.4) Überall auf der Welt, ganz gleich, wohin Handel oder Unterdrückung die Juden verschlagen hatten, hielten sie ihre Herzen alle einmütig auf den heiligen Tempel in Jerusalem ausgerichtet. Die jüdische Theologie überlebte so, wie sie in Jerusalem ausgelegt und ausgeübt wurde. Mehrere Male jedoch wurde sie durch das rechtzeitige Eingreifen gewisser babylonischer Lehrer vor dem Vergessen bewahrt. 121:6.8 (1339.4) Throughout the whole wide world, no matter where the Jews found themselves dispersed by commerce or oppression, all with one accord kept their hearts centered on the holy temple at Jerusalem. Jewish theology did survive as it was interpreted and practiced at Jerusalem, notwithstanding that it was several times saved from oblivion by the timely intervention of certain Babylonian teachers.
121:6.9 (1339.5) Nicht weniger als zweieinhalb Millionen dieser verstreuten Juden pflegten nach Jerusalem zur Feier ihrer nationalen religiösen Feste zu kommen. Ungeachtet der theologischen oder philosophischen Unterschiede zwischen den östlichen (babylonischen) und den westlichen (hellenistischen) Juden betrachteten sie einhellig Jerusalem als Zentrum ihrer Gottesverehrung und fuhren fort, sich auf das Kommen des Messias zu freuen. 121:6.9 (1339.5) As many as two and one-half million of these dispersed Jews used to come to Jerusalem for the celebration of their national religious festivals. And no matter what the theologic or philosophic differences of the Eastern (Babylonian) and the Western (Hellenic) Jews, they were all agreed on Jerusalem as the center of their worship and in ever looking forward to the coming of the Messiah.
7. Juden und Heiden ^top 7. Jews and Gentiles ^top
121:7.1 (1339.6) Zur Zeit Jesu waren die Juden zu einer sehr festen Vorstellung von ihrer Herkunft, Geschichte und Bestimmung gekommen. Sie hatten eine starre Trennmauer zwischen sich und der heidnischen Welt errichtet. Sie schauten auf alle heidnischen Gewohnheiten mit äußerster Verachtung herab. Sie verehrten den Buchstaben des Gesetzes und neigten zu einer Art Selbstgerechtigkeit, die auf einem falschen Ahnenstolz beruhte. Sie besaßen bezüglich des versprochenen Messias vorgefasste Meinungen, und die meisten dieser Erwartungen rechneten mit einem Messias, der als Teil der Geschichte ihrer Nation und Rasse auftreten würde. Für die Hebräer jener Tage war die jüdische Theologie unwiderruflich und für immer festgelegt. 121:7.1 (1339.6) By the times of Jesus the Jews had arrived at a settled concept of their origin, history, and destiny. They had built up a rigid wall of separation between themselves and the gentile world; they looked upon all gentile ways with utter contempt. They worshiped the letter of the law and indulged a form of self-righteousness based upon the false pride of descent. They had formed preconceived notions regarding the promised Messiah, and most of these expectations envisaged a Messiah who would come as a part of their national and racial history. To the Hebrews of those days Jewish theology was irrevocably settled, forever fixed.
121:7.2 (1339.7) Die Lehren und Handlungen Jesu bezüglich Toleranz und Güte liefen dieser althergebrachten Einstellung der Juden zu den anderen Völkern, die sie als Heiden betrachteten, zuwider. Generationenlang hatten die Juden gegenüber der Außenwelt eine Haltung genährt, die es ihnen unmöglich machte, des Meisters Lehren von der geistigen Bruderschaft der Menschen anzunehmen. Sie waren nicht willens, Jahve mit den Heiden als Gleichberechtigten zu teilen, und ebenso wenig waren sie bereit, einen, der so neue und befremdende Lehren verkündete, als Gottessohn anzuerkennen. 121:7.2 (1339.7) The teachings and practices of Jesus regarding tolerance and kindness ran counter to the long-standing attitude of the Jews toward other peoples whom they considered heathen. For generations the Jews had nourished an attitude toward the outside world which made it impossible for them to accept the Master’s teachings about the spiritual brotherhood of man. They were unwilling to share Yahweh on equal terms with the gentiles and were likewise unwilling to accept as the Son of God one who taught such new and strange doctrines.
