Schrift 183 Paper 183
Der Verrat und die Verhaftung Jesu The Betrayal and Arrest of Jesus
183:0.1 (1971.1) NACHDEM Jesus Petrus, Jakobus und Johannes endlich wach bekommen hatte, legte er ihnen nahe, zu ihren Zelten zu gehen und in Vorbereitung auf die Aufgaben des nächsten Tages Schlaf zu suchen. Aber mittlerweile waren die drei Apostel hellwach geworden; das wiederholte Einnicken hatte sie erfrischt und überdies wurden sie alarmiert und aufgerüttelt durch die Ankunft zweier aufgeregter Boten am Ort des Geschehens, die nach David Zebedäus fragten und sich rasch auf die Suche nach ihm machten, nachdem Petrus sie informiert hatte, wo er Wache hielt. 183:0.1 (1971.1) AFTER Jesus had finally awakened Peter, James, and John, he suggested that they go to their tents and seek sleep in preparation for the duties of the morrow. But by this time the three apostles were wide awake; they had been refreshed by their short naps, and besides, they were stimulated and aroused by the arrival on the scene of two excited messengers who inquired for David Zebedee and quickly went in quest of him when Peter informed them where he kept watch.
183:0.2 (1971.2) Während acht der Apostel fest schliefen, hatten die Griechen, deren Lager sich gleich neben dem ihren befand, größere Angst vor Zwischenfällen, und zwar so sehr, dass sie einen Wachposten aufgestellt hatten, der bei Gefahr Alarm schlagen sollte. Als die beiden Boten ins Lager geeilt kamen, ging der griechische Wachposten all seine Landsleute wecken, worauf diese fertig angezogen und voll gerüstet aus ihren Zelten traten. Mit Ausnahme der acht Apostel war jetzt das ganze Lager wach. Petrus wollte seine Gefährten rufen, aber Jesus verbot es ihm entschieden. Der Meister ermahnte sie alle sanft, zu ihren Zelten zurückzukehren, aber sie sträubten sich, seiner Empfehlung nachzukommen. 183:0.2 (1971.2) Although eight of the apostles were sound asleep, the Greeks who were encamped alongside them were more fearful of trouble, so much so that they had posted a sentinel to give the alarm in case danger should arise. When these two messengers hurried into camp, the Greek sentinel proceeded to arouse all of his fellow countrymen, who streamed forth from their tents, fully dressed and fully armed. All the camp was now aroused except the eight apostles. Peter desired to call his associates, but Jesus definitely forbade him. The Master mildly admonished them all to return to their tents, but they were reluctant to comply with his suggestion.
183:0.3 (1971.3) Da es dem Meister nicht gelang, seine Anhänger zu zerstreuen, verließ er sie und ging zur Ölpresse hinunter, die sich nahe am Eingang zum Garten Gethsemane befand. Während die drei Apostel, die Griechen und die übrigen Lagerangehörigen zögerten, ihm auf dem Fuße zu folgen, eilte Johannes Markus zwischen den Olivenbäumen hinab und versteckte sich in einer kleinen Hütte neben der Ölpresse. Jesus entfernte sich vom Lager und von seinen Freunden, damit seine Häscher ihn bei ihrer Ankunft verhaften könnten, ohne seine Apostel zu stören. Der Meister befürchtete, dass der Anblick des ihn verratenden Judas in seinen Aposteln, wären sie wach und bei seiner Verhaftung zugegen, so feindselige Gefühle auslösen würde, dass sie den Soldaten Widerstand leisten und zusammen mit ihm in Gewahrsam genommen würden. Er befürchtete, sie könnten, sollten sie mit ihm verhaftet werden, auch mit ihm umkommen. 183:0.3 (1971.3) Failing to disperse his followers, the Master left them and walked down toward the olive press near the entrance to Gethsemane Park. Although the three apostles, the Greeks, and the other members of the camp hesitated immediately to follow him, John Mark hastened around through the olive trees and secreted himself in a small shed near the olive press. Jesus withdrew from the camp and from his friends in order that his apprehenders, when they arrived, might arrest him without disturbing his apostles. The Master feared to have his apostles awake and present at the time of his arrest lest the spectacle of Judas’s betraying him should so arouse their animosity that they would offer resistance to the soldiers and would be taken into custody with him. He feared that, if they should be arrested with him, they might also perish with him.
183:0.4 (1971.4) Obwohl Jesus wusste, dass der Plan, ihn zu töten, in den Beratungen der Führer der Juden entstanden war, war er sich ebenfalls bewusst, dass all dieses ruchlose Ränkeschmieden die volle Zustimmung Luzifers, Satans und Caligastias genoss. Und er wusste sehr wohl, dass es diese Rebellen der Welten auch gerne sähen, wenn alle Apostel mit ihm zusammen umgebracht würden. 183:0.4 (1971.4) Though Jesus knew that the plan for his death had its origin in the councils of the rulers of the Jews, he was also aware that all such nefarious schemes had the full approval of Lucifer, Satan, and Caligastia. And he well knew that these rebels of the realms would also be pleased to see all of the apostles destroyed with him.
183:0.5 (1971.5) Jesus setzte sich auf die Ölpresse und wartete hier allein auf das Kommen des Verräters. Er wurde in diesen Augenblicken nur von Johannes Markus und einer Heerschar unzähliger himmlischer Beobachter gesehen. 183:0.5 (1971.5) Jesus sat down, alone, on the olive press, where he awaited the coming of the betrayer, and he was seen at this time only by John Mark and an innumerable host of celestial observers.
