Schrift 175 Paper 175
Die letzte Rede im Tempel The Last Temple Discourse
175:0.1 (1905.1) BEGLEITET von elf Aposteln, Joseph von Arimathia, den dreißig Griechen und einigen anderen Jüngern erreichte Jesus an diesem Dienstagnachmittag kurz nach zwei Uhr den Tempel und begann mit seiner letzten Ansprache in den Höfen des heiligen Hauses. Diese Rede war gedacht als ein letzter Appell an das jüdische Volk und als endgültige Anklage gegen seine heftigen und zu seiner Vernichtung entschlossenen Gegner — die Schriftgelehrten, Pharisäer, Sadduzäer und die höchsten Führer Israels. Am Vormittag hatten die verschiedenen Gruppen Gelegenheit gehabt, Jesus zu befragen; an diesem Nachmittag stellte ihm niemand eine Frage. 175:0.1 (1905.1) SHORTLY after two o’clock on this Tuesday afternoon, Jesus, accompanied by eleven apostles, Joseph of Arimathea, the thirty Greeks, and certain other disciples, arrived at the temple and began the delivery of his last address in the courts of the sacred edifice. This discourse was intended to be his last appeal to the Jewish people and the final indictment of his vehement enemies and would-be destroyers—the scribes, Pharisees, Sadducees, and the chief rulers of Israel. Throughout the forenoon the various groups had had an opportunity to question Jesus; this afternoon no one asked him a question.
175:0.2 (1905.2) Als der Meister zu sprechen begann, herrschte im Tempelhof Ruhe und Ordnung. Die Geldwechsler und Händler hatten es nicht wieder gewagt, den Tempel zu betreten, seit Jesus und die aufgebrachte Menge sie am Tage zuvor hinausgeworfen hatten. Bevor er mit seiner Predigt begann, schaute Jesus liebevoll auf seine Zuhörer hinab, die jetzt gleich seine öffentliche Abschiedsbotschaft der Barmherzigkeit an die Menschheit zusammen mit seiner letzten Verurteilung der falschen Lehrer und scheinheiligen Führer der Juden hören sollten. 175:0.2 (1905.2) As the Master began to speak, the temple court was quiet and orderly. The money-changers and the merchandisers had not dared again to enter the temple since Jesus and the aroused multitude had driven them out the previous day. Before beginning the discourse, Jesus tenderly looked down upon this audience which was so soon to hear his farewell public address of mercy to mankind coupled with his last denunciation of the false teachers and the bigoted rulers of the Jews.
1. Die Predigt ^top 1. The Discourse ^top
175:1.1 (1905.3) „Lange bin ich nun bei euch gewesen und im Lande umhergezogen, um den Menschenkindern die Liebe des Vaters zu verkünden, und viele haben das Licht gesehen und sind durch den Glauben ins Königreich des Himmels eingetreten. In Verbindung mit dem, was ich gelehrt und gepredigt habe, hat der Vater viele Wunderwerke, sogar die Auferweckung von den Toten, vollbracht. Viele Kranke und Leidende sind geheilt worden, weil sie geglaubt haben; aber diese ganze Wahrheitsverkündigung und all diese Krankenheilungen haben die Augen derer nicht geöffnet, die sich weigern, das Licht zu sehen und entschlossen sind, das Evangelium vom Königreich abzulehnen. 175:1.1 (1905.3) “This long time have I been with you, going up and down in the land proclaiming the Father’s love for the children of men, and many have seen the light and, by faith, have entered into the kingdom of heaven. In connection with this teaching and preaching the Father has done many wonderful works, even to the resurrection of the dead. Many sick and afflicted have been made whole because they believed; but all of this proclamation of truth and healing of disease has not opened the eyes of those who refuse to see light, those who are determined to reject this gospel of the kingdom.
175:1.2 (1905.4) „In jeder erdenklichen Weise, die mit der Ausführung des Willens meines Vaters vereinbar war, haben ich und meine Apostel unser Möglichstes getan, um mit unseren Brüdern in Frieden zu leben und uns an die vernünftigen Forderungen der Gesetze Mose und der Traditionen Israels zu halten. Wir haben beharrlich den Frieden gesucht, aber die Lenker Israels wollen ihn nicht. Indem sie die Wahrheit Gottes und das Licht des Himmels ablehnen, stellen sie sich auf die Seite des Irrtums und der Dunkelheit. Es kann keinen Frieden geben zwischen Licht und Dunkel, Leben und Tod, Wahrheit und Irrtum. 175:1.2 (1905.4) “In every manner consistent with doing my Father’s will, I and my apostles have done our utmost to live in peace with our brethren, to conform with the reasonable requirements of the laws of Moses and the traditions of Israel. We have persistently sought peace, but the leaders of Israel will not have it. By rejecting the truth of God and the light of heaven, they are aligning themselves on the side of error and darkness. There cannot be peace between light and darkness, between life and death, between truth and error.
175:1.3 (1905.5) „Viele von euch haben es gewagt, an meine Lehren zu glauben, und haben bereits teil an der Freude und Freiheit des Bewusstseins, Kinder Gottes zu sein. Ihr seid meine Zeugen, dass ich dieselbe Gotteskindschaft der ganzen jüdischen Nation und selbst den Männern angeboten habe, die mich jetzt zu vernichten suchen. Und sogar jetzt noch würde mein Vater diese verblendeten Lehrer und heuchlerischen Führer empfangen, wenn sie sich ihm nur zuwenden und seine Gnade annehmen wollten. Sogar jetzt ist es für dieses Volk noch nicht zu spät, das Wort des Himmels zu empfangen und den Menschensohn willkommen zu heißen. 175:1.3 (1905.5) “Many of you have dared to believe my teachings and have already entered into the joy and liberty of the consciousness of sonship with God. And you will bear me witness that I have offered this same sonship with God to all the Jewish nation, even to these very men who now seek my destruction. And even now would my Father receive these blinded teachers and these hypocritical leaders if they would only turn to him and accept his mercy. Even now it is not too late for this people to receive the word of heaven and to welcome the Son of Man.