121:7.3 (1340.1) Die Schriftgelehrten, die Pharisäer und die Priesterschaft hielten die Juden in einer schrecklichen Knechtschaft aus Ritualismus und Legalismus, die bei weitem wirklicher war als die durch Roms politische Herrschaft ausgeübte. Zur Zeit Jesu waren die Juden nicht nur vom Gesetz unterjocht, sondern ebenso durch die sklavischen Forderungen der Traditionen gebunden, die jede Sparte des persönlichen und sozialen Lebens einschlossen und durchdrangen. Genaueste Regeln der Lebensführung verfolgten und beherrschten jeden treuen Juden, und es überrascht nicht, dass sie sogleich einen aus ihrer Mitte ablehnten, der sich anmaßte, ihre heiligen Traditionen zu ignorieren, und der es wagte, ihre so lange hochgehaltenen gesellschaftlichen Regeln zu missachten. Sie konnten schwerlich die Lehren eines Mannes günstig beurteilen, der nicht zögerte, Dogmen zu widersprechen, die ihrer Meinung nach Vater Abraham höchst persönlich aufgestellt hatte. Moses hatte ihnen ihr Gesetz gegeben, und sie würden keinen Kompromiss eingehen. 121:7.3 (1340.1) The scribes, the Pharisees, and the priesthood held the Jews in a terrible bondage of ritualism and legalism, a bondage far more real than that of the Roman political rule. The Jews of Jesus’ time were not only held in subjugation to the law but were equally bound by the slavish demands of the traditions, which involved and invaded every domain of personal and social life. These minute regulations of conduct pursued and dominated every loyal Jew, and it is not strange that they promptly rejected one of their number who presumed to ignore their sacred traditions, and who dared to flout their long-honored regulations of social conduct. They could hardly regard with favor the teachings of one who did not hesitate to clash with dogmas which they regarded as having been ordained by Father Abraham himself. Moses had given them their law and they would not compromise.
121:7.4 (1340.2) Im ersten nachchristlichen Jahrhundert war die mündliche Auslegung des Gesetzes durch anerkannte Lehrer, die Schriftgelehrten, zu höherer Autorität aufgestiegen als das geschriebene Gesetz selber. All dies erleichterte es gewissen religiösen Führern der Juden, das Volk gegen die Annahme eines neuen Evangeliums um sich zu scharen. 121:7.4 (1340.2) By the time of the first century after Christ the spoken interpretation of the law by the recognized teachers, the scribes, had become a higher authority than the written law itself. And all this made it easier for certain religious leaders of the Jews to array the people against the acceptance of a new gospel.
121:7.5 (1340.3) Diese Umstände machten es den Juden unmöglich, ihre göttliche Bestimmung als Boten des neuen Evangeliums religiöser Befreiung und geistiger Freiheit zu erfüllen. Sie konnten die Fesseln der Tradition nicht sprengen. Jeremia hatte vom „Gesetz, das ins Herz der Menschen geschrieben werden sollte“, gesprochen, Hesekiel von einem „neuen Geist, der in des Menschen Seele wohnen sollte“, und der Psalmist hatte gebetet: „Gott, schaffe in mir ein reines Herz und gib mir einen neuen Geist“. Aber als die jüdische Religion der guten Werke und der Knechtschaft gegenüber dem Gesetz ein Opfer der Stagnation und der erstarrten Tradition wurde, verlagerte sich die Bewegung der religiösen Evolution westwärts zu den europäischen Völkern. 121:7.5 (1340.3) These circumstances rendered it impossible for the Jews to fulfill their divine destiny as messengers of the new gospel of religious freedom and spiritual liberty. They could not break the fetters of tradition. Jeremiah had told of the “law to be written in men’s hearts,” Ezekiel had spoken of a “new spirit to live in man’s soul,” and the Psalmist had prayed that God would “create a clean heart within and renew a right spirit.” But when the Jewish religion of good works and slavery to law fell victim to the stagnation of traditionalistic inertia, the motion of religious evolution passed westward to the European peoples.