1. Der Wille des Vaters ^top 1. The Father’s Will ^top
183:1.1 (1971.6) Es besteht große Gefahr, dass die Bedeutung zahlreicher Aussprüche und vieler Begebenheiten missverstanden wird, die das Ende des irdischen Lebensweges des Meisters begleiteten. Die grausame Behandlung Jesu durch die ignoranten Bediensteten und die rohen Soldaten, die unfaire Führung seines Prozesses und die gefühllose Haltung der angeblich religiösen Führer dürfen nicht mit der Tatsache verwechselt werden, dass Jesus, wenn er sich geduldig dieser ganzen Qual und Erniedrigung unterzog, wahrlich dem Willen des Paradies-Vaters gehorchte. Es war tatsächlich und in Wahrheit des Vaters Wille, dass sein Sohn den Kelch sterblicher Erfahrung bis zur Neige trinke, von der Geburt bis zum Tode, aber der Vater im Himmel hatte nicht im Entferntesten dazu beigetragen, diese angeblich zivilisierten menschlichen Wesen, die den Meister mit solcher Brutalität quälten und in so grauenhafter Weise Demütigung über Demütigung auf seine widerstandslose Person häuften, zu ihrem barbarischen Verhalten anzustiften. Diese unmenschlichen und entsetzlichen Erfahrungen, die Jesus während der letzten Stunden seines irdischen Daseins erdulden musste, waren in keiner Weise Teil des göttlichen Willens des Vaters, welchen auszuführen Jesu menschliche Natur so siegreich gelobt hatte im Augenblick der endgültigen Unterwerfung des Menschen unter Gott, wie es im dreifachen Gebet zum Ausdruck kam, das er im Garten sprach, während seine müden Apostel vor physischer Erschöpfung schliefen. 183:1.1 (1971.6) There is great danger of misunderstanding the meaning of numerous sayings and many events associated with the termination of the Master’s career in the flesh. The cruel treatment of Jesus by the ignorant servants and the calloused soldiers, the unfair conduct of his trials, and the unfeeling attitude of the professed religious leaders, must not be confused with the fact that Jesus, in patiently submitting to all this suffering and humiliation, was truly doing the will of the Father in Paradise. It was, indeed and in truth, the will of the Father that his Son should drink to the full the cup of mortal experience, from birth to death, but the Father in heaven had nothing whatever to do with instigating the barbarous behavior of those supposedly civilized human beings who so brutally tortured the Master and so horribly heaped successive indignities upon his nonresisting person. These inhuman and shocking experiences which Jesus was called upon to endure in the final hours of his mortal life were not in any sense a part of the divine will of the Father, which his human nature had so triumphantly pledged to carry out at the time of the final surrender of man to God as signified in the threefold prayer which he indited in the garden while his weary apostles slept the sleep of physical exhaustion.
183:1.2 (1972.1) Der Vater im Himmel wünschte, dass der Sohn der Selbsthingabe seine irdische Laufbahn auf natürliche Weise beschließe, genau so wie alle Sterblichen ihr körperliches Leben auf Erden beenden müssen. Gewöhnliche Männer und Frauen können nicht erwarten, dass ihnen ihre letzten Stunden auf Erden und die darauf folgende Todesepisode durch eine spezielle Dispensierung leicht gemacht würden. Also entschloss sich Jesus, sein irdisches Leben entsprechend dem natürlichen Lauf der Dinge aufzugeben, und er weigerte sich standhaft, sich aus den grausamen Klauen einer heimtückischen Verkettung unmenschlicher Ereignisse zu befreien, welche mit furchtbarer Gewissheit auf seine unfassbare Demütigung und seinen schändlichen Tod zutrieben. Und jede Einzelheit in dieser erstaunlichen Entfesselung von Hass und nie dagewesenen Bekundung von Grausamkeit war das Werk böser Menschen und gottloser Sterblicher. Gott im Himmel wollte es nicht, noch befahlen es Jesu Erzfeinde, obwohl sie viel taten um sicherzustellen, dass gedankenlose und böse Sterbliche den Sohn der Selbsthingabe in dieser Art zurückweisen würden. Sogar der Vater der Sünde wandte sein Gesicht vom unerträglichen Grauen der Kreuzigungsszene ab. 183:1.2 (1972.1) The Father in heaven desired the bestowal Son to finish his earth career naturally, just as all mortals must finish up their lives on earth and in the flesh. Ordinary men and women cannot expect to have their last hours on earth and the supervening episode of death made easy by a special dispensation. Accordingly, Jesus elected to lay down his life in the flesh in the manner which was in keeping with the outworking of natural events, and he steadfastly refused to extricate himself from the cruel clutches of a wicked conspiracy of inhuman events which swept on with horrible certainty toward his unbelievable humiliation and ignominious death. And every bit of all this astounding manifestation of hatred and this unprecedented demonstration of cruelty was the work of evil men and wicked mortals. God in heaven did not will it, neither did the archenemies of Jesus dictate it, though they did much to insure that unthinking and evil mortals would thus reject the bestowal Son. Even the father of sin turned his face away from the excruciating horror of the scene of the crucifixion.
2. Judas in der Stadt ^top 2. Judas in the City ^top
183:2.1 (1972.2) Nachdem Judas so plötzlich vom Tisch weggegangen war, während sie das letzte Abendmahl einnahmen, begab er sich geradewegs zum Hause seines Vetters, von wo sich beide unverzüglich zum Hauptmann der Tempelwachen aufmachten. Judas ersuchte den Hauptmann, die Wachen zu versammeln, und teilte ihm mit, dass er bereit sei, sie zu Jesus zu führen. Da Judas etwas früher als erwartet eingetroffen war, gab es eine Verzögerung, bevor sie sich in Richtung des Hauses von Markus in Bewegung setzten, wo Judas annahm, Jesus immer noch im Gespräch mit den Aposteln anzutreffen. Der Meister und die Elf verließen das Haus von Elija Markus gut fünfzehn Minuten vor Ankunft des Verräters und der Wachen. Als die Häscher beim Haus des Markus eintrafen, befanden sich Jesus und die Elf schon ein gutes Stück außerhalb der Stadtmauern auf dem Weg zum Lager am Ölberg. 183:2.1 (1972.2) After Judas so abruptly left the table while eating the Last Supper, he went directly to the home of his cousin, and then did the two go straight to the captain of the temple guards. Judas requested the captain to assemble the guards and informed him that he was ready to lead them to Jesus. Judas having appeared on the scene a little before he was expected, there was some delay in getting started for the Mark home, where Judas expected to find Jesus still visiting with the apostles. The Master and the eleven left the home of Elijah Mark fully fifteen minutes before the betrayer and the guards arrived. By the time the apprehenders reached the Mark home, Jesus and the eleven were well outside the walls of the city and on their way to the Olivet camp.