175:1.4 (1906.1) „Seit langem hat mein Vater diesem Volk Barmherzigkeit erwiesen. Generation um Generation haben wir unsere Propheten gesandt, um es zu unterweisen und zu warnen, und Generation um Generation hat es diese vom Himmel gesandten Lehrer umgebracht. Und nun schicken sich eure halsstarrigen Hohenpriester und eigensinnigen Führer an, genau dasselbe zu tun. So wie Herodes den Tod des Johannes veranlasste, seid ihr jetzt im Begriff, den Menschensohn umzubringen. 175:1.4 (1906.1) “My Father has long dealt in mercy with this people. Generation after generation have we sent our prophets to teach and warn them, and generation after generation have they killed these heaven-sent teachers. And now do your willful high priests and stubborn rulers go right on doing this same thing. As Herod brought about the death of John, you likewise now make ready to destroy the Son of Man.
175:1.5 (1906.2) „Solange eine Möglichkeit besteht, dass sich die Juden meinem Vater zuwenden und das Heil suchen wollen, wird der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs euch seine barmherzigen Hände entgegenstrecken; aber wenn ihr einmal den Becher der Reuelosigkeit bis zum Rande gefüllt und meines Vaters Barmherzigkeit endgültig abgelehnt habt, wird diese Nation sich selber überlassen bleiben und rasch ein unrühmliches Ende nehmen. Dieses Volk war dazu aufgerufen, das Licht der Welt zu werden und weithin die geistige Herrlichkeit einer Gott kennenden Rasse kundzutun, aber ihr habt euch von der Ausübung eurer göttlichen Vorrechte so weit entfernt, dass eure Führer jetzt im Begriff sind, die größte Torheit aller Zeiten zu begehen: Sie sind dabei, das Geschenk Gottes an alle Menschen und für alle Zeitalter — die all seinen irdischen Geschöpfen offenbarte Liebe des himmlischen Vaters — endgültig zurückzuweisen. 175:1.5 (1906.2) “As long as there is a chance that the Jews will turn to my Father and seek salvation, the God of Abraham, Isaac, and Jacob will keep his hands of mercy outstretched toward you; but when you have once filled up your cup of impenitence, and when once you have finally rejected my Father’s mercy, this nation will be left to its own counsels, and it shall speedily come to an inglorious end. This people was called to become the light of the world, to show forth the spiritual glory of a God-knowing race, but you have so far departed from the fulfillment of your divine privileges that your leaders are about to commit the supreme folly of all the ages in that they are on the verge of finally rejecting the gift of God to all men and for all ages—the revelation of the love of the Father in heaven for all his creatures on earth.
175:1.6 (1906.3) „Wenn ihr einmal diese Offenbarung Gottes an die Menschen tatsächlich zurückgewiesen habt, wird das Königreich des Himmels anderen Völkern geschenkt werden, solchen, die es freudig und glücklich empfangen wollen. Im Namen des Vaters, der mich gesandt hat, mache ich euch eindringlich darauf aufmerksam, dass ihr im Begriff seid, eure Stellung in der Welt als Bannerträger der ewigen Wahrheit und Hüter des göttlichen Gesetzes zu verlieren. Ich biete euch jetzt die letzte Gelegenheit, vorzutreten und Reue zu zeigen und eure Absicht zu bekunden, Gott von ganzem Herzen zu suchen, und mit dem aufrichtigen Glauben kleiner Kinder in die Sicherheit und das Heil des Königreichs des Himmels einzutreten. 175:1.6 (1906.3) “And when you do once reject this revelation of God to man, the kingdom of heaven shall be given to other peoples, to those who will receive it with joy and gladness. In the name of the Father who sent me, I solemnly warn you that you are about to lose your position in the world as the standard-bearers of eternal truth and the custodians of the divine law. I am just now offering you your last chance to come forward and repent, to signify your intention to seek God with all your hearts and to enter, like little children and by sincere faith, into the security and salvation of the kingdom of heaven.
175:1.7 (1906.4) „Mein Vater arbeitet seit langem für euer Heil, und ich bin herabgekommen, um unter euch zu leben und euch persönlich den Weg zu zeigen. Viele Juden und Samaritaner und sogar die Heiden haben an das Evangelium vom Königreich geglaubt, aber diejenigen, die als erste vortreten und das Licht des Himmels annehmen sollten, haben es beharrlich abgelehnt, an die Offenbarung der Wahrheit Gottes zu glauben — an den im Menschen offenbarten Gott und den zu Gott emporgehobenen Menschen. 175:1.7 (1906.4) “My Father has long worked for your salvation, and I came down to live among you and personally show you the way. Many of both the Jews and the Samaritans, and even the gentiles, have believed the gospel of the kingdom, but those who should be first to come forward and accept the light of heaven have steadfastly refused to believe the revelation of the truth of God—God revealed in man and man uplifted to God.
175:1.8 (1906.5) „Heute Nachmittag stehen meine Apostel hier schweigend vor euch, aber bald werdet ihr ihre Stimmen vernehmen, die euch zur Rettung rufen und drängen werden, euch als Söhne des lebendigen Gottes mit dem himmlischen Königreich zu vereinigen. Und nun rufe ich diese meine Jünger, die an das Evangelium vom Königreich glauben, sowie die unsichtbaren Boten an ihrer Seite zu Zeugen an, dass ich Israel und seinen Führern einmal mehr Erlösung und Rettung angeboten habe. Aber ihr könnt alle sehen, wie des Vaters Gnade gering geachtet wird und wie die Botschafter der Wahrheit abgewiesen werden. Dessen ungeachtet gebe ich euch zu bedenken, dass diese Schriftgelehrten und Pharisäer immer noch auf dem Stuhl Mose sitzen, und deshalb fordere ich euch auf, solange mit den Ältesten Israels zusammenzuarbeiten, bis die Allerhöchsten, die in den Königreichen der Menschen regieren, dieser Nation schließlich den Untergang bereiten und den Sitz ihrer Führer vernichten werden. Es wird von euch nicht verlangt, euch ihren Plänen zur Tötung des Menschensohnes anzuschließen, aber in allem, was den Frieden Israels betrifft, sollt ihr euch ihnen unterziehen. Tut in all diesen Dingen, was sie euch zu tun gebieten und beachtet das Wesentliche des Gesetzes, aber nehmt euch ihre Missetaten nicht zum Vorbild. Denkt daran, dass dies die Sünde dieser Führer ist: Sie verkünden wohl das Gute, aber sie tun es nicht. Ihr wisst nur zu gut, welch schwere Lasten sie auf eure Schultern laden — schmerzhaft drückende Lasten —, während sie keinen Finger rühren, um euch beim Tragen dieser schweren Bürden zu helfen. Sie haben euch mit Zeremonien bedrückt und durch Traditionen versklavt. 175:1.8 (1906.5) “This afternoon my apostles stand here before you in silence, but you shall soon hear their voices ringing out with the call to salvation and with the urge to unite with the heavenly kingdom as the sons of the living God. And now I call to witness these, my disciples and believers in the gospel of the kingdom, as well as the unseen messengers by their sides, that I have once more offered Israel and her rulers deliverance and salvation. But you all behold how the Father’s mercy is slighted and how the messengers of truth are rejected. Nevertheless, I admonish you that these scribes and Pharisees still sit in Moses’ seat, and therefore, until the Most Highs who rule in the kingdoms of men shall finally overthrow this nation and destroy the place of these rulers, I bid you co-operate with these elders in Israel. You are not required to unite with them in their plans to destroy the Son of Man, but in everything related to the peace of Israel you are to be subject to them. In all these matters do whatsoever they bid you and observe the essentials of the law but do not pattern after their evil works. Remember, this is the sin of these rulers: They say that which is good, but they do it not. You well know how these leaders bind heavy burdens on your shoulders, burdens grievous to bear, and that they will not lift as much as one finger to help you bear these weighty burdens. They have oppressed you with ceremonies and enslaved you by traditions.