121:7.6 (1340.4) Und so erging an ein anderes Volk der Ruf, der Welt eine fortschreitende Theologie zu bringen, ein Lehrsystem, das in sich vereinigte: die Philosophie der Griechen, das Gesetz der Römer, die Sittenstrenge der Hebräer und das Evangelium der Heiligkeit der Persönlichkeit und der geistigen Freiheit, das Paulus formuliert hatte und das auf Jesu Lehren gründete. 121:7.6 (1340.4) And so a different people were called upon to carry an advancing theology to the world, a system of teaching embodying the philosophy of the Greeks, the law of the Romans, the morality of the Hebrews, and the gospel of personality sanctity and spiritual liberty formulated by Paul and based on the teachings of Jesus.
121:7.7 (1340.5) Die Sittlichkeit des christlichen Kults des Paulus war ein jüdisches Erbteil. Die Juden fassten die Geschichte als die Vorsehung Gottes auf — Jahve am Werk. Die Griechen steuerten zu der neuen Lehre klarere Vorstellungen über das ewige Leben bei. Nicht nur Jesu Lehren, sondern auch Plato und Philo beeinflussten die Theologie und Philosophie des Paulus. Seine Ethik war nicht nur von Christus, sondern auch von den Stoikern inspiriert. 121:7.7 (1340.5) Paul’s cult of Christianity exhibited its morality as a Jewish birthmark. The Jews viewed history as the providence of God—Yahweh at work. The Greeks brought to the new teaching clearer concepts of the eternal life. Paul’s doctrines were influenced in theology and philosophy not only by Jesus’ teachings but also by Plato and Philo. In ethics he was inspired not only by Christ but also by the Stoics.
121:7.8 (1340.6) Das Evangelium Jesu, wie es in den christlichen Kult des Paulus in Antiochia einging, wurde mit folgenden Lehren vermischt: 121:7.8 (1340.6) The gospel of Jesus, as it was embodied in Paul’s cult of Antioch Christianity, became blended with the following teachings:
121:7.9 (1340.7) 1. Die philosophischen Überlegungen der zum Judentum bekehrten Griechen, einige ihrer Vorstellungen über das ewige Leben mit eingeschlossen. 121:7.9 (1340.7) 1. The philosophic reasoning of the Greek proselytes to Judaism, including some of their concepts of the eternal life.
121:7.10 (1340.8) 2. Die ansprechenden Lehren der vorherrschenden Mysterienkulte, insbesondere die mithraischen Lehren von Erlösung, Sühne und Errettung durch die Opfertat irgendeines Gottes. 121:7.10 (1340.8) 2. The appealing teachings of the prevailing mystery cults, especially the Mithraic doctrines of redemption, atonement, and salvation by the sacrifice made by some god.
121:7.11 (1340.9) 3. Die starke Sittlichkeit der herrschenden jüdischen Religion. 121:7.11 (1340.9) 3. The sturdy morality of the established Jewish religion.
121:7.12 (1341.1) Zur Zeit Jesu hatten das römische Mittelmeerreich, das parthische Königreich und die umliegenden Völker alle bezüglich Weltgeographie, Astronomie, Gesundheit und Krankheit grobe und primitive Vorstellungen und waren natürlich verblüfft über die neuen und erstaunlichen Verkündigungen des Zimmermanns von Nazareth. Die Ideen von Geisterbesessenheit, von Gut und Böse wurden nicht nur auf Menschen angewandt; in den Augen vieler war auch jeder Fels und jeder Baum von Geistern besessen. Es war ein magisches Zeitalter, und jedermann glaubte an Wunder als ganz gewöhnliche Vorgänge. 121:7.12 (1341.1) The Mediterranean Roman Empire, the Parthian kingdom, and the adjacent peoples of Jesus’ time all held crude and primitive ideas regarding the geography of the world, astronomy, health, and disease; and naturally they were amazed by the new and startling pronouncements of the carpenter of Nazareth. The ideas of spirit possession, good and bad, applied not merely to human beings, but every rock and tree was viewed by many as being spirit possessed. This was an enchanted age, and everybody believed in miracles as commonplace occurrences.