183:2.2 (1972.3) Judas war sehr beunruhigt, dass es ihm misslungen war, Jesus im Hause des Markus zusammen mit den elf Männern zu finden, von denen nur zwei bewaffneten Widerstand leisten konnten. Zufälligerweise hatte er am Nachmittag, als sie das Lager verließen, erfahren, dass nur Simon Petrus und Simon Zelotes mit einem Schwert gegürtet waren; Judas hatte gehofft, Jesus zu fassen, solange in der Stadt alles ruhig und die Wahrscheinlichkeit eines Widerstandes gering war. Der Verräter befürchtete, auf mehr als sechzig ergebene Jünger zu stoßen, wenn er bis zu ihrer Rückkehr ins Lager zuwartete, und zudem wusste er, dass Simon Zelotes einen großen Waffenvorrat besaß. Judas wurde immer unruhiger, als er darüber nachdachte, wie sehr die elf treuen Apostel ihn verabscheuen würden, und er fürchtete, sie würden alle versuchen, ihn umzubringen. Er war nicht nur treulos, sondern im Grunde seines Herzens ein richtiger Feigling. 183:2.2 (1972.3) Judas was much perturbed by this failure to find Jesus at the Mark residence and in the company of eleven men, only two of whom were armed for resistance. He happened to know that, in the afternoon when they had left camp, only Simon Peter and Simon Zelotes were girded with swords; Judas had hoped to take Jesus when the city was quiet, and when there was little chance of resistance. The betrayer feared that, if he waited for them to return to their camp, more than threescore of devoted disciples would be encountered, and he also knew that Simon Zelotes had an ample store of arms in his possession. Judas was becoming increasingly nervous as he meditated how the eleven loyal apostles would detest him, and he feared they would all seek to destroy him. He was not only disloyal, but he was a real coward at heart.
183:2.3 (1973.1) Als sie Jesus im oberen Raum nicht fanden, bat Judas den Hauptmann der Wache, zum Tempel zurückzukehren. Unterdessen hatten die Führer begonnen, sich im Hinblick auf Jesu Empfang im Hause des Hohenpriesters zu versammeln, da ihre Abmachung mit dem Verräter Jesu Verhaftung bis Mitternacht dieses Tages vorsah. Judas erklärte seinen Mitverschworenen, dass sie Jesus im Hause des Markus verpasst hätten und man nach Gethsemane gehen müsse, um ihn zu verhaften. Der Verräter fuhr dann fort, ihnen darzulegen, dass sich über sechzig ergebene Anhänger mit ihm im Lager befänden und dass diese alle gut bewaffnet seien. Die Führer der Juden erinnerten Judas daran, dass Jesus immer Widerstandslosigkeit gepredigt habe, aber Judas entgegnete ihnen, sie könnten sich nicht darauf verlassen, dass alle Anhänger Jesu diese Lehre befolgten. Er fürchtete wirklich um das eigene Leben und erdreistete sich deshalb, eine Abteilung von vierzig bewaffneten Soldaten zu verlangen. Da die jüdische Obrigkeit über keine derartige Streitmacht von bewaffneten Männern verfügte, begaben sie sich unverzüglich zur Festung Antonia und baten den römischen Kommandanten, ihnen diese Truppe zu geben; aber als er von ihrer Absicht erfuhr, Jesus zu verhaften, weigerte er sich sogleich, ihrem Verlangen stattzugeben, und verwies sie an den über ihm stehenden Offizier. Auf diese Weise, von einer Instanz zur anderen gehend, verloren sie mehr als eine Stunde, bis sie sich schließlich gezwungen sahen, an Pilatus selber zu gelangen, um die Erlaubnis zum Einsatz der römischen bewaffneten Gardesoldaten zu erhalten. Es war spät, als sie beim Hause des Pilatus anlangten, und er hatte sich mit seiner Frau bereits in seine Privatgemächer zurückgezogen. Es widerstrebte ihm, mit dieser Angelegenheit irgendetwas zu tun zu haben, zumal seine Frau ihn gebeten hatte, dem Ersuchen nicht stattzugeben. Aber angesichts der Tatsache, dass der Vorsitzende des jüdischen Sanhedrins anwesend war und sich persönlich für diese Hilfeleistung einsetzte, hielt der Statthalter es für klug, dem Verlangen zu entsprechen; denn er dachte, er würde von ihnen etwa begangenes Unrecht später wieder gutmachen können. 183:2.3 (1973.1) When they failed to find Jesus in the upper chamber, Judas asked the captain of the guard to return to the temple. By this time the rulers had begun to assemble at the high priest’s home preparatory to receiving Jesus, seeing that their bargain with the traitor called for Jesus’ arrest by midnight of that day. Judas explained to his associates that they had missed Jesus at the Mark home, and that it would be necessary to go to Gethsemane to arrest him. The betrayer then went on to state that more than threescore devoted followers were encamped with him, and that they were all well armed. The rulers of the Jews reminded Judas that Jesus had always preached nonresistance, but Judas replied that they could not depend upon all Jesus’ followers obeying such teaching. He really feared for himself and therefore made bold to ask for a company of forty armed soldiers. Since the Jewish authorities had no such force of armed men under their jurisdiction, they went at once to the fortress of Antonia and requested the Roman commander to give them this guard; but when he learned that they intended to arrest Jesus, he promptly refused to accede to their request and referred them to his superior officer. In this way more than an hour was consumed in going from one authority to another until they finally were compelled to go to Pilate himself in order to obtain permission to employ the armed Roman guards. It was late when they arrived at Pilate’s house, and he had retired to his private chambers with his wife. He hesitated to have anything to do with the enterprise, all the more so since his wife had asked him not to grant the request. But inasmuch as the presiding officer of the Jewish Sanhedrin was present and making personal request for this assistance, the governor thought it wise to grant the petition, thinking he could later on right any wrong they might be disposed to commit.
183:2.4 (1973.2) Infolgedessen gaben über sechzig Personen — Tempelwächter, römische Soldaten und neugierige Bedienstete der obersten Priester und Führer — Judas das Geleit, als er gegen halb zwölf vom Tempel aufbrach. 183:2.4 (1973.2) Accordingly, when Judas Iscariot started out from the temple, about half after eleven o’clock, he was accompanied by more than sixty persons—temple guards, Roman soldiers, and curious servants of the chief priests and rulers.
3. Des Meisters Verhaftung ^top 3. The Master’s Arrest ^top
183:3.1 (1973.3) Als dieser Trupp von Fackeln und Laternen tragenden, bewaffneten Soldaten und Wächtern sich dem Garten näherte, ging Judas der Schar ein gutes Stück voraus, um in der Lage zu sein, Jesus rasch zu identifizieren, so dass die Häscher ihn leicht ergreifen könnten, bevor sich seine Gefährten zu seiner Verteidigung zusammenfänden. Und noch aus einem anderen Grunde zog es Judas vor, den Feinden seines Meisters vorauszueilen: Er dachte, es würde den Anschein erwecken, als treffe er allein, früher als die Soldaten, am Ort des Geschehens ein, so dass die um Jesus gescharten Apostel und Anhänger ihn vielleicht nicht direkt mit der ihm so dicht auf den Fersen folgenden bewaffneten Garde in Verbindung bringen würden. Judas hatte sogar daran gedacht vorzugeben, er sei in der Absicht herbeigeeilt, sie vor der Ankunft der Häscher zu warnen, aber dieser Plan wurde durch die vernichtende Art, wie Jesus den Verräter begrüßte, vereitelt. Obwohl der Meister Judas freundlich anredete, begrüßte er ihn als einen Verräter. 183:3.1 (1973.3) As this company of armed soldiers and guards, carrying torches and lanterns, approached the garden, Judas stepped well out in front of the band that he might be ready quickly to identify Jesus so that the apprehenders could easily lay hands on him before his associates could rally to his defense. And there was yet another reason why Judas chose to be ahead of the Master’s enemies: He thought it would appear that he had arrived on the scene ahead of the soldiers so that the apostles and others gathered about Jesus might not directly connect him with the armed guards following so closely upon his heels. Judas had even thought to pose as having hastened out to warn them of the coming of the apprehenders, but this plan was thwarted by Jesus’ blighting greeting of the betrayer. Though the Master spoke to Judas kindly, he greeted him as a traitor.