175:1.9 (1907.1) „Darüber hinaus gefallen sich diese egozentrischen Führer darin, ihre guten Werke so zu verrichten, dass die Menschen sie sehen können. Sie lassen sich ihre Gebetsriemen verbreitern und die Borten an ihren Amtsroben vergrößern. Sie verlangen bei Festen die ersten Plätze und beanspruchen in den Synagogen die Ehrensitze. Sie begehren, dass man sie auf den Marktplätzen ehrerbietig grüße, und wünschen, von allen mit ‚Rabbi‘ angesprochen zu werden. Und während sie nach all diesen menschlichen Ehrenbezeugungen gieren, greifen sie insgeheim nach den Häusern von Witwen und bereichern sich an den heiligen Tempeldiensten. In der Öffentlichkeit täuschen diese Heuchler lange Gebete vor und spenden Almosen, um die Aufmerksamkeit ihrer Mitmenschen auf sich zu lenken. 175:1.9 (1907.1) “Furthermore, these self-centered rulers delight in doing their good works so that they will be seen by men. They make broad their phylacteries and enlarge the borders of their official robes. They crave the chief places at the feasts and demand the chief seats in the synagogues. They covet laudatory salutations in the market places and desire to be called rabbi by all men. And even while they seek all this honor from men, they secretly lay hold of widows’ houses and take profit from the services of the sacred temple. For a pretense these hypocrites make long prayers in public and give alms to attract the notice of their fellows.
175:1.10 (1907.2) „Obwohl ihr gut tut, euren Führern Ehre und euren Lehrern Respekt zu erweisen, solltet ihr im geistigen Sinne keinen Menschen Vater nennen, denn ihr habt nur einen Vater, nämlich Gott. Ebensowenig solltet ihr versuchen, euch euren Brüdern im Königreich gegenüber als Herren aufzuspielen. Denkt daran, ich habe euch gelehrt, dass, wer von euch der Größte sein möchte, der Diener aller werden sollte. Wenn ihr euch anmaßt, euch selber vor Gott zu erhöhen, werdet ihr mit Sicherheit gedemütigt werden; aber wer sich selber wahrhaft demütigt, der wird mit Bestimmtheit erhöht werden. Trachtet in eurem täglichen Leben nicht nach Selbstverherrlichung, sondern nach der Herrlichkeit Gottes. Ordnet euren eigenen Willen einsichtsvoll dem Willen des Vaters im Himmel unter. 175:1.10 (1907.2) “While you should honor your rulers and reverence your teachers, you should call no man Father in the spiritual sense, for there is one who is your Father, even God. Neither should you seek to lord it over your brethren in the kingdom. Remember, I have taught you that he who would be greatest among you should become the server of all. If you presume to exalt yourselves before God, you will certainly be humbled; but whoso truly humbles himself will surely be exalted. Seek in your daily lives, not self-glorification, but the glory of God. Intelligently subordinate your own wills to the will of the Father in heaven.
175:1.11 (1907.3) „Missversteht meine Worte nicht. Ich hege keinen Groll gegen die Hohenpriester und Führer, die eben jetzt auf meinen Tod sinnen, und ich trage den Schriftgelehrten und Pharisäern, die meine Lehren ablehnen, nichts nach. Ich weiß, dass viele von euch insgeheim glauben, und ich weiß, dass ihr euch offen zu eurer Zugehörigkeit zum Königreich bekennen werdet, wenn meine Stunde kommt. Aber wie werden eure Rabbiner sich rechtfertigen, die beteuern, mit Gott zu sprechen und sich dann anmaßen, denjenigen zu verstoßen und umzubringen, der kommt, um den Welten den Vater zu verkündigen? 175:1.11 (1907.3) “Mistake not my words. I bear no malice toward these chief priests and rulers who even now seek my destruction; I have no ill will for these scribes and Pharisees who reject my teachings. I know that many of you believe in secret, and I know you will openly profess your allegiance to the kingdom when my hour comes. But how will your rabbis justify themselves since they profess to talk with God and then presume to reject and destroy him who comes to reveal the Father to the worlds?
175:1.12 (1907.4) „Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr möchtet die Tore des Königreichs des Himmels vor aufrichtigen Menschen verschließen, weil sie sich zufälligerweise in eurer Lehrweise nicht auskennen. Ihr weigert euch, das Königreich zu betreten, und gleichzeitig unternehmt ihr alles, was in eurer Macht steht, um auch alle anderen am Eintreten zu hindern. Ihr steht mit dem Rücken zu den Toren des Heils und bekämpft alle, die Einlass begehren. 175:1.12 (1907.4) “Woe upon you, scribes and Pharisees, hypocrites! You would shut the doors of the kingdom of heaven against sincere men because they happen to be unlearned in the ways of your teaching. You refuse to enter the kingdom and at the same time do everything within your power to prevent all others from entering. You stand with your backs to the doors of salvation and fight with all who would enter therein.