8. Frühere Aufzeichnungen ^top 8. Previous Written Records ^top
121:8.1 (1341.2) Wir waren bestrebt, so weit wie möglich und in Übereinstimmung mit unserem Auftrag die das Leben Jesu auf Urantia betreffenden vorhandenen Berichte zu benutzen und bis zu einem gewissen Grade zu koordinieren. Obwohl wir erfreulicherweise Zugang zum verloren gegangenen Bericht des Apostels Andreas hatten und aus der Mitarbeit einer großen Schar himmlischer Wesen Nutzen ziehen durften, die zur Zeit von Jesu Selbsthingabe auf Erden weilten (besonders seines jetzt Personifizierten Gedankenjustierers), haben wir uns vorgenommen, auch von den so genannten Evangelien des Matthäus, Markus, Lukas und Johannes Gebrauch zu machen. 121:8.1 (1341.2) As far as possible, consistent with our mandate, we have endeavored to utilize and to some extent co-ordinate the existing records having to do with the life of Jesus on Urantia. Although we have enjoyed access to the lost record of the Apostle Andrew and have benefited from the collaboration of a vast host of celestial beings who were on earth during the times of Michael’s bestowal (notably his now Personalized Adjuster), it has been our purpose also to make use of the so-called Gospels of Matthew, Mark, Luke, and John.
121:8.2 (1341.3) Diese Aufzeichnungen des Neuen Testamentes verdanken ihre Entstehung den folgenden Umständen: 121:8.2 (1341.3) These New Testament records had their origin in the following circumstances:
121:8.3 (1341.4) 1. Das Markusevangelium. Johannes Markus schrieb (die Aufzeichnungen des Andreas ausgenommen) den frühesten, kürzesten und einfachsten Bericht über Jesu Leben. Er stellte den Meister als Dienenden dar, als einen Menschen unter Menschen. Obwohl Markus als Knabe selber Zeuge mancher von ihm beschriebener Szenen war, ist sein Bericht in Wahrheit das Evangelium des Simon Petrus. Er war ein früher Mitarbeiter des Petrus, später des Paulus. Markus schrieb diesen Bericht auf Veranlassung des Petrus und auf das dringende Gesuch der Kirche von Rom hin. Da er wusste, wie konsequent es der Meister ablehnte, seine Lehren niederzuschreiben, als er in Menschengestalt auf Erden war, zögerte Markus gleich den Aposteln und anderen führenden Jüngern, sie schriftlich festzuhalten. Aber Petrus spürte, dass die Kirche von Rom den Beistand einer solchen geschriebenen Erzählung nötig hatte, worauf sich Markus einverstanden erklärte, eine solche vorzubereiten. Er machte vor dem Tod des Petrus im Jahre 67 viele Notizen und begann, seinen Bericht in Übereinstimmung mit dem von Petrus genehmigten Entwurf kurz nach Petri Tod für die Kirche von Rom niederzuschreiben. Gegen Ende des Jahres 68 war das Evangelium abgeschlossen. Markus schrieb allein aus eigener Erinnerung und derjenigen des Petrus. Die Niederschrift ist seitdem beträchtlich abgeändert worden. Zahlreiche Abschnitte wurden daraus entfernt und spätere Inhalte am Ende hinzugefügt, um das letzte Fünftel des ursprünglichen Evangeliums zu ersetzen, das vom ersten Manuskript verloren gegangen war, bevor es jemals abgeschrieben wurde. Dieser Bericht des Markus bildete zusammen mit den Aufzeichnungen von Andreas und Matthäus die geschriebene Basis aller späteren Evangeliumserzählungen, die Jesu Leben und Lehren darzustellen versuchten. 121:8.3 (1341.4) 1. The Gospel by Mark. John Mark wrote the earliest (excepting the notes of Andrew), briefest, and most simple record of Jesus’ life. He presented the Master as a minister, as man among men. Although Mark was a lad lingering about many of the scenes which he depicts, his record is in reality the Gospel according to Simon Peter. He was early associated with Peter; later with Paul. Mark wrote this record at the instigation of Peter and on the earnest petition of the church at Rome. Knowing how consistently the Master refused to write out his teachings when on earth and in the flesh, Mark, like the apostles and other leading disciples, was hesitant to put them in writing. But Peter felt the church at Rome required the assistance of such a written narrative, and Mark consented to undertake its preparation. He made many notes before Peter died in a.d. 67, and in accordance with the outline approved by Peter and for the church at Rome, he began his writing soon after Peter’s death. The Gospel was completed near the end of a.d. 68. Mark wrote entirely from his own memory and Peter’s memory. The record has since been considerably changed, numerous passages having been taken out and some later matter added at the end to replace the latter one fifth of the original Gospel, which was lost from the first manuscript before it was ever copied. This record by Mark, in conjunction with Andrew’s and Matthew’s notes, was the written basis of all subsequent Gospel narratives which sought to portray the life and teachings of Jesus.