183:3.2 (1973.4) Sobald Petrus, Jakobus, Johannes und etwa dreißig ihrer Lagergefährten den bewaffneten und fackeltragenden Trupp um den Rand des Bergabhangs biegen sahen, war ihnen klar, dass diese Soldaten kamen, um Jesus zu verhaften, und sie stürzten alle zur Ölpresse hinunter, wo der Meister einsam in der mondhellen Nacht saß. Von einer Seite rückte die Kompanie Soldaten heran, von der anderen näherten sich die drei Apostel und ihre Gefährten. Während Judas mit großen Schritten auf den Meister zuging, um ihn anzureden, standen sich die beiden Gruppen regungslos gegenüber, zwischen ihnen der Meister und Judas, der sich anschickte, den verräterischen Kuss auf Jesu Stirne zu drücken. 183:3.2 (1973.4) As soon as Peter, James, and John, with some thirty of their fellow campers, saw the armed band with torches swing around the brow of the hill, they knew that these soldiers were coming to arrest Jesus, and they all rushed down to near the olive press where the Master was sitting in moonlit solitude. As the company of soldiers approached on one side, the three apostles and their associates approached on the other. As Judas strode forward to accost the Master, there the two groups stood, motionless, with the Master between them and Judas making ready to impress the traitorous kiss upon his brow.
183:3.3 (1974.1) Der Verräter hatte gehofft, er könnte, nachdem er die Truppe nach Gethsemane geführt hätte, den Soldaten einfach nur zeigen, wer Jesus sei, oder höchstens sein Versprechen einlösen, ihn mit einem Kuss zu begrüßen, und sich dann rasch vom Schauplatz entfernen. Judas befürchtete sehr, die Apostel könnten alle anwesend sein und sich über ihn hermachen zur Bestrafung dafür, dass er es gewagt hatte, ihren geliebten Lehrer zu verraten. Aber als der Meister ihn als Verräter begrüßte, war er so verwirrt, dass er gar keinen Fluchtversuch unternahm. 183:3.3 (1974.1) It had been the hope of the betrayer that he could, after leading the guards to Gethsemane, simply point Jesus out to the soldiers, or at most carry out the promise to greet him with a kiss, and then quickly retire from the scene. Judas greatly feared that the apostles would all be present, and that they would concentrate their attack upon him in retribution for his daring to betray their beloved teacher. But when the Master greeted him as a betrayer, he was so confused that he made no attempt to flee.
183:3.4 (1974.2) Jesus machte eine letzte Anstrengung, um Judas davor zu bewahren, ihn wirklich zu verraten, indem er zur Seite trat, noch bevor der Verräter ihn erreichen konnte, und sich an den ersten Soldaten auf der Linken, den Hauptmann der Römer, mit den Worten wandte: „Wen sucht ihr?“ Der Hauptmann antwortete: „Jesus von Nazareth“. Da trat Jesus direkt vor den Offizier, und er stand da mit der ruhigen Majestät des Gottes einer ganzen Schöpfung und sagte: „Ich bin es.“ Viele im bewaffneten Trupp hatten Jesus im Tempel lehren gehört, andere hatten von seinen mächtigen Werken vernommen, und als sie hörten, wie unerschrocken er sich zu erkennen gab, wichen die Männer in der vordersten Reihe unwillkürlich zurück. Überraschung befiel sie bei dieser ruhigen und majestätischen Erklärung seiner Identität. Judas hatte deshalb keine Veranlassung mehr, seinen verräterischen Plan weiter zu verfolgen. Der Meister hatte sich seinen Feinden unerschrocken zu erkennen gegeben, und sie hätten ihn ohne Judas‘ Mithilfe fassen können. Aber der Verräter musste etwas tun, um seine Anwesenheit bei dem bewaffneten Trupp zu rechtfertigen, und überdies wollte er demonstrativ seinen Teil am verräterischen Handel mit den Judenführern bekunden, um dann ein Anrecht auf die große Belohnung und die Ehren zu haben, mit denen man ihn, wie er dachte, überhäufen würde als Entgelt für sein Versprechen, Jesus in ihre Hände zu liefern. 183:3.4 (1974.2) Jesus made one last effort to save Judas from actually betraying him in that, before the traitor could reach him, he stepped to one side and, addressing the foremost soldier on the left, the captain of the Romans, said, “Whom do you seek?” The captain answered, “Jesus of Nazareth.” Then Jesus stepped up immediately in front of the officer and, standing there in the calm majesty of the God of all this creation, said, “I am he.” Many of this armed band had heard Jesus teach in the temple, others had learned about his mighty works, and when they heard him thus boldly announce his identity, those in the front ranks fell suddenly backward. They were overcome with surprise at his calm and majestic announcement of identity. There was, therefore, no need for Judas to go on with his plan of betrayal. The Master had boldly revealed himself to his enemies, and they could have taken him without Judas’s assistance. But the traitor had to do something to account for his presence with this armed band, and besides, he wanted to make a show of carrying out his part of the betrayal bargain with the rulers of the Jews in order to be eligible for the great reward and honors which he believed would be heaped upon him in compensation for his promise to deliver Jesus into their hands.
183:3.5 (1974.3) Während die Soldaten ihre Fassung wiedergewannen, die sie bei Jesu Anblick und beim Klang seiner ungewöhnlichen Stimme verloren hatten, und während die Apostel und Jünger nähertraten, schritt Judas auf Jesus zu und sagte, indem er ihm einen Kuss auf die Stirne drückte: „Heil dir, Meister und Lehrer.“ Als Judas seinen Meister in dieser Weise umarmte, sagte Jesus: „Freund, reicht dir dein Tun noch nicht? Willst du den Menschensohn auch noch mit einem Kuss verraten?“ 183:3.5 (1974.3) As the guards rallied from their first faltering at the sight of Jesus and at the sound of his unusual voice, and as the apostles and disciples drew nearer, Judas stepped up to Jesus and, placing a kiss upon his brow, said, “Hail, Master and Teacher.” And as Judas thus embraced his Master, Jesus said, “Friend, is it not enough to do this! Would you even betray the Son of Man with a kiss?”