175:1.13 (1907.5) „Wehe euch Schriftgelehrten und Pharisäern, Heuchler, die ihr seid! Denn ihr durchquert Länder und Meere, um einen einzigen zum Judentum zu bekehren, und wenn ihr dabei Erfolg habt, ruht ihr nicht, ehe ihr ihn zweimal schlechter gemacht habt, als er als ein Kind der Heiden gewesen war. 175:1.13 (1907.5) “Woe upon you, scribes and Pharisees, hypocrites that you are! for you do indeed encompass land and sea to make one proselyte, and when you have succeeded, you are not content until you have made him twofold worse than he was as a child of the heathen.
175:1.14 (1907.6) „Weh euch, ihr Hohenpriester und Führer, die ihr Hand an das Eigentum der Armen legt und von denen hohe Abgaben verlangt, die Gott so dienen möchten, wie es Moses ihrer Meinung nach geboten hatte! Könnt ihr, die ihr euch weigert, Barmherzigkeit zu zeigen, in den kommenden Welten auf Barmherzigkeit hoffen? 175:1.14 (1907.6) “Woe upon you, chief priests and rulers who lay hold of the property of the poor and demand heavy dues of those who would serve God as they think Moses ordained! You who refuse to show mercy, can you hope for mercy in the worlds to come?
175:1.15 (1907.7) „Weh euch, ihr falschen Lehrer und blinden Führer! Was kann man von einer Nation erwarten, wenn Blinde Blinde führen? Beide werden straucheln und in den Abgrund der Vernichtung stürzen. 175:1.15 (1907.7) “Woe upon you, false teachers, blind guides! What can be expected of a nation when the blind lead the blind? They both shall stumble into the pit of destruction.
175:1.16 (1907.8) „Weh euch, die ihr euch verstellt, wenn ihr einen Eid leistet! Ihr seid Schwindler, denn ihr lehrt, dass ein Mann beim Tempel schwören und dennoch seinen Eid brechen kann, dass aber derjenige, der beim Gold des Tempels schwört, durch seinen Schwur gebunden bleibt. Ihr seid alles Narren und Blinde. In eurer Unehrlichkeit seid ihr nicht einmal konsequent, denn was ist größer, das Gold oder der Tempel, der doch angeblich das Gold geheiligt hat? Ihr lehrt ebenfalls, dass es nichts bedeutet, wenn ein Mann beim Altar schwört; dass aber, wer bei der Gabe auf dem Altar schwört, dadurch gebunden ist. Auch darin seid ihr der Wahrheit gegenüber blind, denn was ist größer, die Gabe oder der Altar, welcher die Gabe heiligt? Wie könnt ihr eine solche Heuchelei und Unehrlichkeit vor den Augen des Gottes im Himmel rechtfertigen? 175:1.16 (1907.8) “Woe upon you who dissimulate when you take an oath! You are tricksters since you teach that a man may swear by the temple and break his oath, but that whoso swears by the gold in the temple must remain bound. You are all fools and blind. You are not even consistent in your dishonesty, for which is the greater, the gold or the temple which has supposedly sanctified the gold? You also teach that, if a man swears by the altar, it is nothing; but that, if one swears by the gift that is upon the altar, then shall he be held as a debtor. Again are you blind to the truth, for which is the greater, the gift or the altar which sanctifies the gift? How can you justify such hypocrisy and dishonesty in the sight of the God of heaven?
175:1.17 (1908.1) „Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer und all ihr anderen Heuchler, die ihr sicherstellt, dass die Leute auf Minze, Anis und Kümmel den Zehnten zahlen, und die ihr gleichzeitig die gewichtigeren Dinge des Gesetzes — Glauben, Erbarmen und Gericht — unbeachtet lasst! Vernünftigerweise hättet ihr das eine tun sollen, ohne das andere zu lassen. Ihr seid wahrlich blinde Führer und dumme Lehrer; ihr siebt Mücken aus und verschluckt Kamele. 175:1.17 (1908.1) “Woe upon you, scribes and Pharisees and all other hypocrites who make sure that they tithe mint, anise, and cumin and at the same time disregard the weightier matters of the law—faith, mercy, and judgment! Within reason, the one you ought to have done but not to have left the other undone. You are truly blind guides and dumb teachers; you strain out the gnat and swallow the camel.
175:1.18 (1908.2) „Weh euch, ihr Schriftgelehrten, Pharisäer und Heuchler! Denn peinlich genau reinigt ihr das Äußere des Bechers und des Tellers, aber innen bleiben die schmutzigen Reste von Erpressung, Ausschweifung und Betrügerei. Ihr seid geistig blind. Erkennt ihr nicht, wie viel besser es wäre, zuerst das Innere des Bechers zu reinigen? Denn was dann überflösse, würde von selbst das Äußere reinigen. Ihr gottlosen Verworfenen! Ihr sorgt dafür, dass die äußeren Zeremonien mit eurer Auslegung von Mose Gesetz übereinstimmen, während eure Seelen, ganz von frevlerischen Gedanken durchdrungen, auf Mord sinnen. 175:1.18 (1908.2) “Woe upon you, scribes, Pharisees, and hypocrites! for you are scrupulous to cleanse the outside of the cup and the platter, but within there remains the filth of extortion, excesses, and deception. You are spiritually blind. Do you not recognize how much better it would be first to cleanse the inside of the cup, and then that which spills over would of itself cleanse the outside? You wicked reprobates! you make the outward performances of your religion to conform with the letter of your interpretation of Moses’ law while your souls are steeped in iniquity and filled with murder.
175:1.19 (1908.3) „Weh euch allen, die ihr die Wahrheit verwerft und die Barmherzigkeit verächtlich von euch weist! Viele von euch sind wie getünchte Gräber, die von außen schön erscheinen, aber innen mit Totengebein und Schmutz aller Art angefüllt sind. Ebenso erscheint ihr, die ihr wissentlich Gottes Rat zurückweist, den Menschen äußerlich als heilig und rechtschaffen, aber inwendig sind eure Herzen von Heuchelei und Sünde erfüllt. 175:1.19 (1908.3) “Woe upon all of you who reject truth and spurn mercy! Many of you are like whited sepulchres, which outwardly appear beautiful but within are full of dead men’s bones and all sorts of uncleanness. Even so do you who knowingly reject the counsel of God appear outwardly to men as holy and righteous, but inwardly your hearts are filled with hypocrisy and iniquity.