121:8.4 (1341.5) 2. Das Matthäusevangelium. Das sogenannte Matthäusevangelium ist die für die Erbauung jüdischer Christen geschriebene Aufzeichnung des Lebens des Meisters. Ihr Verfasser sucht ständig zu zeigen, dass vieles, was Jesus in seinem Leben tat, geschah, auf dass „die Worte des Propheten in Erfüllung gingen“. Das Matthäusevangelium zeichnet ein Bild von Jesus als Sohn Davids, der dem Gesetz und den Propheten große Achtung zollt. 121:8.4 (1341.5) 2. The Gospel of Matthew. The so-called Gospel according to Matthew is the record of the Master’s life which was written for the edification of Jewish Christians. The author of this record constantly seeks to show in Jesus’ life that much which he did was that “it might be fulfilled which was spoken by the prophet.” Matthew’s Gospel portrays Jesus as a son of David, picturing him as showing great respect for the law and the prophets.
121:8.5 (1341.6) Der Apostel Matthäus ist nicht der Verfasser dieses Evangeliums. Isidor, einer seiner Schüler, schrieb es. Ihm halfen bei seiner Arbeit nicht nur Matthäus‘ persönliche Erinnerungen an diese Ereignisse, sondern auch eine gewisse Niederschrift der Reden Jesu, die Matthäus unmittelbar nach der Kreuzigung angefertigt hatte. Diese Schrift war auf Aramäisch verfasst. Isidor hingegen schrieb Griechisch. Es geschah nicht in Täuschungsabsicht, wenn das Werk dem Matthäus zugeschrieben wurde. In jenen Tagen war es Brauch, dass die Schüler ihre Lehrer in dieser Weise ehrten. 121:8.5 (1341.6) The Apostle Matthew did not write this Gospel. It was written by Isador, one of his disciples, who had as a help in his work not only Matthew’s personal remembrance of these events but also a certain record which the latter had made of the sayings of Jesus directly after the crucifixion. This record by Matthew was written in Aramaic; Isador wrote in Greek. There was no intent to deceive in accrediting the production to Matthew. It was the custom in those days for pupils thus to honor their teachers.
121:8.6 (1342.1) Matthäus bearbeitete und vervollständigte seine ursprüngliche Schrift im Jahre 40, kurz bevor er Jerusalem verließ, um das Evangelium zu predigen. Es war eine persönliche Aufzeichnung, deren letzte Abschrift während des Brandes eines syrischen Klosters im Jahre 416 zerstört wurde. 121:8.6 (1342.1) Matthew’s original record was edited and added to in a.d. 40 just before he left Jerusalem to engage in evangelistic preaching. It was a private record, the last copy having been destroyed in the burning of a Syrian monastery in a.d. 416.
121:8.7 (1342.2) Isidor entkam aus Jerusalem im Jahre 70 nach der Einschließung der Stadt durch die Armee des Titus. Er nahm damals eine Kopie der Aufzeichnungen des Matthäus mit sich nach Pella, wo er im Jahre 71 das Evangelium nach Matthäus verfasste. Er besaß auch die ersten vier Fünftel des Markusberichts. 121:8.7 (1342.2) Isador escaped from Jerusalem in a.d. 70 after the investment of the city by the armies of Titus, taking with him to Pella a copy of Matthew’s notes. In the year 71, while living at Pella, Isador wrote the Gospel according to Matthew. He also had with him the first four fifths of Mark’s narrative.