183:3.6 (1974.4) Apostel und Jünger waren bei diesem Anblick buchstäblich betäubt. Einen Augenblick lang regte sich niemand. Dann befreite sich Jesus aus der verräterischen Umarmung durch Judas, schritt auf die Wachen und Soldaten zu und fragte wiederum: „Wen sucht ihr?“ Und wieder sagte der Hauptmann: „Jesus von Nazareth“. Und wieder antwortete Jesus: „Ich habe euch gesagt, dass ich es bin. Wenn ihr also mich sucht, dann lasst die anderen ihrer Wege gehen. Ich bin bereit, mit euch zu gehen.“ 183:3.6 (1974.4) The apostles and disciples were literally stunned by what they saw. For a moment no one moved. Then Jesus, disengaging himself from the traitorous embrace of Judas, stepped up to the guards and soldiers and again asked, “Whom do you seek?” And again the captain said, “Jesus of Nazareth.” And again answered Jesus: “I have told you that I am he. If, therefore, you seek me, let these others go their way. I am ready to go with you.”
183:3.7 (1974.5) Jesus war bereit, mit den Wachen nach Jerusalem zurückzukehren, und der Hauptmann der Soldaten war durchaus gewillt, die drei Apostel und ihre Gefährten in Frieden ihres Weges ziehen zu lassen. Aber noch bevor sie sich in Bewegung setzen konnten und während Jesus dastand und auf die Befehle des Hauptmanns wartete, trat ein gewisser Malchus, syrischer Leibwächter des Hohenpriesters, auf Jesus zu und machte sich daran, ihm die Hände auf den Rücken zu binden, obwohl der römische Hauptmann nicht befohlen hatte, Jesus in dieser Weise zu binden. Als Petrus und seine Gefährten sahen, welcher Schmach ihr Meister unterworfen wurde, vermochten sie sich nicht länger zurückzuhalten. Petrus zog sein Schwert und stürzte sich mit den anderen auf Malchus, um ihn zu schlagen. Aber bevor die Soldaten zur Verteidigung des Dieners des Hohenpriesters herbeieilen konnten, erhob Jesus Einhalt gebietend seine Hand gegen Petrus und sagte in strengem Ton: „Petrus, stecke dein Schwert ein. Wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen. Verstehst du nicht, dass es des Vaters Wille ist, dass ich diesen Kelch trinke? Und weißt du darüber hinaus nicht, dass ich sogar jetzt noch mehr als zwölf Engelslegio-nen samt ihren Mitstreitern aufbieten könnte, die mich aus den Händen dieser wenigen Männer befreien würden?“ 183:3.7 (1974.5) Jesus was ready to go back to Jerusalem with the guards, and the captain of the soldiers was altogether willing to allow the three apostles and their associates to go their way in peace. But before they were able to get started, as Jesus stood there awaiting the captain’s orders, one Malchus, the Syrian bodyguard of the high priest, stepped up to Jesus and made ready to bind his hands behind his back, although the Roman captain had not directed that Jesus should be thus bound. When Peter and his associates saw their Master being subjected to this indignity, they were no longer able to restrain themselves. Peter drew his sword and with the others rushed forward to smite Malchus. But before the soldiers could come to the defense of the high priest’s servant, Jesus raised a forbidding hand to Peter and, speaking sternly, said: “Peter, put up your sword. They who take the sword shall perish by the sword. Do you not understand that it is the Father’s will that I drink this cup? And do you not further know that I could even now command more than twelve legions of angels and their associates, who would deliver me from the hands of these few men?”
183:3.8 (1975.1) Zwar hatte Jesus damit den physischen Widerstand seiner Anhänger erfolgreich beendet, aber es hatte genügt, um im Hauptmann der Garde Furcht zu erregen, der nun Jesus mit harter Hand anfasste und mit Hilfe seiner Soldaten rasch fesselte. Während sie seine Hände mit schweren Stricken banden, sagte Jesus zu ihnen: „Warum zieht ihr mit Schwertern und Stöcken gegen mich aus, als wolltet ihr einen Räuber fassen? Täglich bin ich mit euch im Tempel gewesen und habe die Leute öffentlich gelehrt, und ihr habt nichts unternommen, um mich festzunehmen.“ 183:3.8 (1975.1) While Jesus thus effectively put a stop to this show of physical resistance by his followers, it was enough to arouse the fear of the captain of the guards, who now, with the help of his soldiers, laid heavy hands on Jesus and quickly bound him. And as they tied his hands with heavy cords, Jesus said to them: “Why do you come out against me with swords and with staves as if to seize a robber? I was daily with you in the temple, publicly teaching the people, and you made no effort to take me.”
183:3.9 (1975.2) Nachdem Jesus gefesselt worden war, gab der Hauptmann aus Furcht, die Anhänger des Meisters könnten versuchen, ihn zu befreien, den Befehl, sie festzunehmen; aber die Soldaten waren nicht schnell genug, weil Jesu Anhänger des Hauptmanns Befehl zu ihrer Verhaftung gehört hatten und eiligst in die Schlucht zurück flohen. Die ganze Zeit über war Johannes Markus in der nahen Hütte eingeschlossen geblieben. Als die Wachen sich mit Jesus auf den Rückweg nach Jerusalem machten, versuchte Johannes Markus, sich aus der Hütte zu stehlen, um die fliehenden Apostel und Jünger einzuholen; aber gerade als er heraustrat, kam einer der letzten der zurückkehrenden Soldaten, die die fliehenden Jünger verfolgt hatten, ganz nah vorüber, und als er den jungen Mann in seinem leinenen Mantel erblickte, nahm er seine Verfolgung auf und holte ihn beinahe ein. Tatsächlich kam er nahe genug an Johannes heran, um seinen Mantel zu packen, aber der junge Mann befreite sich von seiner Bekleidung und entwischte nackt, während der Soldat den leeren Mantel in der Hand hielt. So schnell er konnte, lief Johannes Markus zu David Zebedäus auf dem oberen Weg. Nachdem er David berichtet hatte, was geschehen war, eilten sie beide zu den Zelten der schlafenden Apostel zurück und informierten alle acht über den Verrat und die Verhaftung des Meisters. 183:3.9 (1975.2) When Jesus had been bound, the captain, fearing that the followers of the Master might attempt to rescue him, gave orders that they be seized; but the soldiers were not quick enough since, having overheard the captain’s orders to arrest them, Jesus’ followers fled in haste back into the ravine. All this time John Mark had remained secluded in the near-by shed. When the guards started back to Jerusalem with Jesus, John Mark attempted to steal out of the shed in order to catch up with the fleeing apostles and disciples; but just as he emerged, one of the last of the returning soldiers who had pursued the fleeing disciples was passing near and, seeing this young man in his linen coat, gave chase, almost overtaking him. In fact, the soldier got near enough to John to lay hold upon his coat, but the young man freed himself from the garment, escaping naked while the soldier held the empty coat. John Mark made his way in all haste to David Zebedee on the upper trail. When he had told David what had happened, they both hastened back to the tents of the sleeping apostles and informed all eight of the Master’s betrayal and arrest.