175:1.20 (1908.4) „Weh euch, ihr falschen Führer einer Nation! Dort drüben habt ihr den gemarterten Propheten von ehedem ein Denkmal errichtet, und nun schmiedet ihr ein Komplott, um gerade Den umzubringen, von Dem sie gesprochen haben. Ihr schmückt die Gräber der Gerechten und schmeichelt euch, dass ihr die Propheten nicht umgebracht hättet, wenn ihr zur Zeit eurer Väter gelebt hättet; und dann macht ihr euch trotz dieser selbstgerechten Denkweise daran, gerade den zu ermorden, von dem die Propheten gesprochen haben, den Menschensohn. Indem ihr so handelt, bezeugt ihr vor euch selbst, dass ihr die gottlosen Söhne derer seid, die die Propheten umgebracht haben. Nur zu, und füllt den Becher eurer Verurteilung bis zum Rande! 175:1.20 (1908.4) “Woe upon you, false guides of a nation! Over yonder have you built a monument to the martyred prophets of old, while you plot to destroy Him of whom they spoke. You garnish the tombs of the righteous and flatter yourselves that, had you lived in the days of your fathers, you would not have killed the prophets; and then in the face of such self-righteous thinking you make ready to slay him of whom the prophets spoke, the Son of Man. Inasmuch as you do these things, are you witness to yourselves that you are the wicked sons of them who slew the prophets. Go on, then, and fill up the cup of your condemnation to the full!
175:1.21 (1908.5) „Weh euch, ihr Kinder des Bösen! Mit Recht hat Johannes euch Schlangenbrut genannt, und ich frage: Wie könnt ihr dem Urteil entrinnen, das Johannes über euch gesprochen hat? 175:1.21 (1908.5) “Woe upon you, children of evil! John did truly call you the offspring of vipers, and I ask how can you escape the judgment that John pronounced upon you?
175:1.22 (1908.6) „Aber sogar jetzt noch biete ich euch im Namen meines Vaters Barmherzigkeit und Vergebung an; sogar jetzt noch strecke ich euch die liebende Hand ewiger Freundschaft entgegen. Mein Vater hat euch weise Männer und Propheten gesandt; einige von ihnen habt ihr verfolgt und andere getötet. Und dann trat Johannes auf und verkündete das Kommen des Menschensohns, und viele glaubten an seine Lehre, doch ihr habt ihn umgebracht. Und jetzt macht ihr euch bereit, noch mehr unschuldiges Blut zu vergießen. Begreift ihr nicht, dass ein schrecklicher Tag der Abrechnung kommen wird, wenn der Richter der ganzen Erde von diesem Volk Rechenschaft fordern wird für die Art und Weise, in der es diese Botschafter des Himmels verstoßen, verfolgt und umgebracht hat? Seht ihr nicht ein, dass ihr über all dieses rechtschaffene Blut Rechenschaft ablegen müsst, vom ersten getöteten Propheten an bis zur Zeit Zacharias, der zwischen dem Heiligtum und dem Altar erschlagen wurde? Und wenn ihr in dieser üblen Weise fortfahrt, wird solche Rechenschaft möglicherweise noch von dieser Generation gefordert werden. 175:1.22 (1908.6) “But even now I offer you in my Father’s name mercy and forgiveness; even now I proffer the loving hand of eternal fellowship. My Father has sent you the wise men and the prophets; some you have persecuted and others you have killed. Then appeared John proclaiming the coming of the Son of Man, and him you destroyed after many had believed his teaching. And now you make ready to shed more innocent blood. Do you not comprehend that a terrible day of reckoning will come when the Judge of all the earth shall require of this people an accounting for the way they have rejected, persecuted, and destroyed these messengers of heaven? Do you not understand that you must account for all of this righteous blood, from the first prophet killed down to the times of Zechariah, who was slain between the sanctuary and the altar? And if you go on in your evil ways, this accounting may be required of this very generation.
175:1.23 (1908.7) „Oh Jerusalem und ihr Kinder Abrahams, die ihr die Propheten gesteinigt und die Lehrer getötet habt, die zu euch gesandt wurden, selbst jetzt noch möchte ich eure Kinder um mich sammeln wie eine Henne, die ihre Küken unter ihren Flügeln zusammenschart, aber ihr wollt es nicht! 175:1.23 (1908.7) “O Jerusalem and the children of Abraham, you who have stoned the prophets and killed the teachers that were sent to you, even now would I gather your children together as a hen gathers her chickens under her wings, but you will not!
175:1.24 (1908.8) „Und nun nehme ich Abschied von euch. Ihr habt meine Botschaft gehört und eure Entscheidung gefällt. Die, die an mein Evangelium geglaubt haben, sind jetzt im Königreich Gottes in Sicherheit. Euch, die ihr euch entschlossen habt, das Geschenk Gottes zurückzuweisen, sage ich, dass ihr mich nicht mehr im Tempel unterweisen sehen werdet. Mein Werk für euch ist getan. Seht, ich ziehe jetzt mit meinen Kindern aus und lasse euch euer Haus verödet zurück!“ 175:1.24 (1908.8) “And now I take leave of you. You have heard my message and have made your decision. Those who have believed my gospel are even now safe within the kingdom of God. To you who have chosen to reject the gift of God, I say that you will no more see me teaching in the temple. My work for you is done. Behold, I now go forth with my children, and your house is left to you desolate!”
175:1.25 (1908.9) Darauf gab der Meister seinen Anhängern ein Zeichen, den Tempel zu verlassen. 175:1.25 (1908.9) And then the Master beckoned his followers to depart from the temple.
2. Stellung des einzelnen Juden ^top 2. Status of Individual Jews ^top
175:2.1 (1909.1) Die Tatsache, dass die geistigen Führer und religiösen Lehrer der jüdischen Nation damals Jesu Lehren zurückgewiesen und sich verschworen haben, um seinen grausamen Tod herbeizuführen, berührt in keiner Weise die Stellung irgendeines einzelnen Juden vor Gott. Ebenso wenig sollte das denen, die sich als Christi Anhänger bezeichnen, einen Grund zur Voreingenommenheit gegenüber ihren sterblichen Mitmenschen, den Juden, liefern. Die Juden als Nation, als sozio-politische Gruppe, haben den schrecklichen Preis für die Ablehnung des Friedensfürsten vollauf bezahlt. Seit langem haben sie aufgehört, die geistigen Fackelträger der göttlichen Wahrheit für die Rassen der Menschheit zu sein, aber das ist kein triftiger Grund, weshalb die einzelnen Nachfahren dieser einstigen Juden die Verfolgungen erleiden sollten, die gegen sie durch Intolerante, Unwürdige und Fanatiker entfesselt wurden, welche sich auf Jesus von Nazareth beriefen, der selbst von Geburt ein Jude war. 175:2.1 (1909.1) The fact that the spiritual leaders and the religious teachers of the Jewish nation onetime rejected the teachings of Jesus and conspired to bring about his cruel death, does not in any manner affect the status of any individual Jew in his standing before God. And it should not cause those who profess to be followers of the Christ to be prejudiced against the Jew as a fellow mortal. The Jews, as a nation, as a sociopolitical group, paid in full the terrible price of rejecting the Prince of Peace. Long since they ceased to be the spiritual torchbearers of divine truth to the races of mankind, but this constitutes no valid reason why the individual descendants of these long-ago Jews should be made to suffer the persecutions which have been visited upon them by intolerant, unworthy, and bigoted professed followers of Jesus of Nazareth, who was, himself, a Jew by natural birth.