121:8.8 (1342.3) 3. Das Lukasevangelium. Der Arzt Lukas aus Antiochia in Pisidien war ein durch Paulus bekehrter Heide, der eine ganz andere Lebensgeschichte des Meisters schrieb. Im Jahre 47 begann er, Paulus zu folgen und Leben und Lehre Jesu zu studieren. Lukas, der die Tatsachen von Paulus und anderen zusammentrug, bewahrt in seinem Bericht viel von der „Anmut des Herrn Jesus Christus“. Lukas beschreibt den Meister als „Freund von Zöllnern und Sündern“. Er gab seinen vielen Aufzeichnungen erst nach Paulus‘ Tod die Form des Evangeliums, das er in Achaia im Jahre 82 niederschrieb. Er plante drei Bücher über die Geschichte Christi und der Christenheit, aber er starb anno 90 gerade vor der Vollendung des zweiten dieser Werke, der „Apostelgeschichte“. 121:8.8 (1342.3) 3. The Gospel by Luke. Luke, the physician of Antioch in Pisidia, was a gentile convert of Paul, and he wrote quite a different story of the Master’s life. He began to follow Paul and learn of the life and teachings of Jesus in a.d. 47. Luke preserves much of the “grace of the Lord Jesus Christ” in his record as he gathered up these facts from Paul and others. Luke presents the Master as “the friend of publicans and sinners.” He did not formulate his many notes into the Gospel until after Paul’s death. Luke wrote in the year 82 in Achaia. He planned three books dealing with the history of Christ and Christianity but died in a.d. 90 just before he finished the second of these works, the “Acts of the Apostles.”
121:8.9 (1342.4) Beim Zusammenstellen des Materials für sein Evangelium bezog sich Lukas in erster Linie auf die ihm von Paulus mitgeteilte Darstellung von Jesu Leben. Das Lukasevangelium ist deshalb in gewissem Sinne das Paulusevangelium. Aber Lukas hatte noch andere Informationsquellen. Er befragte nicht nur Hunderte von Augenzeugen der von ihm erwähnten zahlreichen Episoden aus Jesu Leben, sondern er besaß auch eine Abschrift des Markusevangeliums, genauer: der ersten vier Fünftel davon, ferner Isidors Darstellung und eine kurze, von einem Gläubigen namens Cedes im Jahre 78 in Antiochia verfasste Aufzeichnung. Auch befand sich eine verstümmelte und stark überarbeitete Abschrift einiger angeblich vom Apostel Andreas stammender Notizen in seinem Besitz. 121:8.9 (1342.4) As material for the compilation of his Gospel, Luke first depended upon the story of Jesus’ life as Paul had related it to him. Luke’s Gospel is, therefore, in some ways the Gospel according to Paul. But Luke had other sources of information. He not only interviewed scores of eyewitnesses to the numerous episodes of Jesus’ life which he records, but he also had with him a copy of Mark’s Gospel, that is, the first four fifths, Isador’s narrative, and a brief record made in the year a.d. 78 at Antioch by a believer named Cedes. Luke also had a mutilated and much-edited copy of some notes purported to have been made by the Apostle Andrew.
121:8.10 (1342.5) 4. Das Johannesevangelium. Das Evangelium nach Johannes berichtet vieles über Jesu Wirken in Judäa und in der Umgebung von Jerusalem, was in den anderen Aufzeichnungen nicht enthalten ist. Es ist das sogenannte Evangelium nach Johannes, Sohn des Zebedäus. Auch wenn Johannes es nicht selber schrieb, so inspirierte er es doch. Seit seiner ersten Niederschrift erfuhr es mehrere Überarbeitungen, um den Anschein zu erwecken, als stamme es von der Hand des Johannes selber. Zur Zeit seiner Aufzeichnung verfügte Johannes über die anderen Evangelien, und er sah, dass vieles unerwähnt geblieben war. Folgerichtig ermunterte er im Jahr 101 seinen Mitarbeiter Nathan, einen griechischen Juden aus Cäsarea, mit der Niederschrift zu beginnen. Johannes entnahm den Stoff seinem Gedächtnis und stützte sich auch auf die drei schon bestehenden Berichte. Er besaß keine eigenen schriftlichen Aufzeichnungen. Der als „Erster Johannes“ bekannte Brief wurde als Begleitbrief für das Werk, das Nathan unter seiner Leitung ausführte, von Johannes selber verfasst. 121:8.10 (1342.5) 4. The Gospel of John. The Gospel according to John relates much of Jesus’ work in Judea and around Jerusalem which is not contained in the other records. This is the so-called Gospel according to John the son of Zebedee, and though John did not write it, he did inspire it. Since its first writing it has several times been edited to make it appear to have been written by John himself. When this record was made, John had the other Gospels, and he saw that much had been omitted; accordingly, in the year a.d. 101 he encouraged his associate, Nathan, a Greek Jew from Caesarea, to begin the writing. John supplied his material from memory and by reference to the three records already in existence. He had no written records of his own. The Epistle known as “First John” was written by John himself as a covering letter for the work which Nathan executed under his direction.