183:3.10 (1975.3) Etwa zur gleichen Zeit, da sie die acht Apostel weckten, kehrten die, welche in die Schlucht hinauf geflohen waren, zurück, und nun versammelten sich alle in der Nähe der Ölpresse, um zu beraten, was zu tun sei. Unterdessen gingen Simon Petrus und Johannes Zebedäus, die sich zwischen den Olivenbäumen versteckt hatten, schon hinter dem Haufen von Soldaten, Wächtern und Bediensteten her, die Jesus jetzt nach Jerusalem zurückführten, als wäre er ein hoffnungsloser Verbrecher. Johannes ging dicht hinter dem Haufen, aber Petrus folgte erst in großer Entfernung. Nachdem Johannes Markus sich aus dem Griff des Soldaten befreit hatte, fand er im Zelt von Simon Petrus und Johannes Zebedäus einen Mantel und warf sich ihn über. Er vermutete, die Wächter würden Jesus zum Hause des Hannas führen, des Hohenpriesters im Ruhestand; also machte er einen Bogen durch die Olivenhaine und traf noch vor dem Haufen beim Palast des Hohenpriesters ein, wo er sich in der Nähe des Toreingangs versteckte. 183:3.10 (1975.3) At about the time the eight apostles were being awakened, those who had fled up the ravine were returning, and they all gathered together near the olive press to debate what should be done. In the meantime, Simon Peter and John Zebedee, who had hidden among the olive trees, had already gone on after the mob of soldiers, guards, and servants, who were now leading Jesus back to Jerusalem as they would have led a desperate criminal. John followed close behind the mob, but Peter followed afar off. After John Mark’s escape from the clutch of the soldier, he provided himself with a cloak which he found in the tent of Simon Peter and John Zebedee. He suspected the guards were going to take Jesus to the home of Annas, the high priest emeritus; so he skirted around through the olive orchards and was there ahead of the mob, hiding near the entrance to the gate of the high priest’s palace.
4. Besprechung bei der Ölpresse ^top 4. Discussion at the Olive Press ^top
183:4.1 (1975.4) Jakobus Zebedäus sah sich von Simon Petrus und seinem Bruder Johannes getrennt, und so schloss er sich jetzt den anderen Aposteln und ihren Lagergenossen bei der Ölpresse an, um zu beraten, was angesichts der Verhaftung des Meisters unternommen werden sollte. 183:4.1 (1975.4) James Zebedee found himself separated from Simon Peter and his brother John, and so he now joined the other apostles and their fellow campers at the olive press to deliberate on what should be done in view of the Master’s arrest.
183:4.2 (1975.5) Andreas war aller Verantwortung für die Führung der Apostelgruppe enthoben worden; infolgedessen blieb er in dieser größten all ihrer Lebenskrisen still. Nach kurzem Gedankenaustausch bestieg Simon Zelotes die Steinmauer der Ölpresse und mit einem leidenschaftlichen Appell, dem Meister und der Sache des Königreichs treu zu bleiben, forderte er seine Mitapostel und die anderen Jünger auf, dem Haufen nachzueilen und Jesus zu befreien. Die Mehrzahl der Anwesenden wäre bereit gewesen, seiner aggressiven Führung zu folgen, wäre da nicht Nathanael mit seinem Rat gewesen. Kaum hatte Simon zu sprechen aufgehört, als er sich erhob und ihre Aufmerksamkeit auf Jesu oft wiederholte Lehren von der Widerstandslosigkeit lenkte. Er rief ihnen ferner in Erinnerung, dass Jesus sie eben noch in dieser Nacht dazu angehalten hatte, ihr Leben für jene Zeit zu bewahren, da sie in die Welt hinausziehen sollten, um die gute Nachricht des Evangeliums vom himmlischen Königreich zu verkünden. Und Nathanael wurde in seinem Standpunkt bestärkt durch Jakobus Zebedäus, der nun berichtete, wie Petrus und andere ihre Schwerter gezogen hatten, um den Meister gegen die Verhaftung zu verteidigen, und wie Jesus Petrus und seinen Mitstreitern geboten hatte, ihre Klingen einzustecken. Auch Matthäus und Philipp hielten Ansprachen, aber bei der Diskussion kam nichts Entscheidendes heraus, bis Thomas sie auf die Tatsache aufmerksam machte, dass Jesus Lazarus geraten hatte, sein Leben nicht aufs Spiel zu setzen, und darlegte, dass sie nichts tun konnten, um ihren Meister zu retten, da er seinen Freunden nicht erlaubte, ihn zu verteidigen und da er sich weiterhin weigerte, seine göttlichen Machtmittel einzusetzen, um seine menschlichen Feinde an ihrem Tun zu hindern. Thomas überzeugte sie, auseinander zu gehen, jeder für sich, während vereinbart wurde, dass David Zebedäus im Lager bleiben und hier für die Gruppe ein Koordinationszentrum und ein Botenhauptquartier aufrechterhalten solle. An diesem Morgen um halb drei Uhr war das Lager verlassen; nur David blieb mit drei oder vier Boten dort, denn die anderen waren ausgesandt worden, um Informationen darüber zu sammeln, wohin man Jesus gebracht hatte und was man mit ihm zu tun vorhatte. 183:4.2 (1975.5) Andrew had been released from all responsibility in the group management of his fellow apostles; accordingly, in this greatest of all crises in their lives, he was silent. After a short informal discussion, Simon Zelotes stood up on the stone wall of the olive press and, making an impassioned plea for loyalty to the Master and the cause of the kingdom, exhorted his fellow apostles and the other disciples to hasten on after the mob and effect the rescue of Jesus. The majority of the company would have been disposed to follow his aggressive leadership had it not been for the advice of Nathaniel, who stood up the moment Simon had finished speaking and called their attention to Jesus’ oft-repeated teachings regarding nonresistance. He further reminded them that Jesus had that very night instructed them that they should preserve their lives for the time when they should go forth into the world proclaiming the good news of the gospel of the heavenly kingdom. And Nathaniel was encouraged in this stand by James Zebedee, who now told how Peter and others drew their swords to defend the Master against arrest, and that Jesus bade Simon Peter and his fellow swordsmen sheathe their blades. Matthew and Philip also made speeches, but nothing definite came of this discussion until Thomas, calling their attention to the fact that Jesus had counseled Lazarus against exposing himself to death, pointed out that they could do nothing to save their Master inasmuch as he refused to allow his friends to defend him, and since he persisted in refraining from the use of his divine powers to frustrate his human enemies. Thomas persuaded them to scatter, every man for himself, with the understanding that David Zebedee would remain at the camp to maintain a clearinghouse and messenger headquarters for the group. By half past two o’clock that morning the camp was deserted; only David remained on hand with three or four messengers, the others having been dispatched to secure information as to where Jesus had been taken, and what was going to be done with him.