175:2.2 (1909.2) Oft haben dieser blinde, unchristliche Hass und die Verfolgung der Juden neuerer Zeit mit dem Leiden und Sterben irgendeines unschuldigen und friedfertigen einzelnen Juden geendet, obwohl gerade dessen Urahnen zur Zeit Jesu das Evangelium begeistert angenommen hatten und bald darauf unerschrocken für die Wahrheit, an die sie von ganzer Seele glaubten, in den Tod gegangen waren. Welch ein Schauder des Entsetzens befällt die zuschauenden himmlischen Wesen, wenn sie sehen, wie angebliche Anhänger von Jesus sich zu Verfolgung, Quälerei und sogar Ermordung späterer Nachkommen von Petrus, Philipp und Matthäus und anderer palästinensischer Juden hinreißen lassen, die ihr Leben so ruhmreich als erste Märtyrer des Evangeliums vom himmlischen Königreich hingegeben haben. 175:2.2 (1909.2) Many times has this unreasoning and un-Christlike hatred and persecution of modern Jews terminated in the suffering and death of some innocent and unoffending Jewish individual whose very ancestors, in the times of Jesus, heartily accepted his gospel and presently died unflinchingly for that truth which they so wholeheartedly believed. What a shudder of horror passes over the onlooking celestial beings as they behold the professed followers of Jesus indulge themselves in persecuting, harassing, and even murdering the later-day descendants of Peter, Philip, Matthew, and others of the Palestinian Jews who so gloriously yielded up their lives as the first martyrs of the gospel of the heavenly kingdom!
175:2.3 (1909.3) Wie grausam und sinnlos ist es doch, unschuldige Kinder für die Sünden ihrer Vorväter leiden zu lassen, für Verfehlungen, derer sie sich überhaupt nicht bewusst sind und für die sie in keiner Weise verantwortlich sein können! Und so Ruchloses im Namen von einem zu tun, der seine Jünger lehrte, dass man sogar seine Feinde lieben solle! Es ist in dieser Schilderung des Lebens Jesu nötig geworden, darüber zu berichten, wie einige seiner jüdischen Mitbürger ihn zurückstießen und sich miteinander verschworen, um seinen schändlichen Tod herbeizuführen; aber wir möchten alle, die diesen Bericht lesen, warnend darauf aufmerksam machen, dass die Schilderung solcher historischer Fakten in keiner Weise den ungerechtfertigten Hass legitimiert, noch die unfaire Geisteshaltung verzeiht, die so viele angebliche Christen viele Jahrhunderte lang einzelnen Juden gegenüber unterhalten haben. Wer an das Königreich glaubt und den Lehren Jesu nachlebt, muss damit aufhören, einzelne Juden wie Leute zu behandeln, die sich der Ablehnung und Kreuzigung Jesu schuldig gemacht haben. Der Vater und sein Schöpfersohn haben nie aufgehört, die Juden zu lieben. Gott kennt kein Ansehen der Person, und die Errettung ist für Juden wie für Nichtjuden. 175:2.3 (1909.3) How cruel and unreasoning to compel innocent children to suffer for the sins of their progenitors, misdeeds of which they are wholly ignorant, and for which they could in no way be responsible! And to do such wicked deeds in the name of one who taught his disciples to love even their enemies! It has become necessary, in this recital of the life of Jesus, to portray the manner in which certain of his fellow Jews rejected him and conspired to bring about his ignominious death; but we would warn all who read this narrative that the presentation of such a historical recital in no way justifies the unjust hatred, nor condones the unfair attitude of mind, which so many professed Christians have maintained toward individual Jews for many centuries. Kingdom believers, those who follow the teachings of Jesus, must cease to mistreat the individual Jew as one who is guilty of the rejection and crucifixion of Jesus. The Father and his Creator Son have never ceased to love the Jews. God is no respecter of persons, and salvation is for the Jew as well as for the gentile.
3. Die schicksalsschwere Sitzung des Sanhedrins ^top 3. The Fateful Sanhedrin Meeting ^top
175:3.1 (1909.4) Die schicksalsschwere Sitzung des Sanhedrins wurde an diesem Dienstagabend auf acht Uhr anberaumt. Bei vielen früheren Gelegenheiten hatte dieser höchste Gerichtshof der jüdischen Nation Jesus informell zum Tode verurteilt. Viele Male hatte dieses erlauchte richterliche Gremium entschieden, seinem Werk ein Ende zu bereiten, aber nie zuvor hatten sie beschlossen, ihn zu verhaften und, koste es, was es wolle, hinzurichten. An diesem Dienstag, dem 4. April 30, stimmte der Sanhedrin kurz vor Mitternacht in seiner damaligen Zusammensetzung offiziell und einstimmig dafür, gegen Jesus und Lazarus die Todesstrafe zu verhängen. Das war die Antwort auf den letzten Appell des Meisters an die herrschenden Juden, den er nur wenige Stunden zuvor im Tempel gemacht hatte. Diese Reaktion drückte ihren bitteren Groll über seine letzte, heftige Anklage gegen sie, die Oberpriester und reuelosen Sadduzäer und Pharisäer, aus. Die Verhängung der Todesstrafe (noch vor Prozessbeginn) gegen den Sohn Gottes war die Erwiderung des Sanhedrins auf das letzte Angebot himmlischer Barmherzigkeit, das der jüdischen Nation als solcher gemacht wurde. 175:3.1 (1909.4) At eight o’clock on this Tuesday evening the fateful meeting of the Sanhedrin was called to order. On many previous occasions had this supreme court of the Jewish nation informally decreed the death of Jesus. Many times had this august ruling body determined to put a stop to his work, but never before had they resolved to place him under arrest and to bring about his death at any and all costs. It was just before midnight on this Tuesday, April 4, a.d. 30, that the Sanhedrin, as then constituted, officially and unanimously voted to impose the death sentence upon both Jesus and Lazarus. This was the answer to the Master’s last appeal to the rulers of the Jews which he had made in the temple only a few hours before, and it represented their reaction of bitter resentment toward Jesus’ last and vigorous indictment of these same chief priests and impenitent Sadducees and Pharisees. The passing of death sentence (even before his trial) upon the Son of God was the Sanhedrin’s reply to the last offer of heavenly mercy ever to be extended to the Jewish nation, as such.