121:8.11 (1342.6) All diese Verfasser gaben ehrliche Darstellungen von Jesus, so wie sie ihn sahen, sich an ihn erinnerten oder von ihm gehört hatten und wie ihre spätere Annahme der christlichen Theologie des Paulus ihre Sicht jener fernen Ereignisse beeinflusste. Und diese Schriften genügten trotz ihrer Unvollkommenheit, um den Lauf der Geschichte Urantias seit fast zweitausend Jahren zu verändern. 121:8.11 (1342.6) All these writers presented honest pictures of Jesus as they saw, remembered, or had learned of him, and as their concepts of these distant events were affected by their subsequent espousal of Paul’s theology of Christianity. And these records, imperfect as they are, have been sufficient to change the course of the history of Urantia for almost two thousand years.
121:8.12 (1343.1) [ Erklärung : In Ausführung meines Auftrags der Neudarstellung der Lehren Jesu von Nazareth und der Neuerzählung seines Wirkens habe ich frei aus allen Quellen von Aufzeichnungen und planetarischer Information geschöpft. Mein leitender Gedanke war die Erstellung eines Berichtes, der nicht nur für die Generation der heute lebenden Menschen erhellend, sondern auch allen zukünftigen Generationen hilfreich wäre. Aus dem mir zugänglich gemachten, umfangreichen Informationsmaterial habe ich das zur Erreichung dieses Ziels am besten Geeignete ausgewählt. Soweit als möglich habe ich meine Informationen aus rein menschlichen Quellen bezogen. Nur in Ermangelung solcher Quellen habe ich übermenschliche Aufzeichnungen in Anspruch genommen. Jedes Mal, wenn Ideen und Konzepte von Jesu Leben und Lehren durch einen Menschen zufriedenstellend ausgedrückt worden waren, gab ich solchen offensichtlich menschlichen Denkmustern den Vorzug. Obwohl ich bemüht war, den verbalen Ausdruck mit unserer Vorstellung vom wirklichen Sinn und von der wahren Bedeutung von Leben und Lehren des Meisters in Einklang zu bringen, habe ich doch bei all meinen Darstellungen so weit wie möglich an den geläufigen menschlichen Begriffsbildungen und Denkmustern festgehalten. Ich weiß sehr wohl, dass solche Vorstellungen, die ihren Ursprung im menschlichen Bewusstsein haben, sich auch für das Bewusstsein aller anderen Menschen annehmbarer und hilfreicher erweisen werden. Wenn ich unfähig war, die nötigen Begriffsbildungen in den menschlichen Aufzeichnungen oder Ausdrücken zu finden, habe ich als Nächstes die Erinnerungsreserven meiner eigenen Ordnung irdischer Geschöpfe, der Mittler, in Anspruch genommen. Und wenn sich auch diese zweite Informationsquelle als unzureichend erwies, habe ich ohne zu zögern von überplanetarischen Informationsquellen Gebrauch gemacht. 121:8.12 (1343.1) [Acknowledgment: In carrying out my commission to restate the teachings and retell the doings of Jesus of Nazareth, I have drawn freely upon all sources of record and planetary information. My ruling motive has been to prepare a record which will not only be enlightening to the generation of men now living, but which may also be helpful to all future generations. From the vast store of information made available to me, I have chosen that which is best suited to the accomplishment of this purpose. As far as possible I have derived my information from purely human sources. Only when such sources failed, have I resorted to those records which are superhuman. When ideas and concepts of Jesus’ life and teachings have been acceptably expressed by a human mind, I invariably gave preference to such apparently human thought patterns. Although I have sought to adjust the verbal expression the better to conform to our concept of the real meaning and the true import of the Master’s life and teachings, as far as possible, I have adhered to the actual human concept and thought pattern in all my narratives. I well know that those concepts which have had origin in the human mind will prove more acceptable and helpful to all other human minds. When unable to find the necessary concepts in the human records or in human expressions, I have next resorted to the memory resources of my own order of earth creatures, the midwayers. And when that secondary source of information proved inadequate, I have unhesitatingly resorted to the superplanetary sources of information.