183:4.3 (1976.1) Fünf der Apostel, Nathanael, Matthäus, Philipp und die Zwillinge, tauchten in Bethphage und Bethanien unter. Thomas, Andreas, Jakobus und Simon Zelotes verbargen sich in der Stadt. Simon Petrus und Johannes Zebedäus folgten dem Zug bis zum Hause des Hannas. 183:4.3 (1976.1) Five of the apostles, Nathaniel, Matthew, Philip, and the twins, went into hiding at Bethpage and Bethany. Thomas, Andrew, James, and Simon Zelotes were hiding in the city. Simon Peter and John Zebedee followed along to the home of Annas.
183:4.4 (1976.2) Kurz nach Tagesanbruch irrte Simon Petrus, ein trauriges Bild tiefer Verzweiflung, in das Lager Gethsemane zurück. David Zebedäus schickte ihn unter Obhut eines Boten zu seinem Bruder Andreas, der sich im Hause des Nikodemus in Jerusalem aufhielt. 183:4.4 (1976.2) Shortly after daybreak, Simon Peter wandered back to the Gethsemane camp, a dejected picture of deep despair. David sent him in charge of a messenger to join his brother, Andrew, who was at the home of Nicodemus in Jerusalem.
183:4.5 (1976.3) Wie Jesus ihm aufgetragen hatte, blieb Johannes Zebedäus bis zum Ende der Kreuzigung stets in seiner Nähe, und er war es, der Davids Boten von Stunde zu Stunde mit Nachrichten versorgte, die sie David zum Lager im Garten brachten und die dann an die Apostel in ihren Verstecken und an die Familie Jesu weitergeleitet wurden. 183:4.5 (1976.3) Until the very end of the crucifixion, John Zebedee remained, as Jesus had directed him, always near at hand, and it was he who supplied David’s messengers with information from hour to hour which they carried to David at the garden camp, and which was then relayed to the hiding apostles and to Jesus’ family.
183:4.6 (1976.4) Gewiss, der Hirt ist geschlagen und die Schafe sind versprengt! Zwar sind sie sich alle irgendwie bewusst, dass Jesus im voraus ihre Aufmerksamkeit gerade auf diese Situation gelenkt hat, aber der Schock über des Meisters plötzliches Verschwinden ist zu groß, als dass sie fähig wären, ihren Verstand normal zu gebrauchen. 183:4.6 (1976.4) Surely, the shepherd is smitten and the sheep are scattered! While they all vaguely realize that Jesus has forewarned them of this very situation, they are too severely shocked by the Master’s sudden disappearance to be able to use their minds normally.
183:4.7 (1976.5) Es war kurz nach Tagesanbruch und gleich, nachdem Petrus zu seinem Bruder geschickt worden war, als Jude, Jesu leiblicher Bruder, der dem Rest der Familie vorausgeeilt war, nahezu außer Atem im Lager eintraf, nur um hier zu erfahren, dass der Meister bereits verhaftet worden sei; und er eilte auf der Straße nach Jericho zurück, um seiner Mutter und seinen Geschwistern die Nachricht zu bringen. Durch Jude ließ David Zebedäus der Familie Jesu ausrichten, sie solle sich im Hause von Martha und Maria in Bethanien versammeln und dort auf die Nachrichten warten, die seine Läufer ihr regelmäßig überbringen würden. 183:4.7 (1976.5) It was shortly after daylight and just after Peter had been sent to join his brother, that Jude, Jesus’ brother in the flesh, arrived in the camp, almost breathless and in advance of the rest of Jesus’ family, only to learn that the Master had already been placed under arrest; and he hastened back down the Jericho road to carry this information to his mother and to his brothers and sisters. David Zebedee sent word to Jesus’ family, by Jude, to forgather at the house of Martha and Mary in Bethany and there await news which his messengers would regularly bring them.
183:4.8 (1976.6) Das war die Situation in der zweiten Hälfte der Nacht vom Donnerstag und in den frühen Morgenstunden des Freitags, soweit es die Apostel, die wichtigsten Jünger und Jesu irdische Familie betraf. Und der Kontakt zwischen all diesen Gruppen und Einzelpersonen wurde durch den Botendienst aufrechterhalten, den David Zebedäus weiter von seinem Hauptquartier im Lager Gethsemane aus leitete. 183:4.8 (1976.6) This was the situation during the last half of Thursday night and the early morning hours of Friday as regards the apostles, the chief disciples, and the earthly family of Jesus. And all these groups and individuals were kept in touch with each other by the messenger service which David Zebedee continued to operate from his headquarters at the Gethsemane camp.