175:3.2 (1910.1) Von da an ließ man die Juden die knappe, kurze Frist nationaler Existenz ausschließlich gemäß ihrer rein menschlichen Stellung unter den Nationen Urantias beenden. Israel hatte den Sohn Gottes, der mit Abraham einen Bund geschlossen hatte, verstoßen, und der Plan, aus den Kindern Abrahams die Lichtbringer der Wahrheit für die Welt zu machen, war zunichte. Der göttliche Bund war aufgehoben, und das Ende der hebräischen Nation kam schnell näher. 175:3.2 (1910.1) From this time on the Jews were left to finish their brief and short lease of national life wholly in accordance with their purely human status among the nations of Urantia. Israel had repudiated the Son of the God who made a covenant with Abraham, and the plan to make the children of Abraham the light-bearers of truth to the world had been shattered. The divine covenant had been abrogated, and the end of the Hebrew nation drew on apace.
175:3.3 (1910.2) Die Ordnungskräfte des Sanhedrins erhielten den Befehl zu Jesu Verhaftung früh am nächsten Morgen, aber mit der Weisung, ihn nicht in der Öffentlichkeit festzunehmen. Man sagte ihnen, sie sollten zusehen, ihn heimlich zu ergreifen, am besten überraschend und des Nachts. Da die Führer verstanden hatten, dass er an diesem Tag (Mittwoch) kaum zur Unterweisung in den Tempel zurückkehren würde, befahlen sie den Ordnungskräften des Sanhedrins, „ihn irgendwann am Donnerstag vor Mitternacht vor den hohen jüdischen Gerichtshof zu bringen“. 175:3.3 (1910.2) The officers of the Sanhedrin were given the orders for Jesus’ arrest early the next morning, but with instructions that he must not be apprehended in public. They were told to plan to take him in secret, preferably suddenly and at night. Understanding that he might not return that day (Wednesday) to teach in the temple, they instructed these officers of the Sanhedrin to “bring him before the high Jewish court sometime before midnight on Thursday.”
4. Die Lage in Jerusalem ^top 4. The Situation in Jerusalem ^top
175:4.1 (1910.3) Am Ende der letzten Rede Jesu im Tempel blieben die Apostel wiederum verwirrt und bestürzt zurück. Bevor der Meister mit seiner furchtbaren Anklage gegen die jüdischen Führer begann, war Judas zum Tempel zurückgekehrt, so dass alle Zwölf diese zweite Hälfte von Jesu letzter Tempelrede hörten. Es ist bedauerlich, dass Judas Iskariot die erste und Gnade anbietende Hälfte der Abschiedsbotschaft nicht hören konnte. Er verpasste dieses letzte Angebot der Barmherzigkeit an die jüdischen Führer, weil er sich noch mit einer Gruppe von sadduzäischen Verwandten und Freunden besprach, mit denen er zu Mittag gespeist hatte und mit denen er sich darüber beriet, wie er sich auf die passendste Weise von Jesus und seinen Mitaposteln trennen könnte. Während Judas sich des Meisters letzte Anklage gegen die jüdischen Führer und Gebieter anhörte, fasste er den endgültigen und unwiderruflichen Entschluss, die Evangeliumsbewegung aufzugeben und mit der ganzen Angelegenheit nichts mehr zu tun zu haben. Trotzdem verließ er den Tempel zusammen mit den Zwölf, ging mit ihnen zum Ölberg hinaus, wo er sich mit seinen Mitaposteln jene schicksalschweren Worte über die Zerstörung Jerusalems und das Ende der jüdischen Nation anhörte, und blieb an diesem Dienstagabend mit ihnen im neuen Lager bei Gethsemane. 175:4.1 (1910.3) At the conclusion of Jesus’ last discourse in the temple, the apostles once more were left in confusion and consternation. Before the Master began his terrible denunciation of the Jewish rulers, Judas had returned to the temple, so that all twelve heard this latter half of Jesus’ last discourse in the temple. It is unfortunate that Judas Iscariot could not have heard the first and mercy-proffering half of this farewell address. He did not hear this last offer of mercy to the Jewish rulers because he was still in conference with a certain group of Sadducean relatives and friends with whom he had lunched, and with whom he was conferring as to the most fitting manner of dissociating himself from Jesus and his fellow apostles. It was while listening to the Master’s final indictment of the Jewish leaders and rulers that Judas finally and fully made up his mind to forsake the gospel movement and wash his hands of the whole enterprise. Nevertheless, he left the temple in company with the twelve, went with them to Mount Olivet, where, with his fellow apostles, he listened to that fateful discourse on the destruction of Jerusalem and the end of the Jewish nation, and remained with them that Tuesday night at the new camp near Gethsemane.
175:4.2 (1910.4) Die Menge, die Jesus vom erbarmungsvollen Appell an die jüdischen Führer plötzlich zu diesem vernichtenden Tadel übergehen hörte, der an schonungslose Verurteilung grenzte, war wie gelähmt und fassungslos. Während der Sanhedrin an diesem Abend das Todesurteil über Jesus fällte und der Meister mit seinen Aposteln und einigen seiner Jünger draußen am Ölberg zusammensaß und den Tod der jüdischen Nation voraussagte, gab sich ganz Jerusalem nur der ernsten und heimlichen Besprechung der einen Frage hin: „Was werden sie mit Jesus tun?“ 175:4.2 (1910.4) The multitude who heard Jesus swing from his merciful appeal to the Jewish leaders into that sudden and scathing rebuke which bordered on ruthless denunciation, were stunned and bewildered. That night, while the Sanhedrin sat in death judgment upon Jesus, and while the Master sat with his apostles and certain of his disciples out on the Mount of Olives foretelling the death of the Jewish nation, all Jerusalem was given over to the serious and suppressed discussion of just one question: “What will they do with Jesus?”