121:8.13 (1343.2) Das von mir zusammengetragene Material, auf dem mein Bericht von Jesu Leben und Lehren aufbaut, umfasst — abgesehen von der Erinnerung an das, was Andreas aufschrieb — die gesammelten Gedankenjuwele und höheren Konzepte von Jesu Lehren von mehr als zweitausend menschlichen Wesen, die seit den Tagen Jesu bis zur Zeit der Abfassung dieser Offenbarungen, oder richtiger Neudarstellungen, auf Erden gelebt haben. Die Erlaubnis zur Offenbarung wurde nur benutzt, wenn menschliche Berichterstattung und menschliche Konzepte kein angemessenes Gedankenmodell liefern konnten. Meine Offenbarungskommission verbot mir, auf außermenschliche Informations- oder Ausdrucksquellen zurückzugreifen, solange ich nicht bezeugen konnte, dass meine Bemühungen, den benötigten begrifflichen Ausdruck in rein menschlichen Quellen ausfindig zu machen, erfolglos verlaufen waren. 121:8.13 (1343.2) The memoranda which I have collected, and from which I have prepared this narrative of the life and teachings of Jesus—aside from the memory of the record of the Apostle Andrew—embrace thought gems and superior concepts of Jesus’ teachings assembled from more than two thousand human beings who have lived on earth from the days of Jesus down to the time of the inditing of these revelations, more correctly restatements. The revelatory permission has been utilized only when the human record and human concepts failed to supply an adequate thought pattern. My revelatory commission forbade me to resort to extrahuman sources of either information or expression until such a time as I could testify that I had failed in my efforts to find the required conceptual expression in purely human sources.
121:8.14 (1343.3) Zusammen mit meinen Gefährten und Mitarbeitern, den elf Mittlern, und unter der Oberaufsicht des für den Bericht verantwortlichen Melchisedeks, habe ich zwar diese Erzählung gemäß meiner Vorstellung von ihrer wirkungsvollsten Verarbeitung verfasst und selbst den unmittelbaren Ausdruck gewählt; nichtsdestoweniger stammen die Mehrzahl der Ideen und sogar einige der treffenden Ausdrücke, die ich benutzt habe, von Menschen vieler Rassen, die in den dazwischenliegenden Generationen auf Erden gelebt haben bis hin zu jenen, die zur Zeit dieses Unternehmens noch am Leben sind. In mancher Hinsicht habe ich mehr die Rolle eines Sammlers und Herausgebers, als die eines originalen Erzählers wahrgenommen. Ich habe ohne zu zögern zu jenen vorzugsweise menschlichen Ideen und Konzepten gegriffen, die mich befähigten, das Leben Jesu am wirkungsvollsten zu schildern und seine unvergleichlichen Lehren in einer Ausdrucksweise neu zu formulieren, die durch ihre Aussagekraft hilfreich und universal erhebend sein würde. Im Namen der Bruderschaft der vereinigten Mittler Urantias anerkenne ich in größter Dankbarkeit unsere Verbindlichkeit gegenüber allen Berichts- und Konzeptquellen, die zur Ausarbeitung unserer jetzt folgenden Neudarstellung von Jesu Leben auf Erden herangezogen worden sind.] 121:8.14 (1343.3) While I, with the collaboration of my eleven associate fellow midwayers and under the supervision of the Melchizedek of record, have portrayed this narrative in accordance with my concept of its effective arrangement and in response to my choice of immediate expression, nevertheless, the majority of the ideas and even some of the effective expressions which I have thus utilized had their origin in the minds of the men of many races who have lived on earth during the intervening generations, right on down to those who are still alive at the time of this undertaking. In many ways I have served more as a collector and editor than as an original narrator. I have unhesitatingly appropriated those ideas and concepts, preferably human, which would enable me to create the most effective portraiture of Jesus’ life, and which would qualify me to restate his matchless teachings in the most strikingly helpful and universally uplifting phraseology. In behalf of the Brotherhood of the United Midwayers of Urantia, I most gratefully acknowledge our indebtedness to all sources of record and concept which have been hereinafter utilized in the further elaboration of our restatement of Jesus’ life on earth.]