5. Auf dem Weg zum Palast des Hohenpriesters ^top 5. On the Way to the High Priest’s Palace ^top
183:5.1 (1977.1) Bevor sie mit Jesus den Garten verließen, erhob sich zwischen dem jüdischen Hauptmann der Tempelwächter und dem römischen Hauptmann der Kompanie Soldaten ein Streit darüber, wohin sie Jesus bringen sollten. Der Hauptmann der Tempelwächter gab Order, man solle ihn vor Kajaphas, den amtierenden Hohenpriester, führen. Der Hauptmann der römischen Garde befahl, man solle Jesus zum Palast des Hannas, des früheren Hohenpriesters und Schwiegervaters von Kajaphas, schaffen. Und das tat er, weil die Römer gewohnt waren, bei allen Angelegenheiten, die mit dem Vollzug der jüdischen geistlichen Gesetze zu tun hatten, direkt mit Hannas zu verhandeln. Man gehorchte dem Befehl des römischen Hauptmanns, und Jesus wurde zu einer Voruntersuchung zum Hause des Hannas gebracht. 183:5.1 (1977.1) Before they started away from the garden with Jesus, a dispute arose between the Jewish captain of the temple guards and the Roman captain of the company of soldiers as to where they were to take Jesus. The captain of the temple guards gave orders that he should be taken to Caiaphas, the acting high priest. The captain of the Roman soldiers directed that Jesus be taken to the palace of Annas, the former high priest and father-in-law of Caiaphas. And this he did because the Romans were in the habit of dealing directly with Annas in all matters having to do with the enforcement of the Jewish ecclesiastical laws. And the orders of the Roman captain were obeyed; they took Jesus to the home of Annas for his preliminary examination.
183:5.2 (1977.2) Judas marschierte in der Nähe der Hauptleute und hörte alles mit an, was gesagt wurde. Er nahm aber an der Auseinandersetzung nicht teil, denn weder der jüdische Hauptmann noch der römische Offizier würdigten den Verräter eines Wortes, so sehr verachteten sie ihn. 183:5.2 (1977.2) Judas marched along near the captains, overhearing all that was said, but took no part in the dispute, for neither the Jewish captain nor the Roman officer would so much as speak to the betrayer—they held him in such contempt.
183:5.3 (1977.3) Etwa zu dieser Zeit erinnerte sich Johannes Zebedäus der Anweisung seines Meisters, immer in seiner Reichweite zu bleiben, und er schloss eiligst zu Jesus auf, der zwischen den beiden Hauptleuten ging. Als der Befehlshaber der Tempelwächter Johannes auf einmal neben sich erblickte, sagte er zu seinem Gehilfen: „Ergreife diesen Mann und fessle ihn. Er ist einer der Mitläufer dieses Kerls hier.“ Aber als der römische Hauptmann dies hörte, sich umschaute und Johannes erblickte, gab er Befehl, der Apostel solle zu ihm herüberkommen und niemand solle ihn behelligen. Dann sagte der römische Hauptmann zu dem jüdischen Hauptmann: „Dieser Mann ist weder ein Verräter noch ein Feigling. Ich habe ihn im Garten gesehen, und er hat nicht das Schwert gezogen, um uns Widerstand zu leisten. Er hat den Mut, sich vorzuwagen, um bei seinem Meister zu sein, und niemand soll Hand an ihn legen. Das römische Gesetz erlaubt, dass jeder Gefangene mindestens einen Freund bei sich habe, wenn er vor dem Richter steht, und dieser Mann soll nicht daran gehindert werden, an der Seite seines Meisters, des Gefangenen, zu bleiben.“ Als Judas das hörte, war er so beschämt und gedemütigt, dass er sich hinter die Marschierenden zurückfallen ließ und allein beim Palast des Hannas eintraf. 183:5.3 (1977.3) About this time John Zebedee, remembering his Master’s instructions to remain always near at hand, hurried up near Jesus as he marched along between the two captains. The commander of the temple guards, seeing John come up alongside, said to his assistant: “Take this man and bind him. He is one of this fellow’s followers.” But when the Roman captain heard this and, looking around, saw John, he gave orders that the apostle should come over by him, and that no man should molest him. Then the Roman captain said to the Jewish captain: “This man is neither a traitor nor a coward. I saw him in the garden, and he did not draw a sword to resist us. He has the courage to come forward to be with his Master, and no man shall lay hands on him. The Roman law allows that any prisoner may have at least one friend to stand with him before the judgment bar, and this man shall not be prevented from standing by the side of his Master, the prisoner.” And when Judas heard this, he was so ashamed and humiliated that he dropped back behind the marchers, coming up to the palace of Annas alone.
183:5.4 (1977.4) Und das erklärt, weshalb es Johannes Zebedäus erlaubt war, in all den harten Prüfungen dieser Nacht und des nächsten Tages stets in Jesu Nähe zu bleiben. Die Juden wagten nicht, irgendetwas zu Johannes zu sagen oder ihn in irgendeiner Weise zu belästigen, weil er so etwas wie den Status eines römischen Beraters besaß, der zum Beobachter bei den Verhandlungen vor dem jüdischen geistlichen Gerichtshof bestimmt worden war. Die privilegierte Stellung von Johannes wurde noch mehr gefestigt, als der Römer am Eingang zum Palast des Hannas Jesus dem Hauptmann der Tempelwächter übergab, und dabei zu seinem Adjutanten sagte: „Begleite diesen Gefangenen und sorge dafür, dass die Juden ihn nicht ohne die Zustimmung von Pilatus töten. Wache darüber, dass sie ihn nicht ermorden, und sorge dafür, dass es seinem Freund, dem Galiläer, erlaubt wird, dabei zu sein und alles zu beobachten, was vor sich geht.“ Und so war Johannes in der Lage, die ganze Zeit bis zu Jesu Tod am Kreuz in seiner Nähe zu bleiben, während die anderen zehn Apostel gezwungen waren, sich versteckt zu halten. Johannes handelte unter römischem Schutz, und die Juden wagten es bis nach des Meisters Tod nicht, ihn zu belästigen. 183:5.4 (1977.4) And this explains why John Zebedee was permitted to remain near Jesus all the way through his trying experiences this night and the next day. The Jews feared to say aught to John or to molest him in any way because he had something of the status of a Roman counselor designated to act as observer of the transactions of the Jewish ecclesiastical court. John’s position of privilege was made all the more secure when, in turning Jesus over to the captain of the temple guards at the gate of Annas’s palace, the Roman, addressing his assistant, said: “Go along with this prisoner and see that these Jews do not kill him without Pilate’s consent. Watch that they do not assassinate him, and see that his friend, the Galilean, is permitted to stand by and observe all that goes on.” And thus was John able to be near Jesus right on up to the time of his death on the cross, though the other ten apostles were compelled to remain in hiding. John was acting under Roman protection, and the Jews dared not molest him until after the Master’s death.
183:5.5 (1977.5) Und während des ganzen Weges bis zum Palast des Hannas kam kein Wort über Jesu Lippen. Vom Augenblick seiner Verhaftung bis zum Zeitpunkt seines Erscheinens vor Hannas sprach der Menschensohn kein Wort. 183:5.5 (1977.5) And all the way to the palace of Annas, Jesus opened not his mouth. From the time of his arrest to the time of his appearance before Annas, the Son of Man spoke no word.