175:4.3 (1910.5) Im Hause des Nikodemus hatten sich über dreißig prominente Juden eingefunden, die im Geheimen an das Königreich glaubten und darüber berieten, welchen Kurs sie im Falle eines offenen Bruchs mit dem Sanhedrin verfolgen sollten. Alle Anwesenden kamen überein, zum selben Zeitpunkt, da sie von der Verhaftung des Meisters erfahren würden, ein öffentliches Treuebekenntnis zu ihm abzulegen. Und genau das taten sie. 175:4.3 (1910.5) At the home of Nicodemus more than thirty prominent Jews who were secret believers in the kingdom met and debated what course they would pursue in case an open break with the Sanhedrin should come. All present agreed that they would make open acknowledgment of their allegiance to the Master in the very hour they should hear of his arrest. And that is just what they did.
175:4.4 (1911.1) Die Sadduzäer, die jetzt den Sanhedrin kontrollierten und beherrschten, wünschten sich Jesu aus folgenden Gründen zu entledigen: 175:4.4 (1911.1) The Sadducees, who now controlled and dominated the Sanhedrin, were desirous of making away with Jesus for the following reasons:
175:4.5 (1911.2) 1. Sie befürchteten, dass die zunehmende allgemeine Sympathie, die die Menge ihm bewies, die Existenz der jüdischen Nation wegen eines möglichen Konfliktes mit der römischen Obrigkeit gefährden könnte. 175:4.5 (1911.2) 1. They feared that the increased popular favor with which the multitude regarded him threatened to endanger the existence of the Jewish nation by possible involvement with the Roman authorities.
175:4.6 (1911.3) 2. Jesu Eifer für eine Tempelreform war ein direkter Schlag gegen ihre Einkünfte; die Reinigung des Tempels traf ihren Geldbeutel. 175:4.6 (1911.3) 2. His zeal for temple reform struck directly at their revenues; the cleansing of the temple affected their pocketbooks.
175:4.7 (1911.4) 3. Sie fühlten sich für die Aufrechterhaltung der gesellschaftlichen Ordnung verantwortlich, und sie fürchteten sich vor den Folgen einer Weiterverbreitung der seltsamen und neuartigen Lehre Jesu von der Brüderlichkeit der Menschen. 175:4.7 (1911.4) 3. They felt themselves responsible for the preservation of social order, and they feared the consequences of the further spread of Jesus’ strange and new doctrine of the brotherhood of man.
175:4.8 (1911.5) Die Pharisäer hatten andere Beweggründe, Jesu Hinrichtung zu wünschen. Sie fürchteten ihn aus folgenden Gründen: 175:4.8 (1911.5) The Pharisees had different motives for wanting to see Jesus put to death. They feared him because:
175:4.9 (1911.6) 1. Er stand in wirkungsvoller Opposition zu ihrer althergebrachten Macht über das Volk. Die Pharisäer waren ultrakonservativ, und diese vermeintlich radikalen Angriffe auf ihr angestammtes Prestige als religiöse Lehrer riefen ihren erbitterten Groll hervor. 175:4.9 (1911.6) 1. He was arrayed in telling opposition to their traditional hold upon the people. The Pharisees were ultraconservative, and they bitterly resented these supposedly radical attacks upon their vested prestige as religious teachers.
175:4.10 (1911.7) 2. Sie behaupteten, Jesus sei ein Gesetzesbrecher, und er habe für den Sabbat und zahlreiche andere gesetzliche und zeremonielle Vorschriften äußerste Missachtung gezeigt. 175:4.10 (1911.7) 2. They held that Jesus was a lawbreaker; that he had shown utter disregard for the Sabbath and numerous other legal and ceremonial requirements.
175:4.11 (1911.8) 3. Sie warfen ihm Gotteslästerung vor, weil er von Gott als seinem Vater sprach. 175:4.11 (1911.8) 3. They charged him with blasphemy because he alluded to God as his Father.
175:4.12 (1911.9) 4. Und jetzt waren sie äußerst erbost über ihn wegen seiner letzten Rede heftiger Anprangerung, die er an diesem Tag als Schlussteil seiner Abschiedsbotschaft im Tempel gehalten hatte. 175:4.12 (1911.9) 4. And now were they thoroughly angry with him because of his last discourse of bitter denunciation which he had this day delivered in the temple as the concluding portion of his farewell address.
175:4.13 (1911.10) Der Sanhedrin vertagte sich an diesem Dienstag gegen Mitternacht, nachdem er in aller Form Jesu Tod beschlossen und Befehl zu seiner Verhaftung erteilt und ein Treffen im Hause des Hohenpriesters Kajaphas auf zehn Uhr am nächsten Vormittag anberaumt hatte, um die Anklagen zu formulieren, aufgrund derer Jesus vor Gericht gebracht werden sollte. 175:4.13 (1911.10) The Sanhedrin, having formally decreed the death of Jesus and having issued orders for his arrest, adjourned on this Tuesday near midnight, after appointing to meet at ten o’clock the next morning at the home of Caiaphas the high priest for the purpose of formulating the charges on which Jesus should be brought to trial.
175:4.14 (1911.11) Eine kleine Gruppe von Sadduzäern hatte tatsächlich vorgeschlagen, Jesus durch Mord aus dem Wege zu räumen, aber die Pharisäer weigerten sich entschieden, ein solches Vorgehen zu billigen. 175:4.14 (1911.11) A small group of the Sadducees had actually proposed to dispose of Jesus by assassination, but the Pharisees utterly refused to countenance such a procedure.
175:4.15 (1911.12) So lagen an diesem ereignisreichen Tag die Dinge in Jerusalem und bei den Menschen, während über dem denkwürdigen irdischen Schauplatz eine große Versammlung himmlischer Wesen schwebte, welche sehnlich wünschten, etwas zu tun, um ihrem geliebten Herrscher beizustehen, aber machtlos waren zu handeln, weil die sie befehligenden Vorgesetzten sie wirksam davon abhielten. 175:4.15 (1911.12) And this was the situation in Jerusalem and among men on this eventful day while a vast concourse of celestial beings hovered over this momentous scene on earth, anxious to do something to assist their beloved Sovereign but powerless to act because they were effectively restrained by their commanding superiors.